Die Auffüllung des ersten Abschnitts des Steinbruchgeländes im Gebiet »Hessenwiesen« bei Glatten hat begonnen. Foto: Breitenreuter

Aufschüttung in Glatten hat begonnen. Für Kreuzkröten und Zauneidechsen muss Ersatzlebensraum geschaffen werden.

Glatten - Aus einem ehemaligen Steinbruch wird im Gebiet "Hessenwiesen" in Glatten ein großer Solarpark. Dazu müssen in den kommenden vier Jahren rund 150.000 Kubikmeter Boden aufgefüllt werden. Die Arbeiten dazu haben begonnen.

Bei den Stichworten Steinbruch und Auffüllung denkt mancher an das Kaltenbach-Areal in Horb-Talheim, um dessen Verfüllung mit Material aus dem Stuttgart 21-Aushub es einigen Wirbel gab. In Glatten war dies nicht der Fall. Wie Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer auf Anfrage unserer Zeitung erläuterte, habe es im Vorfeld ein ordentliches Bebauungsplanverfahren gegeben, an dem auch der Naturschutz beteiligt gewesen sei.

Das Gelände, das früher der Freudenstädter Baufirma Vogel gehörte, später an die Firma Kirchhoff überging und heute dem Strabag-Konzern gehört, wird in Abschnitten aufgefüllt. Die Tiere, die sich in dem weitgehend verwilderten Gelände angesiedelt haben, müssen umgesiedelt werden.

Sämtliche Bodenanlieferungen würden überwacht und dokumentiert. Im Vorfeld seien auch geologische Gutachten erstellt worden, so Pfeifer. Etwa 15 beladene Sattelzüge fahren das Gebiet zwischen Glatten und Dietersweiler durchschnittlich pro Tag an. Manche Auflieger sind mit Planen abgedeckt. "Wird da etwa auch mit Schadstoffen belastetes Material angeliefert?", meldete sich ein besorgter Bürger aus Glatten bei unserer Zeitung.

Phillipe Pett, technischer Bereichsleiter bei der Firma Strabag in Freudenstadt, beruhigt: "Es handelt sich um verdichtungsfähiges Material aus Steinen und Erde." Mit Schadstoffen dürfe es nicht belastet sein. Die Planen seien nur auf den Lastwagen, um zu verhindern, dass feinkörniges und trockenes Material vom Wind verweht wird. Pett versichert auch, dass kein Aushubmaterial von Stuttgart 21 nach Glatten gefahren wird. Der Boden komme von verschiedenen Stellen im Kreis Freudenstadt, im Enzkreis und Ortenaukreis. Je nach Anfall würden täglich unterschiedliche Mengen angeliefert. Im Steinbruch werde das Material gleich verdichtet.

Wie Phillipe Pett betont, wird keine Ladung ohne vorherige Kontrolle eingebaut. Bereits an der Aushubstelle gebe es eine Beprobung, deren Ergebnisse der Firma Strabag mitgeteilt werden. Die Fahrer müssten dann einen Kontrollschein an der Kippstelle abgeben. "Wir können somit jederzeit nachweisen, wo welche Charge eingebaut wurde." Für die gesamte Massendokumentation sei ein externes Unternehmen beauftragt worden.

Diplom-Geologe Andreas Elser von der Firma Geokubik war im Vorfeld der Auffüllung für die Firma Kirchhoff beratend tätig. Er bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass nur unbedenkliche Böden in Glatten abgelagert werden dürfen.

Was die Umsiedlung der im ehemaligen Steinbruch vorkommenden Tiere anbetrifft, waren auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Naturschutzbund (Nabu) einbezogen. Im Steinbruch "Hessenwiesen" kommen die besonders geschützten Arten Kreuzkröte und Zauneidechse vor. Martin Franz, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Freudenstadt, ist mit dem Ablauf des Verfahrens weitgehend zufrieden.

An einem "runden Tisch" habe man sich im Vorfeld der Auffüllung über Ausgleichsmaßnahmen unterhalten. Mit dabei gewesen seien neben Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer auch Martin Salcher vom Nabu, ein Vertreter der Firma Kirchhoff, ein Gutachter und er selbst.

Dabei habe man sich geeinigt, ein Stück Wald unweit des Steinbruchs teilweise zu roden, einen Tümpel für die Kreuzkröten anzulegen und einen Ersatzlebensraum für weitere Tierarten zu schaffen. Während der Verfüllung werden die Tiere aus dem jeweiligen Abschnitt mit speziellen Maßnahmen vertrieben, in der Hoffnung, dass sie den neuen Lebensraum annehmen. Die Tiere einzeln ins neue Gebiet zu tragen sei unmöglich, sagt Franz, dem es klar ist, dass es bei der gesamten Aktion auch Verluste geben wird. Doch insgesamt lobt er die Zusammenarbeit aller an der Auffüllung des Steinbruchs Beteiligten.