Nahwärme: Geplantes Projekt in Glatten für Bürgergenossenschaft zu riskant / Zweckverband als Vision

Wie steht es um das Nahwärmeprojekt in Glatten? Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer berichtete in der jüngsten Gemeinderatssitzung über neue Entwicklungen. Eine davon: Anstatt einer Bürgergenossenschaft soll die Gemeinde selbst aktiv werden.

Glatten. Pfeifer wies in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend darauf hin, dass sich das Gremium bereits jüngst bei der mehrtägigen Klausurtagung intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und dabei Ergebnisse des Sanierungsmanagements von der beauftragten Firma Endura kommunal vorgelegt bekommen habe. Das Sanierungsmanagement zur Projektierung eines Nahwärmenetzes in Glatten hatte im Januar begonnen.

Laut einer Umfrage von "Endura kommunal" sei Handlungsbedarf in Glatten ersichtlich, berichtete Pfeifer. Ein Hauptproblem sei jedoch die Verdichtung, die den Wärmebedarf wirtschaftlich schwierig mache. Technische Prüfungen bezüglich einer Heizzentrale oberhalb der Firma Woodward L’Orange beim Schopf Weigold seien vorgenommen worden, auch die Trassenführung sei untersucht und festgelegt worden. Nach wie vor habe das Unternehmen Interesse an einem Anschluss. Als weiterer "guter Kunde" komme die Gemeinde selbst in Betracht.

Als Fazit zur Wirtschaftlichkeit nach Anschlussdichte führte Pfeifer aus, dass die Realisierung bei einer Anschlussquote von 64 Prozent mit 75 Anschlüssen "gerade noch realistisch" sei. Deshalb sei ein möglichst hoher Anschlussgrad von Gebäuden, die an der Trasse liegen, nötig. Festgestellt worden sei auch, dass ohne Förderung gar nichts gehe. Um diese aber zu bekommen, müsse man jedoch noch einmal über das Thema Blockheizkraftwerk nachdenken, was jetzt – zusätzlich zum bisherigen Vorhaben mit Hackschnitzel – neu in die Pläne aufgenommen wurde.

Was das zunächst favorisierte Genossenschaftsmodell angeht, kam man laut Pfeifer zu dem Ergebnis, dass das Gesamtprojekt so knapp gerechnet wurde, dass dies wirtschaftlich einer Genossenschaft nicht zumutbar sei. Soll heißen: Die Kommune müsse sich überlegen, selbst Hauptpartner des Projekts zu werden. Dabei kamen Überlegungen auf, einen Zweckverband mit Stadtwerken oder einer großen Kommune zu suchen, um deren Erfahrungen zu nutzen. Bei einem Zweckverband, so Pfeifer weiter, könnte man sich auch vorstellen, mit der Stadt Dornstetten zu sprechen, die ja ebenfalls über ein Nahwärmeprojekt nachdenke. Mit klassischen Netzbetreibern wie der EnBW seinen bereits Gespräche geführt worden.

Vorteil für Kunden: keine Gewinnerzielungsabsicht

Als Vision habe man herausgearbeitet, eine Zweckverbandslösung in kommunaler Trägerschaft zu suchen. Pfeifer wies darauf hin, dass die Gemeindeverwaltung bei solch einer Lösung natürlich Zeit und Geld sparen würde. Zudem profitiere der Kunde angesichts eines Wärmetarifs, mit dem wenig bis gar keine Gewinnerzielung verbunden sei. Darüber hinaus könnten Aufgaben und Synergien mit dem Breitbandnetz gekoppelt und geprüft werden.

Zum aktuellen Stand führte der Bürgermeister aus, dass der Gemeinderat die Verwaltung beauftrage, nun eine kommunale Lösung zu suchen. Pfeifer unterstrich, dass ein Nahwärmeprojekt nach wie vor realisierbar sei, wenn die Gemeinde ins Risiko gehe. Wolle man etwas für die Bevölkerung, für den Klimaschutz und für die Energiewende tun, dann müsse in diesem Fall die Kommune aktiv werden.