Die Hexen kennen wie immer keine Berührungsängste. Foto: Schwind

Zum zweiten Mal nach 2022 waren die Glockenputzer der Sulzer Narrenzunft am Samstagnachmittag auf der Schillerhöhe und dem Kastell unterwegs – mit deutlich mehr Teilnehmern.

Sulz - Einen Grund sehen die Verantwortlichen darin, dass sich der Nachmittag bestens für die ganze Familie eignet. Wer besucht werden wollte, musste sich im Vorfeld anmelden und bekam dann die ungefähre Uhrzeit mitgeteilt.

Was macht den Reiz der Fasnet und vor allen Dingen das Glockenputzen bei den Sulzer Narren aus? Um das herauszufinden, ist unser Mitarbeiter in das Traditions- und zugleich älteste Sulzer Narrenkleid, den Narro, geschlüpft und hat die Narren begleitet.

Den Sulzer Narrensprung gilt es zu beherrschen

Wie er erfuhr, ist dieser Weißnarrentyp in der schwäbisch-alemannischen Fasnet weit verbreitet. Es war für ihn ein erhabenes Gefühl, im Narro, der die traditionelle Sulzer Fasnet mit den beiden Stadtfarben gelb und rot entstehen ließ, mitten unter Gleichgesinnten und begleitet vom Narrenmarsch durch die Sulzer Straßen ziehen zu dürfen.

Mit der besonderen Sulzer Schrittfolge wäre er allerdings zumindest am Anfang überfordert gewesen. Den "Sulzer Narrensprung" gilt es nämlich von jedem Narro und Salzsieder in der Sulzer Zunft zu beherrschen. Den Teilnehmern an Umzügen muss er eine Selbstverständlichkeit sein.

Endlich wieder "auf die Gass" gehen

Peter Gayer, der als der Erfinder und Ideengeber des wohl schönsten Sulzer Narrenkleides, des Salzsieders, gilt, taucht tief in die Vergangenheit ein und erklärt dem Reporter, dass die Sulzer Narren sich zum Rottweiler Narrenmarsch an den Umzügen bewegten, bevor der eigene Marsch komponiert wurde. Deshalb sei auch heute noch eine Ähnlichkeit der Schrittfolge vorhanden, wobei sich die Sulzer Variante am Schluss deutlich abhebe.

Die Narren freuten sich unendlich, in ihre Narrenkleider schlüpfen zu dürfen, um wieder auf die "Gass" zu gehen. "Es kribbelt mich von den Fingerspitzen bis zu den Zehen" freute sich Salzsieder Katrin Domonell. So machten sich dann alleine auf der Schillerhöhe zwei Gruppen mit je rund 30 Narros, Salzsiedern, dem Optimisten und den Sulzer Hexen auf zum ersten Treff.

Narrensamen stark vertreten

Die Reinigungstrupps hatten jede Menge gute Laune und Fasnetsstimmung im Gepäck. Auf ihrem letzten Wegstück wurden sie von der Narrenkapelle abgeholt und bis zum Ziel begleitet, wo sie bereits erwartet wurden.

Dann gab es Straßenfasnet pur, der Kreuzweg bebte, Narren wie Zivilisten lagen sich tanzend und feiernd in den Armen. Einige Gastgebebewirteten die Narren großzügig.

Zahlenmäßig stark vertreten war der Narrensamen. Den Besen einer kleinen Sulzer Hexe hatte man schon im vergangenen Jahr gesehen. „"Ich bin der einzige, der so einen kleinen Besen hat und der kommt nur zur Fasnet zum Einsatz" erklärte der stolze Vater.

Am Ende macht der Reporter mit

Die kleinen Salzsieder hatten den für die Narrenfigur markanten Siedelöffel und einen kleinen Korb dabei. Sie hüpften mit ihren Schellenriemen bereits gekonnt zur Melodie des Sulzer Narrenmarsches. Die Kleinen in Sulz wachsen mit der Fasnet auf – ist es womöglich Pflicht, noch vor dem Laufen zu lernen, wie man zum Sulzer Narrenmarsch hopst?.

Dem Reporter wird dieser Nachmittag als eine positive und schöne Erfahrung in der Erinnerung bleiben. Die Zunftmitglieder haben ihn ohne Umstände aufgenommen. Da gab es kein Abtasten, er konnte gleich dabei sein und fühlte sich nie als Störfaktor. Ein Aufnahmeritual gibt es nicht. Am Ende geht auch dem Reporter das "Narri, Narro und Hexabolla" über die Lippen.