Was die Menschen momentan spüren, ist das Anliegen von Pfarrer Harald Bethäuser. Er ist von der Kraft von Ostern überzeugt, dass Leben existiert, wo es bisher nicht möglich schien. Foto: Siegfried Kouba

Für Menschen, die zum Christentum stehen, ja – denn es ist ein Zeichen für Hoffnung. Darin sind sich diese Geistlichen einig: der katholische Pfarrer Harald Bethäuser, der alt-katholische Dekan Joachim Sohn und der evangelische Pfarrer Markus Ockert.

Ostern. Das heißt Ferien, Reisen, freie Natur genießen, sich besonderen Genüssen hinzugeben. Bei bunten Eiern oder Schokoladenosterhasen glänzen die Kinderaugen und mancher ist den Verlockungen der Handelsketten erlegen. Vielleicht denken die Menschen auch an Goethe.

 

Doch wo liegt der Ursprung des Osterfestes? An zwei Tagen wird gefeiert und Christen denken an die Auferstehung Jesu, nachdem er am Karfreitag den Kreuzestod erlitt. Verbunden damit ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod. Der positive Zukunftsentwurf wird selbstredend durch die hier bekannten Pastoren unterstrichen. Er bedeute Hoffnung in vielen Lebenslagen und über den Tod hinaus.

Harald Bethäuser

Der römisch-katholische Pfarrer spricht von einem derzeitigen Gefühl der Menschen, die Welt geriete aus den Fugen. Mächtige regieren fragwürdig, Krisen und Kriege seien unübersehbar. Schmerz begleite die Menschen Richtung Ostern, doch Gott ist präsent auch im Leid, und das tröstet. Der Karsamstag sei Tag der Leere und wird zum „Wartezimmer des Todes“, dem durch Ostern Leben folgt und eine Tür der Hoffnung aufgestoßen wird. Die biblische Frage der hell gleißenden Männer am Grab Jesu lautete: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ „Ostern macht möglich, wo bisher kein Leben war“, ist Pfarrer Bethäusers Überzeugung. Oft werde Jesus spät erkannt, ähnlich wie bei der Begegnung mit den Emaus-Jüngern, wo der Auferstandene auf die Menschen zutrat und Frieden verkündete.

Joachim Sohn

Der alt-katholische Dekan meint festzustellen, dass viele Leute in eine hoffnungslose Zukunft gehen. Sie hadern mit der politischen Lage, haben Angst um die Demokratie. Hoffnungslosigkeit mache sich breit, und gejammert werde auf hohem Niveau.

Derartige Stimmungsbilder kann Sohn immer wieder bei vielen Begegnungen einfangen. Auch Nahtoderfahrungen oder andere Phänomene seien ihm bekannt. Da trete Ostern in den Mittelpunkt und werde zum Hoffnungssymbol mit der Botschaft: „Es gibt einen, der für uns da ist, der sich um uns kümmert, den wir um Hilfe bitten können.“ Immer wieder habe er Begegnungen mit dem Tod, der zum Leben gehöre. Schon bei der Geburt ist klar, dass es ein Lebensende gibt.

Der südbadische Dekan der alt-katholischen Gemeinde, Pfarrer Joachim Sohn, erlebt viel Hoffnungslosigkeit bei den Menschen. Foto: Siegfried Kouba

Aber die Existenz geht weiter, wie der Apostel Paulus an die Philipper schreibt: „Unsere Heimat ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch Jesus Christus.“ Und der Gottessohn kommt zu den Menschen – bezeugt nach Johannes: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

Markus Ockert

Auch der evangelische Pfarrer stellte sich die Frage, was die Leute derzeit bei Zeitungsnachrichten, Bildern im Fernsehen, Krisen und Unsicherheiten spüren. Häufig müssen sie feststellen: „Das Leben ist nicht gesichert.“ Die Antwort sei Ostern, womit die Menschen einen anderen Blick auf die Situation lenken würden.

„Das Leben endet nicht, sondern das Leben ist bei Gott.“ Das bedeute Auferstehung an Ostern , sagt der Pfarrer. Daher könne das Leben anders gemeistert werden, was allerdings Glauben erfordere. Viele schauen, wie sie zurechtkommen.

Mit der gesellschaftlichen Situation der Menschen beschäftigt sich der evangelische Pfarrer Markus Ockert. Foto: Siegfried Kouba

Doch Ockert bedauert, dass sie „die Bedeutung Gottes nicht wahrnehmen“. Denn bei Gott entstehe Leben, und es gebe Trost über den Tod hinaus. In dieser Glaubensfestigkeit formulierte Martin Luther sein reformatorisches Lied ewigen Lebens „Ein fest Burg ist unser Gott“, wo es im vierten Vers heißt: „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr´, Kind und Weib. Lass fahren dahin, sie haben´s kein´ Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.“ Mit dem Reich sei der Himmel gemeint, wie ihn Dekan Sohn zitierte. Schon im Liedanfang wird betont, dass Gott aus aller Not helfe. Dabei habe er selbst den „rechten Mann“ Jesus Christus erkoren, der bei allem Unbill mit Geist und Gaben den Menschen helfe.