Christine Rahn und Maximilian Argmann eröffneten am Freitag die Glasperlenspiele. Foto: Biermayer

Zum sechsten Mal fanden die Glasperlenspiele in Calw statt. Das Festival für Liedkunst überzeugte das Publikum mit hochwertigen Interpretationen der Werke unter anderem von Brahms, Strauss oder Schuhmann. Und auch für den Namensgeber des Festivals gab es eine kleine Hommage.

Calw - "Drei wunderbare Liederabende", so beschrieb Christine Rahn am Freitagabend, was das Publikum der Glasperlenspiele am Wochenende erwarten sollte. Die künstlerische Leiterin organisiert das Festival seit 2016 gemeinsam mit der Unterstützung ihres Mannes, der Stadt Calw und vielen Sponsoren. Als Ort für erstklassige Kunstlieder haben sich die Glasperlenspiele mittlerweile einen Namen gemacht.

Traditionell eröffnet Pianistin Rahn freitags das Festival. Dieses Jahr mit Unterstützung des Baritons Maximilian Argmann, welcher schon an der Opern Leipzig und diversen Theatern engagiert war. Das Programm des ersten Abends war um die vier ernsten Gesänge von Johannes Brahms herum gebaut. Eröffnet wurde er aber vor knapp 100 Zuschauern in der Aula mit den fünf Liedern von Brahms.

Musik passend zu Hesse-Texten

In der ersten Konzerthälfte folgte dann der Liederzyklus "Kopflos" von Bertold Hummel nach Gedichten von Hermann Hesse, welches 2003 im benachbarten Georgenäum uraufgeführt wurde. Wie Rahn erklärte, parodiert der Komponist in diesem Werk Einflüsse aus dem Jazz, der Musik des 19. Jahrhunderts und der Zwölftonmusik. Das passte sehr gut zu den ausgewählten Texten Hesses.

Denn dabei handelte es sich nicht um in der Hesse-Stadt schier unendlich zitierte Texte wie "Stufen", sondern Gedichte, welche die ironische, ja spöttische Seite des Nobelpreisträgers zeigten. "Wie lebt nach abgeschnittenem Kopfe / Das Schwere Leben sich so leicht!", heißt es im Gedicht "Kopflos" beispielsweise. Ohne Kopf gebe es keinen Schnupfen, kein Zahnweh oder keine Kopfschmerzen mehr, sinniert Hesse da. Wein könne man sich in die nicht vorhanden Kehle ja trotzdem kippen, sieht er die Vorteile eines kopflosen Daseins.

Immer wieder wird gelacht

Auch über seine Zeitgenossen machte sich Hesse lustig. "Sie wußten sich flott zu betragen und machten ein groß Geschrei / Da schämte ich mich zu sagen, daß ich auch ein Dichter sei", formuliert es der Einzelgänger Hesse in "Soirée". Unterstützt durch die Musik Hummels sowie die Interpretation von Rahn und Argmann sorgten Hesses Texte immer wieder für Lacher.

Das stand im Kontrast zu Brahms’ vier ernsten Gesängen. Der Komponist verarbeitet hierin den Tod vieler Freunde, wie Rahn erklärte. Textliche Grundlage seien Bibelverse. "Es sind ganz gottlose Lieder, aber ihre Texte stehen Gott sei Dank in der Bibel", zitierte sie den Komponisten. Abgerundet wurde der Abend durch Werke von Samuel Barber und Hugo Wolf. Barber bediente sich Texten des irischen Schriftstellers, dessen assoziativer Stil sich auch in Barbers Musik widerspiegelte.

Publikum bekommt eine Zugabe

Beim Publikum kam die Mischung des Programms gut an und es bekam sogar eine Zugabe. Auch Rahn zeigte sich zufrieden. Liedkunst ziehe immer ein ausgewählte Publikum an. Deshalb sei es toll, dass die Resonanz am ersten Abend so groß war. Der zweite Festivalabend tue sich im Kartenverkauf traditionell etwas schwerer. Das liege auch daran, dass an den anderen beiden Abenden Künstler aus Calw auftreten würden, so Rahn.

Am Samstag standen dann die Sopranistin Samantha Gaul, die kurzfristig für die erkrankte Marie Seidler eingesprungen war, und der Pianist Götz Payer auf der Bühne. Gemeinsam widmeten sie sich unter anderem den Liedern von Manuel de Falla. Den Abschluss des Festivals bildete eine Matinee am Sonntagmorgen mit dem in Calw aufgewachsenen Tenor Daniel Wagner und Pianist Alexander Wagner. Im Zentrum ihres Programms stand der Liederzyklus "Songs of Travel" von Ralph Vaughan Williams.