Jolanda Kallabis (links) ist auf dem besten Weg in die Weltspitze –­ und das mit ihren ganz eigenen Vorstellungen und Methoden. Foto: Eibner

Erst der Vater, jetzt die Tochter: Jolanda Kallabis hat sich bei der U18-Junioren-EM in Jerusalem zur Europameisterin gekürt. Über die Hindernis-Strecke – wie eben einst Damian Kallabis.

Deutsche U18-Bestleistung

Als Damian Kallabis 1998 in Budapest Europameister über 3000 Meter Hindernis wurde, sorgte der Oberndorfer damals für eine der größten Überraschungen in der Leichtathletik-Szene. Ein ähnlicher Coup gelang nun seiner Tocher. Jolanda, die in Freiburg lebt, startete in Jerusalem über die 2000 Meter Hindernis, um am Ende ganz oben auf dem Treppchen zu stehen: Mission gelungen, Europameisterin! In 6:20,22 Minuten war die 17-Jährige, für die FT 1844 Freiburg am Start, die schnellste aller Läuferinnen und sorgte obendrein für eine neue deutsche U18-Bestleistung.

Nicht ganz überraschend

Für ihren Vater, der mittlerweile in Stockach am Bodensee lebt, kam der Sieg nicht ganz überraschend: "Sie hatte immerhin die schnellste Meldezeit. Aber klar, man kann das nicht vorhersagen. Es kann immer irgendwas passieren im Rennen." Den tollen Erfolg aus deutscher Sicht rundete ihre Teamkollegin Adia Budde (TSV Altenholz) mit Platz zwei ab.

"Jetzt oder nie!"

Für Jolanda Kallabis hätte das Rennen in Israel nicht besser laufen können. Die Spanierin Maria Viciosa und Dänemarks Vorlaufschnellste Sofia Thogersen, die sich in 6:29,68 Minuten Bronze sichern konnte, machten die Führungsarbeit und drückten mächtig aufs Tempo. Das Feld zog sich bei brütender Hitze auseinander – immer mit dabei aber die beiden Deutschen. Am vorletzten Wassergraben setzte Jolanda Kallabis alles auf eine Karte, vertraute ihrem starken Endspurt und die Rechnung ging voll auf: Gold! "Das war genau so geplant", so Jolanda Kallabis: "Ich wollte auf keinen Fall Tempo machen, weil meine Stärke ja eher der Schlussspurt ist. Das hat perfekt geklappt, am vorletzten Wassergraben habe ich eine Lücke gesehen und gedacht: Jetzt oder nie!"

Zukunft noch offen

Damian Kallabis, der über die 3000 Meter Hindernis noch immer den deutschen Rekord hält, erklärt, dass seiner Tochter ihre Zukunft wohl eher nicht auf der langen Hindernisstrecke sieht: "Jolanda läuft auch gerne die 400 Meter Hürden. Sie genießt es, sich jetzt noch nicht festlegen zu müssen." Ein Grund für ihre Stärke.

Abitur steht an

Der Vater räumt ein, dass der eine oder andere vielleicht doch etwas irritiert ist ob der Trainingsgestaltung seiner Tochter. Jolanda, die im nächsten Jahr ihr Abitur macht, läuft in der Woche zirka 30 bis 40 Kilometer – im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen, die das doppelte unterwegs sind, eher wenig.

Flexibles Training

Dafür trainiert die 17-Jährige sehr abwechslungsreich: "Sie macht Aqua-Jogging, fährt mit dem Rad und genießt es einfach, nicht monoton trainieren zu müssen." Mit der Trainingsgestaltung hat der ehemalige Oberndorfer aber nichts zu tun. Jolanda wird ausschließlich von ihrer Mutter Nina, ebenfalls früher aktive Läuferin, gecoacht, den Weg, den die beiden beschreiten, findet er super: "Sie läuft jetzt nicht unzählige Kilometer und hat daher immer noch Spielraum nach oben. Auch ist die Verletzungsgefahr dadurch nicht so hoch. Und vor allem, der Spaß geht nicht verloren."

DM in Ulm

Auch am kommenden Wochenende bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Ulm setzt die frisch gebackene Europameisterin auf Abwechslung. Neben den 2000 Meter Hindernis startet sie auch über die 400 Meter Hürden. Ungewöhnlich für eine Athletin auf diesem Niveau.

Apropos Niveau. Auch in der Schule läuft’s bestens, auch wenn mal die eine odere andere Unterrichtsstunde aufgrund des Sports verpasst wird. Für Jolanda Kallabis bislang kein Problem – auch wegen ihrer Flexibilität.