Eines dürfte seit dem Staatsbesuch des französischen Präsident Emmanuel Macron in Moskau klar sein: Putin hat den größten Tisch.
Stuttgart - Jemand an einen Tisch zu bringen, hat etwas mit Nähe und Versöhnung zu tun. Wie soll man aber dieses kolossale Möbel verstehen, an dessen Stirnseite zwei vergleichsweise winzig wirkende Männchen auf kleinen Stühlen ihrem jeweiligen Gegenüber Dinge zuzurufen scheinen? Die Positionen zwischen dem russischen Präsident Putin und seinem Amtskollegen aus Frankreich liegen offensichtlich noch ziemlich weit auseinander.
Man kann über den Zweck von Staatsbesuchen auf diese Distanz streiten – immerhin sind sie coronakonform. Von Putin ist bekannt, dass er sich nicht nur vor der Nato-Osterweiterung fürchtet, sondern ebenso vor Ansteckung. So gesehen wäre das kolossale Stück nichts weiter als ein in die Staatsmöblierung eingelassenes Abstandsgebot.
Tücke des monumentalen Objekts
Andererseits eilt reichen und mächtigen Russen insgesamt der Ruf voraus, es etwas üppiger zu lieben. Vielleicht gibt es so etwas ähnliches wie Stretch-Limousinen auch für Tische. Ein wenig erinnert die Szene auch an Charlie Chaplins Film „Der Große Diktator“, wo anlässlich eines anderen Staatsbesuches zwei über den Geschicken der Welt schwebende Politiker ihren Konkurrenzkampf auf sich in unermessliche Höhe pumpenden hydraulischen Stühlen austragen.
In jedem Fall gilt für die Tücke des monumentalen Objekts: Je pompöser die Maße, desto zwergenhafter erscheinen die Menschen dahinter.