Am Dienstag haben in Heiligenbronn die Mitglieder der Wahlversammlung Pfarrer Rüdiger Kocholl die Leitung des Dekanats Rottweil übertragen.
Die Wahl des neuen Dekans und seiner zwei Stellvertreter fand statt im Elisabetha-Glöckler-Saal der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn. Weihbischof Gerhard Schneider moderierte die Wahl. „Was wir heute erleben, ist ein Zeichen für selbstverständlich gelebte Synodalität in unserer Diözese Rottenburg-Stuttgart“, eröffnete der Weihbischof den Wahlvorgang.
Die Kandidaten
Mit Rüdiger Kocholl (48) hatte sich nur ein Kandidat zur Wahl des Dekans aufstellen lassen. „Wir leben in kirchlich schwierigen Zeiten. Entscheidend aber ist, was wir an der Basis in den Gemeinden unseres Dekanats Rottweil daraus machen. Darauf baue ich und das motiviert mich, mich als Dekan zu bewerben“, stellte sich Kocholl den Mitgliedern der Wahlversammlung vor. „Unser Hauptaugenmerk sollte auf der Weitergabe des Glaubens an die junge Generation liegen mit Offenheit für neue Formen und Wege, unser christlicher Glaube mit all seinen lokalen Traditionen darf nicht erlöschen“, beschrieb Kocholl seine Vorstellungen für seine Aufgabe. Den Menschen im Dekanat Rottweil wolle er unabhängig von ihrer Religion und Herkunft auf Augenhöhe begegnen und ihre Sorgen ernst nehmen.
Als einer der beiden Stellvertreter kandidierte Pfarrer Eberhard Eisele (62) von der Seelsorgeeinheit Sulgen-Hardt–Mariazell. Eisele, promovierter Mathematiker, hatte mit 33 Jahren sein Theologiestudium in Tübingen begonnen, er und Kocholl waren dort Kommilitonen. „Die Arbeit im Dekanat bedeutet Mehrarbeit, weitet aber auch den Blick“, sagte Eisele. Außerdem wolle er Kocholl unterstützen.
Pfarrer Martin Schwer von der Seelsorgeeinheit 10 Raum Oberndorf war der zweite Kandidat für die Stellvertretung. „Mit Kocholl haben wir einen engagierten Kandidaten, der auf Teamarbeit setzt und den man nicht alleine lassen will“, sagte auch Schwer. In Erinnerung an seine Flüchtlingsarbeit im Zusammenhang mit den Völkermord in Ruanda trug er zur Wahl ein afrikanisches Hemd, das ihm in der Folge eine Flüchtlingsfamilie geschenkt hatte.
Die Wahl
Von den 98 berechtigten Mitgliedern waren 61 anwesend, somit war die Versammlung „wahlfähig“ und der Dekanatsratsvorsitzende Wolfgang Geißler konnte mit der Wahlurne durch die Reihen gehen. Nach der Auszählung durch den Wahlausschuss entfielen auf Kocholl 59 Stimmen bei zwei Enthaltungen, auf Eisele 54 und auf Schwer 57. „Der Dienst, zu dem Sie sich zur Verfügung stellen, ist immer ein Dienst im Team, zunächst im Team mit dem Dekan und seinen Stellvertretern, dann aber auch vor allem im Team mit Dekanatsreferent, Dekanatsgeschäftsstelle und dem Dekanatsrat, ich wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihren Dienst“, stellte Weihbischof Schneider nach der Wahl fest. Er erinnerte daran, dass die Dekane den Bischof und damit die Diözesanleitung beraten: „Das Wort und das Urteil der Dekane waren und sind von großer Bedeutung für wichtige Weichenstellungen in unserer Diözese.“
Schwester Magdalena von der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Heiligenbronn erklärte nach der Wahl am Rande der Wahlversammlung unserer Redaktion: „Ich bin froh und dankbar, dass es Menschen gibt, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.“
Neue Aufgaben als Dekan
Als Dekan leitet Kocholl im Auftrag des Bischofs das Dekanat. Der Dekan hat die Dienstaufsicht über die Pfarrer und kirchlichen Einrichtungen. So ist er zum Beispiel auch für das Jugendreferat, die Erwachsenenbildung, Caritas, Krankenseelsorge und Kirchmusik zuständig.
Für das Amt sieht sich Kocholl vorbereitet, zumal er schon seit 2019 stellvertretender Dekan ist: Seit 18 Jahren ist er leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schramberg-Lauterbach und kennt die Verhältnisse im Dekanat.
Weil die Pfarreien mit der Zeit immer größer geworden sind, ist auch die Arbeitsbelastung gestiegen, sodass es bei Kocholl als einzigen Kandidaten geblieben war.Deshalb brauchte es eine von Bischof Gebhard Fürst erteilte Sondergenehmigung. „Auch bei Bürgermeisterwahlen gibt es manchmal nur einen Kandidaten, dann kann man die Wahl als eine Bekräftigung betrachten“, erklärte Kocholl unserer Redaktion dazu.
Wahlversammlung
Die Wahlversammlung aus 98 stimmberechtigten Mitgliedern setzt sich zusammen aus dem Dekanatsrat, den Pfarrern des Dekanats und den Vertretern der kirchlichen Verbände und Organisationen. Alle 54 Kirchengemeinden des Dekanats sind mit je einem Mitglied vertreten. Der Wahlausschuss setzte sich zusammen aus seinem Vorsitzenden Klaus Kunz, der Stellvertreterin Margarita Müller, den Dekanatsratsvorsitzender Wolfgang Geißler und dem Dekanatsreferent Jens Wöhrle.
Dekanat
Das Dekanat Rottweil, wurde 2006 als Zusammenschluss der Altdekanate Rottweil und Oberndorf gebildet. Seine Fläche (677 Quadratkilometer) deckt sich zu weiten Teilen mit dem Landkreis Rottweil, Schwenningen zum Beispiel gehört aber auch dazu. Es umfasst zwölf Seelsorgeeinheiten und 54 Kirchengemeinden. Die Dekanatsgeschäftsstelle ist in der Königsstraße in Rottweil.