Die "Almruhe" ist eingeweiht. Landrat Klaus Michael Rückert, Thomas und Inge Däuber sowie Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer bei der Übergabe der Leader-Plakette. Fotos: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Familie Däuber eröffnet "Almruhe" am Ziegelackerhof

Bei der Einweihung der "Almruhe" strahlte die Sonne mit Inhabern und Gästen um die Wette. Im Beisein zahlreicher Mandatsträger startete mit einem Festakt an einem außergewöhnlichen Ort, dem Ziegelackerhof, ein außergewöhnliches und innovatives Projekt.

Glatten-Neuneck. Ab sofort gibt es auf dem Ziegelacker, einem oberhalb Neunecks Richtung Wittendorf/Lein-stetten auf einer Waldwiese gelegenen Einödhof, die "Almruhe", die Ziegelacker-Almbeherbergung. Mit der laut Slogan "ersten Alm im Nordschwarzwald", die aus zwei großen Ferien-Blockhäusern und acht Wohnmobilstellplätzen samt Sanitärgebäuden besteht, geht das Ehepaar Inge und Thomas Däuber (39 und 49 Jahre) neue Wege. Mit ihrem innovativen Projekt schaffen die beiden in Neuneck touristische Infrastruktur, um Urlauber in entspannter und natürlicher Umgebung Ruhe und Erholung zu bieten. Künftig werden auf der "Almruhe" Erzeugnisse des angrenzenden Ziegelackerhofs – Familie Däuber bewirtschaftet dort 35 Hektar – direkt vermarktet.

Wie Thomas Däuber in seiner Festansprache verriet, musste das Ehepaar mit seiner Idee viele Gremien überzeugen und bis zur Eröffnung manch steinige Wege gehen. Zunächst galt es, den 2014 "als aufgelassenen Betrieb übernommenen Ziegelackerhof" wieder zum Leben zu erwecken, um das Konzept eines landwirtschaftlichen Betriebs mit angeschlossener Gästebeherbergung samt Veredelung und Vermarktung der eigenen Produkte überhaupt aufzubauen zu können.

Dazu waren ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, baurechtliche Genehmigungen und vor allem zahlreiche Verhandlungen mit Behörden und Banken und mit dem Leader-Auswahlauschuss notwendig. Däuber dankte Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer für dessen Unterstützung: "Sie haben sich gigantisch für uns eingesetzt."

Welche Früchte der gemeinsame Einsatz getragen hat, zeigte sich beim gemeinsamen Alm-Rundgang. Da gab es neben einem "Badhaus", das neben den modernen Sanitärräumen auch drei Privatbäder umfasst, auch acht Stellplätze mit Namen wie Alma, Franzl oder Xaverl zu besichtigen, allesamt mit Wasser und Strom-, aber bewusst ohne Internetanschluss. Die beiden Almhütten "Hofblick" und "Wiesenglück" – zwei weitere sind in Planung – wurden mit heimischer Weißtanne in Blockholzbauweise errichtet und bieten jeweils Platz für sechs Personen. Beide Ferienhäuser sind modern ausgestattet und liebevoll, individuell und nachhaltig eingerichtet. Dies zeigt sich etwa an den für die Fensteröffnungen ausgesägten Holzstämmen, aus denen fachgerecht Tischbeine und Bettgestelle gezimmert wurden.

Der Anfang zur Direktvermarktung ist bereits gemacht

Thomas Däuber kam richtiggehend ins Schwärmen, als er von den Plänen berichtete, Brot und hofeigene Käse- und Wursterzeugnisse direkt an seine Urlauber zu vermarkten. Dafür hat er die Fleischermeisterschule in Kulmach besucht und Ehefrau Inge eine Hofkäser-Ausbildung absolviert. Ein Anfang zur Direktvermarktung ist bereits gemacht: Der Honig der Ziegelacker-Bienen wird ausschließlich an die Almgäste verkauft.

Nicht in seiner Rolle als Bürgermeister, sondern als stellvertretender Vorsitzender der Leader-Region Oberer Neckar war Tore Derek Pfeifer zum Festakt gekommen. Das Konzept "Almruhe" habe den Vergabeausschuss überzeugt, weil der ländliche Raum gestärkt und zudem durch die Regionalvermarktung ein wichtiger Beitrag zum Erhalt des Naturraums geleistet werde. Familie Däuber habe, so Pfeifer, mit ihrem Projekt "in ein Kleinod investiert".

Als Investition hatte Familie Däuber – Inge Däubers Familie stammt großmütterlicherseits vom Ziegelackerhof – rund 700 000 Euro veranschlagt. Ein Gesamtzuschuss in Höhe von rund 160 000 Euro wurde bewilligt. Ohne diesen und ohne die Unterstützung der GLS-Bank, so Däuber, wäre die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts nicht möglich gewesen. Als Vertreter der GLS-Bank, die vorrangig nachhaltige Unternehmen finanziert, freute sich Stefan Marquardt, "dass hier auf dem Ziegelackerhof ein Projekt verwirklicht wird, das in vorbildlicher Weise nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht".

Angetan vom Konzept der "Almruhe" war auch Landrat Klaus Michael Rückert. Er lobte die "großartige Idee", mit der Menschen aus den Städten aufs Land gelockt würden. Augenzwinkernd überlegte er laut, auch einmal in einem der romantischen Blockhäuser ein Wochenende mit seiner Familie verbringen zu wollen.

Leader ist eine Methode der Regionalentwicklung, die es Menschen vor Ort ermöglicht, ihren Lebensraum mitzugestalten. Dafür stehen in Leader-Regionen Fördergelder zur Verfügung. Finanziert wird Leader durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie von Bund und den Ländern. In Baden-Württemberg gibt es 18 Leader-Regionen; Glatten gehört zur Leader-Region Oberer Neckar, die sich von Eutingen bis Deisslingen erstreckt. Entsprechend seinen Statuten fördert Leader nachhaltige und innovative Projekte.

Laut Angela Blaes, Geschäftsführerin der Leader-Aktionsgruppe Oberer Neckar, wurden bei der "Almruhe" die ökologische Bauweise der Hütten, die künftige Erzeugung von Strom über ein Blockheizkraftwerk und das innovative Beherbergungskonzept, das regionale Wertschöpfung anregt, positiv und förderwürdig bewertet.