Pfarrer Christian Albrecht während der Predigt  Screenshot: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Im Nachgang zur Ostermontagpredigt / Segnung Homosexueller sowie Missbrauch angesprochen

Aichhalden (sw). Ein Thema, mit dem sich der Kirchengemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Aichhalden am heutigen Dienstag, 18. Mai, ab 20 Uhr beschäftigen wird, ist die "Lage der Kirche". Tags darauf ist Sitzung des Kirchengemeinderats Heiligenbronn, es folgen am Donnerstag Winzeln und am Freitag, 21. Mai, Waldmössingen – alle jeweils um 20 Uhr und öffentlich.

Pfarrer Christian Albrecht hatte in seiner Ostermontagspredigt die strittigen Themen Missbrauch und Segnung Homosexueller in der Kirche thematisiert. Daraus, so stellt die Seelsorgeeinheit fest, habe sich eine umfangreiche Diskussion ergeben. Viele Zuschriften bekräftigten die Haltung des Pfarrers – es gebe aber auch fragende Kritik. Dem Gemeinsamen Ausschuss der Seelsorgeeinheit sei es in seiner jüngsten Sitzung wichtig gewesen, das Thema breiter in die Diskussion zu bringen. Die einzelnen Kirchengemeinderäte beschäftigten sich mit der ganzen Themenvielfalt.

Öffentliche Online-Veranstaltungam Dienstag, 8. Juni

Zudem soll am Dienstag, 8. Juni, zu einer öffentlichen Online-Diskussion eingeladen werden. Die Rahmenbedingungen dieser Veranstaltung sollen ebenfalls in der Sitzung am Dienstag geklärt werden. Vorgesehen ist, dass die einzelnen Kirchengemeinderäte ihre Standpunkte gebündelt in die öffentliche Diskussion einbringen sollten.

Albrecht hatte in seiner Predigt gesagt, der Kirche sei in diesem Jahr schwerer Schaden zugefügt worden – nicht wegen der Pandemie, sondern weil "viele meiner Amtsbrüder offensichtlich nicht mit dem Herrn unterwegs sind". Was im Erzbistum Köln geschehen sei, das mache selbst ihn sprachlos. Ein Erzbischof, der vielleicht zu Recht die juristische Klarheit vor den Aktionismus stelle, das sei das Eine. Jetzt solle aufgeklärt werden – reichlich spät. Ohne die Diözese Rottenburg-Stuttgart loben zu wollen, weil er in ihr auch Mangelhaftes zum Thema Missbrauch erlebt habe, gebe es dort seit 2002 institutionelle Aufklärung. "Wir versuchen in unserem Bistum ehrlich zu sein, was den Missbrauch durch Geistliche angeht."

Scheinheiligkeit sei in Köln wohl Programm. So habe sich Kardinal Woelki, bekannt durch markige, konservative Sprüche, auch eingereiht in die Schar derer, die die neueste Entgleisung aus kirchlichem Haus gut fänden.

Rom erkläre zum Wunsch nach der Segnung homosexueller Paare, die Kirche segne die Sünder, nicht die Sünde – ein Satz bei dem zumindest ihm, so betonte Albrecht, schlecht werde. Diese Aussage sei in ihrer beabsichtigten Verletzung nicht zu übertreffen. Das sei "ein Aufgeilen am Katholizismus". So über Menschen zu sprechen über Menschen, die sich in der Suche nach Christi auf einen gemeinsamen Weg machen, sei nicht nur grausam, sondern auch gotteslästerlich.

Die Weiterentwicklung des Weges Christi über die Jahrhunderte solle auch jetzt weitergehen – auch im Hinblick auf homosexuelle Menschen.

SystematischeScheinheiligkeitangesprochen

Zudem berichtete Albrecht von einer Erfahrung, die er als Student aus dem "liberalen" Tübingen gemacht habe, als er in Rom auf zwei Mitstudenten getroffen sei, denen die äußere Form und deren Wahrung sehr wichtig gewesen sei. Sie, in Soutane perfekt gestylt, hätten an ihm, der ein pfarrertypisches Collarhemd zu einer Jeans getragen habe, dies bemängelt und ihn in seiner Ernsthaftigkeit in Frage gestellt. Am Abend dann allerdings in der Studentenkneipe hätten die beiden dann zwei Männer geküsst – er habe sie angesprochen und gehofft, dass sie dazu stünden, doch weit gefehlt.

Dieses insgesamt sah Albrecht als "systematische Scheinheiligkeit". Die Kirche, die solche Subkulturen zulasse, aus Angst, mache sich schuldig. Viele Priester würden die in ihrem Umkreis nicht akzeptierte Lebensform verdrängen, es gehe um Angst, dass schützende Fassaden bröckelten. Und dass solche Männer übergriffig würden gegenüber Schutzbefohlenen, hierin sieht Albrecht auch "eine Folge des Systems".