Herzlos in einem Karton ausgesetzt wurden Ende Juli eine Chihuahua-Hündin und fünf Welpen. Vorübergehend kamen sie im Tierheim unter. Nun gibt es erfreuliche Nachrichten.
Es ist Montagabend, als ein Mann auf dem Weg zum Zigarettenautomaten einen skurrilen Fund macht. Am Wegrand neben der AOK-Geschäftsstelle in der Oberstadt steht ein raschelnder Karton. Was sich darin befand, überraschte den 30-Jährigen.
Sechs Hundeaugenpaare schauten ihn an – eine Hündin mit fünf Welpen, wie sich herausstellte. Er alarmierte die Polizei. Diese nahm die Hunde vorerst unter ihre Fittiche, bis sie am nächsten Morgen an Monika Roth übergeben wurden.
Monika Roth ist Leiterin der Katzenauffangstation in Oberndorf und Mitglied des Tierschutzvereins in Alpirsbach (Kreis Freudenstadt). Sie nahm die Hunde mit ins Tierheim nach Alpirsbach.
Denn: In Oberndorf gab es keine Möglichkeit die Tiere aufzunehmen, so Roth. Dort gebe es nur Außenzwinger, was keine Option sei, wenn man Welpen warmhalten müsse.
Welpen von Beginn an menschenbezogen
In Alpirsbach machten die Welpen von Anfang an einen quirligen Eindruck. Sie seien sehr menschenbezogen gewesen und verschmust, berichtet sie in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Die jüngsten Welpen seien zirka sieben Wochen alt gewesen, die mittleren etwa zehn Wochen alt.
Somit zeigt sich schnell: Es ist nicht nur das Schicksal einer Hundefamilie. Gleich zwei verschiedene Würfe wurden ausgesetzt. Und das Rätselhafteste von allem: Die Hündin ist vom keinem der beiden Würfe die Mutter, berichtet die Tierschützerin. Somit steht der großer Verdacht einer illegalen Zucht im Raum.
Von Beginn an habe es großes Interesse an den Welpen gegeben, zeigt Roth auf. Um die 20 Interessenten hätten sich bei ihr gemeldet. Doch zu diesem Zeitpunkt seien die Welpen noch zu jung gewesen. Außerdem musste die Tierschützerin erst schauen, wie sich die Tiere entwickeln würden.
Vermittlung seit September
Deshalb war es erst im September so weit. Und: Alle Welpen haben ein neues Zuhause gefunden. Dort leben sie nun gemeinsam mit einem Zweithund.
Die Hündin hingegen zeigte sich nach dem Fund verängstigt und ließ auch niemanden an sich heran, so die Tierschützerin mit Bedauern. „Sobald man mit der Hand in ihre Nähe kam, verteidigte sie sich.“ Das sei nicht bösartig gewesen, sondern eine Schutzreaktion. Sie sei eben schon älter und habe wohl schon einiges erlebt.
Doch auch sie habe nun ein neues Zuhause gefunden. Beim vierten Interessenten hätte es „gleich gepasst“. Der neue Besitzer habe sie sogar aus der Hand füttern können und die Hündin habe sich in der ersten Nacht bereits in ihr Hundebett tragen lassen, berichtet Roth und freut sich.
Ob die ursprünglichen Besitzer derweil von der Polizei gefunden wurde, konnte Monika Roth nicht sagen. Denn: Polizei, Veterinäramt und Ordnungsamt suchten direkt nach dem Fund den Besitzer.
Auf vorherige Besitzer wird eine Strafe zukommen
Was aber sicher sei, sei dass auf den Besitzer eine Strafe zukommen würde. Die Tierrechtsorganisation PETA setzte sogar ein Belohnung für Hinweise in Höhe von 500 Euro aus.
Außerdem sei von Anfang an klar gewesen, dass die vorherigen Besitzer die Hunde nicht wieder zurück gekommen hätte, betont Monika Roth. Wer Hunde in einem Karton aussetze, werde seine Tiere auch nicht wiederbekommen.
Rechtliche Konsequenzen
Tierschutzgesetz
Die Tierrechtsorganisation PETA weist darauf hin, dass das Aussetzen von Tieren laut Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes verboten ist und ebenso den Straftatbestand der Tierquälerei nach Paragraf 17 des Gesetzes erfüllen kann. Dies kann mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. Das Tierschutzgesetz greife auch, wenn Halter die Tiere nicht artgerecht unterbringen und versorgen oder notwendige Hilfeleistungen unterlassen.