Der Gemeinderat Rangendingen hat beim Ausbau des Glasfaser-Netzes für einen privaten Anbieter, die Deutsche Glasfaser, gestimmt. In solchen bunten Rohren verlaufen die Glasfasern. Foto: Lantelme AdobeStock.com

Als bislang einzige Gemeinde im Zollernalbkreis hat Rangendingen beim Internetausbau das Angebot eines Unternehmens aus der freien Wirtschaft erhalten. Der Gemeinderat begrüßt das und hat die Verwaltung ermächtigt, weitere Schritte zu gehen.

Rangendingen - Schnelles Internet in Rangendingen? Gibt es dort quasi nicht. Bits und Bytes rattern dort nach heutigen Maßstäben meistenteils noch im Schneckentempo durch die überkommenen Kupferleitungen. Das soll sich nun jedoch ändern: Der Rangendinger Gemeinderat hat am gestrigen Montagabend nämlich beschlossen, eine private Alternative zur öffentlich-rechtlichen KommPaktNet zu prüfen. Was das bedeutet, fassen wir mit Fragen und Antworten zusammen:

Wie ist der aktuelle Stand des Glasfaser-Ausbaus in Rangendingen?

Geschehen ist bislang nichts, und das, obwohl der Glasfaser-Ausbau ein 15 Millionen Euro schweres Mammutprojekt darstellt. 2015 ist die Gemeinde der KommPaktNet beigetreten und erst jetzt sei die Gemeinde so weit, die ersten Ausschreibungen für Bauleistungen, also die Verlegung von Leerrohren auszuschreiben, erklärte Bürgermeister Manfred Dieringer. Sechs Jahre vom Beitritt bis zur ersten Ausschreibung sind wohlgemerkt eine lange Zeit. Es geht offensichtlich also sehr langsam voran, gleichwohl sich die Bedeutung schnellen Internets in den vergangenen Jahren zum Standortfaktor entwickelte.

Warum ist die Gemeinde KommPaktNet beigetreten?

Um eine Perspektive für den Ausbau des Glasfasernetzes in Rangendingen zu schaffen. KommPaktNet ist eine Kommunalanstalt des öffentlichen Rechts, an der 231 Städte und Gemeinden in sechs Landkreisen beteiligt sind. Ziel ist, jeden privaten Haushalt einen Anschluss ans Glasfaser-Netz zu ermöglichen. Je größer dieses Netz ist, desto attraktiver kann es für spätere Betreiber sein, außerdem bietet der Zusammenschluss unter anderem Vorteile bei Fördergeldern. Am Ende verpachten Kommunen das Netz an Betreiber und erhalten regelmäßig Pachteinnahmen.

Wie sollte Ausbau bisher organisiert werden?

Etappenweise. Wichtig: Schulen und Industriegebiete werden deshalb mit Priorität angeschlossen. Und wer Glück hat und in der Nähe wohnt, kann seinen Haushalt ebenfalls ans Glasfasernetz anschließen. Alle anderen schauen erstmal in die Röhre. Auch wichtig: Ohne finanzielle Förderungen von Bund und Land wäre der Ausbau nicht zu stemmen. Wie Haug gestern Abend betonte, seien die bürokratischen Hemmnisse dabei jedoch überaus hoch und binden auch Kapazitäten des Rathauspersonals.

Unter welchen Bedingungen werden Förderungen überwiesen?

Das ist die entscheidende Frage. Es gibt nur Zuschüsse, wo nicht auch ein privater Anbieter das Glasfasernetz ausbauen würde. Und genau damit eröffnen sich Rangendingen ganz neue Optionen, denn bereits Ende 2021 sei das Unternehmen "Deutsche Glasfaser" (mit Sitz in Borken in Nordrhein-Westfalen) auf die Gemeinde zugegangen. Grund dafür ist, dass Rangendingen bereits mit der Firma Inexio, die von der Deutschen Glasfaser aufgekauft wurde, das schnelle Internet in den Ortsteilen ausgebaut hat. Das war 2014 und damit zählt Rangendingen zu den Bestandskunden.

Wie sieht das Angebot der Deutschen Glasfaser aus?

