Pianistin, Komponistin und Sound-Designerin Anna Habruk (vorne) und Fotografin Bohdana Tkach präsentieren die Ergebnisse ihrer Projekte im Haus von Global Forest. Beide Künstlerinnen stammen aus der Ukraine und setzten ihre Projekte im Rahmen einer dreimonatigen Künstlerresidenz um. Foto: Kuster

Zwei ukrainische Künstlerinnen präsentieren ihre Ausstellungen in den Räumen von Global Forest: Anna Habruk lädt ein zu einer Neuinterpretation klassischer Werke und Bohdana Tkach auf einen filmischen Streifzug.

St. Georgen - Bei dem Kunstverein Global Forest gibt es eine Eröffnung im Doppelpack: Am Freitag, 18. November, um 18 Uhr eröffnet Pianistin Anna Habruk ihre Ausstellung "Neoclassical Reflections". Parallel dazu wird der Film "Mandry" (ukrainisch "Streifzüge") gezeigt – eine Kollaboration zwischen der Fotografin Bohdana Tkach und Anna Habruk.

Beide Ausstellungen haben eines gemeinsam: Sie suchen einen neuen Zugang zu Altbekanntem. Für ihre Ausstellung "Neoclassical Reflections" wählte Anna Habruk fünf bekannte klassische Werke und komponierte diese neu: Chopins Nocturne op.9 No.1 (1827-1846), einen Teil von Bachs Cembalokonzerte no.1 (1738); Mozarts Requiem-Lacrimosa (1791), Tchaikovskys Nussknacker Suite op. 71a (Uraufführung 1892) und Dvoráks neunte Symphonie "Aus der neuen Welt" (Uraufführung 1894). Zu hören sind die Neukompositionen über Kopfhörer in schwarzen Boxen.

Neoclassical Reflections: Bekannte Werke neu erleben

So sollen sich die Zuhörer nur mit ihrem Gehör auf die Musik einlassen und sich von bisher vertrauten Bildern und Symboliken lösen, erklärt Viktoria Tiedeke, Vorstandsmitglied bei Global Forest. Zudem ist jede Box unterschiedlich gestaltet: Bei einer muss man stehen, bei der anderen liegen und bei einer weiteren sitzt man auf einer Holzschaukel. Und so, wie sich die Körperhaltung des Zuhörers ändert, ändere sich auch die körperliche Wahrnehmung der Musik.

Wahrnehmung erscheint auch das richtige Stichwort für den Film "Mandry". Als zyklische Reise durch die Region angelegt, durchläuft er die zentralen Themen Baum, Wasser, Wind, Erde und Sterne. Ukrainische Kinder wirkten als Statisten mit, die mit dem jeweiligen Element interagieren – und es so oft erst sicht- und hörbar werden lassen. Ein Beispiel: der Wind. An sich unsichtbar, bis er einen Vorhang aufbauscht oder ein Windrad zum drehen bringt.

Mandry: Sichtbar werden durch Interaktion

Darüber hinaus beschäftigte sich Tkach jüngst mit der Cyanotypie, einer der ältesten Techniken analoger Fotografie. Eine Oberfläche wird mit Chemikalien eingestrichen, darauf ein Objekt gelegt und mit UV-Licht belichtet. Zurück bleibt ein heller Umriss auf blauem Grund.

Ein Element erscheint so in ganz neuer Form – und ist nicht mehr das, was es einmal war. Im Film platziert eine Kinderhand kleine Kieselsteine auf einem zuvor präparierten Papier. Nach der Behandlung unter UV-Licht verwandelt sich das Papier in einen blauen Nachthimmel – und die Steine werden zu Sternen.

Unterstützt werden die Künstlerresidenzen durch die Stiftung Kunstfonds, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Goethe Institut, die Stadt St. Georgen und das Regierungspräsidium Freiburg. Die schwedische Nicht-Regierungsorganisation "Artists at Risk" und die Vermittlungsplattform des Goethe-Instituts halfen bei der Vermittlung der Residenzen von Anna Habruk und Bohdana Tkach.

Info: Vernissage

Am Freitag, 18. November, 18 Uhr, eröffnen die ukrainischen Künstlerinnen Anna Habruk und Bohdana Tkach ihre Ausstellungen zu "Neoclassical Reflections" und "Mandry" in der Künstlerresidenz von Global Forest, Friedrichstraße 5a, St. Georgen. Um 19 Uhr gibt es ein einführendes Künstlergespräch. Die Ausstellungen finden bis zum 30. November statt; Besuchstermine nach vorheriger Vereinbarung unter E-Mail info@global-forest.com.