Es war im April 1945, als französische Truppen nach Villingen kamen. Der Beginn einer deutsch-französischen Ära, in der hier eine ganz besondere Frau zur Welt kam: Gisèle Pelicot.
Auf die zierliche und doch so starke französische Dame mit den rot-braunen Haaren und dem kämpferischen Lächeln blickte man in den vergangenen Monaten weltweit.
In Villingen-Schwenningen jedoch unter ganz besonderem Augenmerk: Die Heldin Frankreichs, wie die Frau, die Opfer eines unglaublichen Sexualverbrechens wurde, ist nämlich gleichsam eine Heldin aus Villingen.
Endlich ein Urteil
Hier stand die Wiege dieser besonderen Frau, denn ihr Vater war als französischer Soldat nach dem Zweiten Weltkrieg in Villingen stationiert, wie am Rande eines der wohl Aufsehen erregendsten Prozesse dieses Jahres zu erfahren war. Von besonderem Interesse dürfte für viele Villinger vor diesem Hintergrund auch das Urteil sein, das nun im Missbrauchsprozess in Avignon gefallen ist: Der Hauptangeklagte, ihr Ex-Mann Dominique Pelicot, der seine damalige Frau über zehn Jahre hinweg immer wieder betäubt und anderen zur Vergewaltigung angeboten hat, wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Und mehr noch: Auch alle anderen Angeklagten wurden als schuldig verurteilt, denn neben dem Hauptangeklagten saßen 50 weitere Männer auf der Anklagebank. Bemerkenswert war der Prozess vor allem auch, weil das Opfer den Prozess ganz bewusst aus der Nichtöffentlichkeit in die Öffentlichkeit holen ließ und damit eine Debatte über den Umgang mit Vergewaltigungsprozessen generell anzettelte, indem sie forderte: „Die Scham muss die Seiten wechseln.“