Gemeinsam eröffneten Pfarrer Reinhard Sayer (links) und Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer (Dritter von links) die Ausstellung zur Staatsgründung Israels im Gemeindehaus. Danach hielt Edgar Kollmar (Zweiter von links) einen Vortrag in der Kirche. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Ausstellung im Glattener Gemeindehaus informiert noch bis Donnerstag über Israel

Zur Eröffnung der Gemeinschaftsveranstaltung "1948: Die Ausstellung" hatten die evangelische und die bürgerlichen Gemeinde Glatten eingeladen. Fortgesetzt wurde die Thematik anschließend mit dem Vortrag von Pfarrer Edgar Kollmar zum Thema "70 Jahre Israel".

Glatten. Als Mitveranstalter und Hausherr begrüßte Pfarrer Reinhard Sayer viele Besucher im Gemeindehaus und verriet, dass die Ausstellung auf Anregung von Gertrud Kalmbach nach Glatten geholt worden war. Denn, so Sayer, man wolle dadurch "zuverlässige Informationen über Israel" vermitteln.

Als Mitveranstalter präzisierte Bürgermeister Tore Derek Pfeifer die Beweggründe zur Gemeinschaftsausstellung. Unter anderem zitierte er Bundeskanzlerin Angela Merkel, die 2008 in ihrer Rede vor der Knesset verkündet hatte: "Das Existenzrecht Israels gehört zur deutschen Staatsräson." Wichtig war es Pfeifer zu betonen, dass diese Ausstellung "keine Dokumentation gegen Palästinenser oder Muslime ist", sondern dazu diene, "mehr über Israel zu erfahren".

Anhand der ansprechend gestalteten Schautafeln konnten sich die Besucher anschließend über Israel von der Antike bis zur Gegenwart und vor allem über mögliche historische Gründe der anhaltend angespannten Situation im Nahen Osten informieren. "Jeder Konflikt hat Gründe. Immer mehr als einen" hatten die Kuratoren als Überschrift für ihre Dokumentation gewählt und versucht, diese Gründe prägnant, präzise und mit vielen Zitaten, Quellenangaben und Bildern zu zeigen.

Anhand zahlreicher Schautafeln, angefangen von "Israel in der Antike" über die "Zerstörung Israels durch die Römer" bis zu "Der Erste Weltkrieg kommt nach Palästina" und "Hitlers langer Arm in Palästina" sowie zur Staatsgründung Israels konnten sich die Besucher ein eigenes Bild machen. Zugleich konnten sie miterleben, wie einerseits aus einer Landschaft, die vor über 100 Jahren lediglich aus Steinen und Wüste bestand, ein fruchtbares Land wurde, andererseits aber auch nachempfinden, welch erbitterte Kämpfe dafür ausgefochten wurden und werden.  Die Ausstellung im evangelischen Gemeindehaus ist bis Donnerstag, 25. Juli, jeweils von 16 bis 19 Uhr, geöffnet.

Glatten (wg). Zum Vortrag von Pfarrer Edgar Kollmar aus Tiefenbronn zum Thema "70 Jahre Israel – Wann wurde je ein Land an einem Tag geboren? – Das Wunder der Wiedergeburt Israels" kamen viele Besucher in die evangelische Kirche Glatten, um sich umfassend über die Hintergründe der Staatsgründung Israels informieren zu lassen.

Die Geschehnisse im Mai 1948 seien, so versprach denn auch der Referent zu Beginn, "spannender als zehn Krimis auf einmal". In der Tat zeigte Kollmar kurzweilig, engagiert und spannend die Zusammenhänge auf, die der improvisierten Staatsgründung am 14. Mai 1948 vorausgingen.

Denn dass David Ben-Gurion am 14. Mai im Kunstmuseum in Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verkünden konnte, war, so Kollmar, geradezu ein Wunder – zumal der Holocaust erst drei Jahre zurücklag, aber auch angesichts der übermächtigen Bedrohungslage, der das israelische Volk im Nahen Osten damals schon ausgesetzt war.

Kollmar belegte, wie Jahrzehnte zuvor durch eine Schrift des österreichisch-ungarischen jüdischen Schriftstellers Theodor Herzl der Weg zur Staatsgründung Israels vorbereitet und diese im Mai 1948 – entgegen aller politischen Erwartungen – vollzogen wurde. Vor allem unter dem Eindruck der Dreyfus-Affäre war Herzl zu der Überzeugung gelangt, dass Juden eine Nation sind und dass, vor allem aufgrund von Antisemitismus und gesetzlich legitimierter Diskriminierung, in Palästina ein jüdischer Staat gegründet werden sollte. Als Amtssprache vorgesehen hatte er Deutsch, galten doch zu der Zeit deutsche Juden als "Elite" des jüdischen Volkes.

Seine Argumentation fiel auf fruchtbaren Boden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Zahl der – vor allem aus Osteuropa kommenden – jüdischen Einwanderer in Palästina kontinuierlich. 1917 sicherte die britische Regierung ihre Unterstützung für die Schaffung einer "jüdischen Heimstätte" in Palästina zu. Wegen der schwierigen politischen Lage beendete Großbritannien dieses Mandat jedoch am 14. Mai 1948.

Kollmar nahm seine Zuhörer mit in die schicksalhaften Tage vor dem 14. Mai. So traf sich am 10. Mai Golda Meir als Beauftragte der israelischen Führung mit König Abdullah von Jordanien. Allerdings führten die Gespräche zu keiner Lösung, sondern endeten mit Kriegsdrohungen.

Unter diesen Vorbedingungen votierten am 12. Mai die zehn Mitglieder des provisorischen israelischen Kabinetts mit 6:4 Stimmen, einen eigenen Staat zu gründen. In aller Eile wurde David Ben-Gurion damit beauftragt, eine Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel zu verfassen. Diese wurde wenige Stunden vor Ende des britischen Mandats am 14. Mai 1948 um 15.30 Uhr, verkündet. Vieles war noch unklar; sowohl der Name des Staates als auch dessen Ländergrenzen waren noch nicht definiert. Als Staatsname wurden neben Juda und Judäa auch Israel vorgeschlagen, in Anlehnung an das Bibelwort "Du bist der Fels Israels". Noch in der Nacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem jungen Staat den Krieg.