I’ll be back: US-Präsident Joe Biden beim Abflug aus Genf – natürlich mit Piloten-Sonnenbrille. Foto: AFP/MARTIAL TREZZINI

Seine Sonnenbrille ist Joe Bidens Markenzeichen – er setzt sie nicht einmal in Gesellschaft der Queen ab. Jetzt hat sein russischer Widersacher Wladimir Putin die gleiche.

Genf - Seine Fliegersonnenbrille ist Joe Bidens Markenzeichen – in Genf hat der US-Präsident genau diese nun dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als Geschenk überreicht. Das bestätigte ein Sprecher des Weißen Hauses. Die „Aviator sunglasses“ stammen von der US-Firma Randolph USA – sie werden auch von den Soldaten der US-Armee getragen.

Bei dem 78-jährigen US-Präsidenten ist die Sonnenbrille inzwischen zum „signature look“ geworden, wie das auf Englisch heißt. In den vergangenen Woche sorgte Biden für einen kleinen Faux Pas, weil er in Großbritannien vergaß, die Brille bei der Begrüßung von Queen Elizabeth II. abzunehmen.

Beim CEO von Randolph, Peter Waszkewicz, hören die Telefone gar nicht mehr auf zu klingeln: „Das war ein ganz normaler Arbeitstag, bis plötzlich alle Telefone gleichzeitig anfingen zu läuten“, sagte Waszkewicz dem lokalen Fernsehsender NBC Boston. „Wir sind wirklich begeistert.“ Die Firma aus Massachusetts stellt die Brillen seit 1978 her und beliefert neben dem US-Militär auch Mitgliedsarmeen der Nato.

Jetzt bleibt abzuwarten, ob Putin die Biden-Sonnenbrille auch trägt.

Putin und Biden nähern sich vorsichtig an

Auf dem Gipfel von Genf sendeten Biden und Putin indes vorsichtige Entspannungssignale. In getrennten Pressekonferenzen erklärten beide Staatsoberhäupter nach der Zusammenkunft am Mittwoch in Genf, dass die Atmosphäre insgesamt positiv gewesen sei. Es habe Meinungsverschiedenheiten gegeben, diese seien aber nicht in übertriebener Weise vorgetragen worden, sagte Biden. Putin sprach von einer konstruktiven und pragmatischen Begegnung. Die Gespräche seien nicht freundschaftlich gewesen, aber es habe auch keine Feindseligkeiten gegeben.

In einer anschließenden gemeinsamen Erklärung betonten beide Seiten, das Treffen habe gezeigt, dass die USA und Russland auch in Spannungsphasen bei übereinstimmenden Zielen Fortschritte machen könnten. Konkret beschlossen wurde die Aufnahme eines strategischen Rüstungsdialogs, der die Grundlage für künftige Abrüstungsmaßnahmen schaffen soll. Die Anfang des Jahres abgezogenen Botschafter sollen zudem nach Moskau und Washington zurückkehren.

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Kann das strapazierte Verhältnis gekittet werden?

Es war die erste direkte Zusammenkunft der beiden Präsidenten seit Bidens Amtsantritt im Januar. Dass sie zunächst getrennt vor der Weltpresse Bilanz zogen, stand von vornherein fest. Auch war kein gemeinsames Essen angesetzt worden. In erster Linie ging es darum, Möglichkeiten auszuloten, das strapazierte Verhältnis zumindest wieder etwas zu kitten. Hoffnungen auf größere Vereinbarungen hatten beide Seiten im Vorfeld bereits kleingehalten. Mit etwa drei Stunden war das Treffen in der herrschaftlichen Villa La Grange am Ende kürzer als erwartet. Biden erklärte, er und Putin seien in den ersten zwei Stunden so sehr ins Detail gegangen, dass der Gesprächsbedarf in der anschließenden größeren Runde entsprechend geringer ausgefallen sei.

Begonnen hatte das Treffen mit einem Handschlag der beiden Präsidenten. Nach der Begegnung trat Putin als erster vor die Presse. Man habe „die selbe Sprache gesprochen“. Beide Seiten hätten gezeigt, dass ihnen daran gelegen sei, einander zu verstehen. Er habe einen Funken Hoffnung ausgemacht, was die Herstellung von Vertrauen angehe. Es sei schwer zu sagen, ob sich die Beziehungen zu den USA verbessern, aber er denke, dass mit Biden Vereinbarungen getroffen werden könnten.