Auftakt: Nahwärmeversorgung und mehr: Prozess hin zu einem Konzept für den Kernort von Glatten beginnt
In Glatten werden dieses Jahr die Möglichkeiten einer Nahwärmeversorgung untersucht und eine Machbarkeitsstudie im Rahmen eines sogenannten energetischen Quartierskonzepts erstellt. Der etwa ein Jahr dauernde Prozess hat begonnen.
Glatten. Ob Strom, Wärme oder E-Mobilität: Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer sieht das Thema Energie als umfassende kommunale Aufgabe – und setzt für Glatten auf zukunftsweisende Alternativen, in die auch die Breitbandverkabelung einbezogen ist. Es gelte, Lösungen zu finden, denn man wisse, dass etwas getan werden muss, da die fossilen Energien endlich seien, sagt Pfeifer. Auch der Gemeinderat ist auf seiner Linie und beauftragte das Freiburger Büro Endura Kommunal mit dem Erstellen eines Energiekonzepts für den Kernort. Dessen Geschäftsführer Rolf Pfeifer kam zum Auftakt des etwa einjährigen Prozesses zum Pressegespräch ins Rathaus nach Glatten.
Schritt zwei: Fragebögen für alle Eigentümer
Bürgermeister Pfeifer sieht Nahwärme, Glasfasernetz und ein ebenfalls angedachtes Ladenetz für E-Mobilität auch als Plus an Lebensqualität im Ort. Bei Realisierung des Projekts sei auch eine Steigerung der Immobilienpreise in Glatten sicher, ist er überzeugt. Zur Umsetzung betrachtet er Genossenschaften als idealen Einstieg. Diese könnten in späteren Jahren noch weitere Themen aufnehmen.
Berater Rolf Pfeifer weist darauf hin, dass durch den starken Anstieg des Imports fossiler Energien in den vergangenen Jahren zudem viel Wertschöpfung abfließe. Es gehe auch darum, dem entgegenzutreten. In der waldreichen Region sei man im Vorteil und eine regionale Wertschöpfung gut möglich. Allerdings sei es eine große Herausforderung, die Menschen davon zu überzeugen, dass es ihnen derzeit zwar gut gehe, aber dass dies nicht so bleiben werde, sagt Rolf Pfeifer mit Blick auf die Themen Wärme und Energie. Deshalb sei es ein wichtiges Ziel, die Bürger einzubinden und mitzunehmen auf der Suche nach den besten Möglichkeiten.
Mit ins Thema einbezogen wird die Verlegung eines in jüngster Zeit kreisweit diskutierten Glasfasernetzes. Für die Bevölkerung gibt es am Freitag, 13. April, ab 19 Uhr eine Bürgerinformationsveranstaltung "Nahwärme und Glasfasernetz in Glatten?!" in der Glatttalhalle.
Nach der Infoveranstaltung geht es in die Datenerhebung. Dazu werden alle Firmen- und Gebäudeeigentümer Fragebögen erhalten. Die Endura Kommunal wird dann im Laufe dieses Jahres eine Machbarkeitsstudie für ein Nahwärme- und Glasfasernetz in Glatten erstellen. Dabei wird zunächst analysiert, wie hoch der Energieverbrauch bei Wärme und Strom in Glatten ist und wie die Energie im Moment produziert wird. Wo es vor Ort Potenziale gibt, um Energie lokal gewinnen zu können, wird eine weitere Frage sein. In diesem Zusammenhang weist Bürgermeister Pfeifer etwa auf die von Ehrenbürger Ulrich Rath vorgeschlagene Wärmeentnahme aus dem in Glatten aus einigen Orten zusammenlaufenden Abwassernetz hin.
Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres soll es zur Information über die Ergebnisse des Energiekonzepts eine weitere Bürgerversammlung geben.
Bei der Bürgerinformationsveranstaltung "Nahwärme und Glasfasernetz in Glatten?!" am Freitag, 13. April, ab 19 Uhr in der Glatttalhalle wird in Kurzreferaten über die Themen Nahwärme- und Glasfasernetz informiert.
Endura-Chef Rolf Pfeifer stellt das in die Wege geleitete energetische Quartierskonzept vor. Siegfried Neub von der Genossenschaft Weiler Wärme in Pfalzgrafenweiler hält einen Vortrag über die Nutzung von Synergien bei gleichzeitiger Verlegung von Nahwärme- und Glasfasernetz. Zudem können die Besucher Fragen stellen und mit den Fachleuten diskutieren. Zum Abschluss lädt die Gemeinde zum Ständerling ein.
Bereits ab 18 Uhr gibt es ein Vorprogramm, das mit E-Mobil-Fahrten und Drohnenflug zukunftsweisende Techniken beinhaltet.
Glatten (ade). Mit dem Breitbandausbau und der Planung eines innerörtlichen Höchstgeschwindigkeitsnetzes in Glatten hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung befasst. Peter Falkenstein-Seifert vom für den Kreis und die einzelnen Gemeinden planenden Ingenieurbüro Rala und der Wirtschaftsbeauftragte des Landkreises, Sebastian Rother, informierten über den aktuellen Stand.
Wie berichtet, plant der Landkreis ein sogenanntes Backbone, sozusagen ein Hauptnetz, das jede Gemeinde mit einem Glasfasernetz anfährt. Der innerörtliche Ausbau liegt bei den Gemeinden. Der Backbone-Ausbau erfolgt in mehreren Abschnitten und soll in drei bis vier Jahren abgeschlossen sein.
Für Glatten selbst drängt die Zeit nicht. Laut Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer ist die Gemeinde, was die Internetgeschwindigkeiten angeht, aktuell gut versorgt, sodass man eine "Mitverlegungsstrategie" verfolgen könne. Das heißt, dass bei anfallenden Straßentiefbauarbeiten immer gleich Leerrohre mitverlegt werden.
Pfeifer wies aber darauf hin, dass die Digitalisierung der Wirtschaft und der Gesellschaft voranschreite und man mit Blick auf die Zukunft um ein flächendeckendes Glasfasernetz nicht herumkomme.
Das Büro Rala erstellt einen Masterplan für ein flächendeckendes FttH/B-Netz (schnelle Glasfaserleitungen bis in die Häuser) im gesamten Kreisgebiet und erfasst die Daten in 14 Gemeinden. Bei der Datenerfassung in Glatten werden auch alle Gebäude erfasst. Der zentrale Technikstandort, von dem aus alle Gebäude versorgt würden, läge in der Aacher Straße. Von dort aus würden die Straßenverteiler und von diesen jedes Haus bis zur Grundstücksgrenze angefahren.
In der Gesamtgemeinde – mit Böffingen und Neuneck – sind es laut den Rala-Aufzeichnungen 1672 Netzanschlüsse. Dazu müssten rund 70 Kilometer Leerrohre und 300 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden. Nötige Aufgrabarbeiten müssen dazu auf 42,5 Kilometern stattfinden.
Die Gesamtkosten des Projekts mit Kernort, zwei Ortsteilen und einigen Außenanlagen beziffert Rala auf rund 3,6 Millionen Euro. 70 Prozent der Kosten entstehen durch Tiefbauarbeiten. Interessant in diesem Zusammenhang ist die angedachte Nahwärmeversorgung in Glatten. In Kombination mit dieser würden hohe Synergieeffekte entstehen: Glasfaserkabel und Nahwärmerohre könnten in einem Zug verlegt werden.