Es klingt verlockend. Schon im August dieses Jahres könnten die Bauarbeiten beginnen und Ende 2023/Anfang 2024 wären sie abgeschlossen. Das ist ein Wort, bedenkt man, dass die KommPaktNet mehrere Jahre länger braucht. Außerdem wäre die Gemeinde befreit von Förderanträgen, denn das Unternehmen finanziert den Ausbau selbst. Das Zünglein an der Waage könnte die Zahl der Haushalte sein, die von vorne herein sagen, dass sie ans Glasfasernetz angeschlossen werden wollen. 30 bis 40 Prozent sollten in Rangendingen zusagen, andernfalls wird die Deutsche Glasfaser das Netz nicht ausbauen. Im Gegensatz dazu würde die KommPaktNet das Netz so oder so ausbauen, allerdings zu einem Vielfachen der Zeit und verbunden mit einem Vielfachen an Kosten.

Hat das Angebot der Deutschen Glasfasern Nachteile?

Das ist eine Abwägungsfrage und der Gemeinderat begrüßte das Angebot einhellig. Es gab keinen Redebeitrag gegen die Deutsche Glasfaser. Reinhold Dieringer hob etwa hervor, dass er mit dem Angebot mehr Gleichberechtigung realisiert sehe, als bei einem etappenweisen Ausbau, die die KommPaktNet favorisiert. Nach nur zwei Jahren sind alle Haushalte angeschlossen. Daniel Stehle merkte dazu an: Das Gewerbe beschränke sich nicht nur auf Gewerbegebiete, sondern auch auf Wohngebieten und wies unter anderem auf die Menschen hin, die im Home-Office arbeiten oder von daheim aus ein kleines Gewerbe betreiben. Rudolf Strobel fasst zusammen: Im Hinblick auf Kosten für die Gemeinde, Ausbau-Geschwindigkeit und Gerechtigkeit begrüßt er das Angebot der Deutschen Glasfaser. Siegfried Kuhn kritisch: Man könne bei einem Netz im Besitz der Gemeinde die Folgekosten – etwa für Modernisierungen – nicht absehen. So könne man die Deutsche Glasfaser in die Pflicht nehmen.

Wurden die Vorteile der Kooperation mit KommPaktNet besprochen?

Ja, allerdings überwog die Zustimmung zur Deutschen Glasfaser. Vorteil wäre, dass mit KommPaktNet die Gemeinde den Finger auf dem Netz habe und damit immer ein Wörtchen mitreden könne. Bei einer externen Firma geht das natürlich nicht. Das betrifft auch die Frage, an welchen Anbieter das Netz künftig verpachtet wird.

Was geschieht mit dem Vertrag, den die Gemeinde mit KommPaktNet geschlossen hat?

Wie Haug auf Nachfrage sagt, sei das "noch offen" und müsse noch geprüft werden. Gemeinderat Daniel Stehle machte in seinem Redebeitrag deutlich, dass er auch zusätzliche Kosten akzeptiert, wenn sich die Gemeinde aus dem Vertrag "herauskaufen" würde.

Wie verbindlich ist die Entscheidung des Gemeinderats?

Bisher eher unverbindlich. Der Beschluss bedeutet, dass die Gemeinde einen Kooperationsvertrag mit der Deutschen Glasfaser abschließen kann. Allerdings muss zunächst geprüft werden, wie viele Haushalte dabei sein wollen. Falls die Quote erreicht wird, müssen die Bedingungen geklärt werden, mit denen die Gemeinde aus dem Vertrag mit der KommPaktNet herauskommt.

Was bedeutet der Beschluss für KommPaktNet?

Auch wenn Bürgermeister Haug betont, dass die Haltung Rangendingens nicht gegen die KommPaktNet geht: Die Verantwortlichen bei der KommPaktNet dürften aufhorchen. Was, wenn es in Rangendingen mit dem privaten Anbieter funktioniert und dies Signalwirkung auf die weiteren Kommunen hat? Wird das in den Gemeinderäten der Mitgliedskommunen ebenfalls Diskussionen auslösen? Gemeinden im benachbarten Kreis Tübingen (die nicht zur KommPaktNet gehören), machen allem Anschein nach keine schlechten Erfahrungen mit der Deutschen Glasfaser.