Als „Treff für alli“ leistet die Gmeistube in Marzell einen besonderen Dienst.
Die Eingangstür im Alten Rathaus in Marzell steht offen, im Treppenaufgang brennt eine Kerze. Jeden letzten Freitag im Monat hat die Gmeistube geöffnet. Seit zwölf Jahren ist der „Treff für alli“ fester Bestandteil des sozialen Dorflebens. Ein leckeres Abendessen gibt es obendrein.
Hinter der Theke gönnt sich Erika Lindemer vom Gmeistube-Team einen Cappuccino. Die Tische hat sie bereits gedeckt, das Essen auf dem Buffett angerichtet. An diesem Tag gibt es leichte Sommergerichte. Mit Tomaten aus dem eigenen Garten hat Lindemer eine Gazpacho angerichtet. Dazu werden kleingeschnittene Paprika, Gurke, Frühlingszwiebeln, Petersilie und Brot gereicht. Daneben stehen ein heißer Zucchini-Tomaten Auflauf und ein Speck-Gemüse-Quiche, die eine Besucherin zubereitet hat.
Um 19 Uhr trudeln die ersten Besucher ein. „Ende August wird nicht viel los sein“, ist sich Lindemer sicher, die an diesem Abend für den Thekendienst zuständig ist und die Gäste mit Getränken versorgt. Eine knappe Stunde später kommt ein weiterer Schwung an Besuchern dazu. Beide Tische sind belegt, die Gäste unterhalten sich angeregt, meist kennt man sich von früheren Treffen oder aus dem Dorf.
Erika Lindemer stellt das Essen vor und hat noch eine Überraschung parat: Ein Geburtstagskind kommt später mit einer Schwarzwälder Kirschtorte vorbei.
Schwarzwälder Kirschtorteim Gepäck
Als Rosemarie Burkhardt mit der Torte eintrifft, wird sie mit einem fröhlichen Geburtstagsständchen willkommen geheißen. Sie feiert ihren 72. Geburtstag. Das Publikum ist bunt gemischt, die Frauenanzahl überwiegt, meist ist die ältere Generation anwesend.
Das war nicht immer so. Als die Gmeistube 2013 aus einem Gemeindeentwicklungskonzept ins Leben gerufen wurde, fanden die Treffen jeden Freitag statt. Damals gab es noch viele Themenabende, erinnert sich Astrid Temmen, die von Anfang an zum Team gehört. „Stellenweise war der Raum so voll, dass er aus allen Nähten geplatzt ist“, erinnert sie sich an Vorträge, Buchvorstellungen und den Besuch einer Hundetrainerin, die auch viele Gäste von auswärts anzogen.
2017 wurden die rührigen Mitarbeiter mit dem Ehrenamtspreis der Gemeinde Malsburg-Marzell für ihr Gmeistube-Engagement bedacht.
Treffen finden nur noch monatlich statt
Mit Corona kam ein Einschnitt. Seither finden die Treffen nur noch monatlich statt. „Früher gab es mehr Vorträge, heute steht die Geselligkeit im Mittelpunkt“, sagt Temmen.
Die meisten Besucher stammen aus Marzell. So auch Lisa Dehm, die seit 1986 im Dorf lebt. „Ich komme aus Berlin und bin ein Großstadtkind“, erzählt sie. Sie komme nicht häufig, aber immer gerne in die Gmeistube, weil sie die Dorfgemeinschaft schätzt.
Gäste unterhalten sich über dies und jenes
Elke Trefzer, eine weitere Marzellerin, ist mit ihrer Freundin gekommen. „Es ist schön, wenn was im Dorf los ist“, sagt sie über die lockeren Treffen. Neben dem Essen, das vom Team liebevoll zubereitet wird, steht der Austausch im Mittelpunkt. Man unterhält sich über dieses und jenes, die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr, die Straßensperrungen und den schlechten Zustand der Straße nach Badenweiler, darüber wie es den Haustieren geht und ob es in Sachen Windkraft Neuigkeiten gibt.
Es ist eine angenehme und herzliche Atmosphäre, die letzten Tische leeren sich erst kurz vor 23 Uhr. Erika Lindemer ist mit dem Abwasch und Aufräumen fertig. Als letzte verlässt sie den Raum und schließt ab.
Bevor sich die Gruppe auflöst, gibt Ulrike Richter einen Termin bekannt: Die Hundetrainerin Britta Ebert-Schöbel, die vor einigen Jahren ein volles Haus bescherte, wird beim Oktober-Treff einen weiteren Vortrag halten.
Öffnungszeiten
Die Gmeistube
ist jeden letzten Freitag im Monat ab 19 Uhr geöffnet. Die Treffen finden im Saal im Alten Rathaus in Marzell statt.