Welches Gemüse mag Barack Obama? Gibt es ein Fleisch, das Nicolas Sarkozy gar nicht gerne isst? Hat Angela Merkel ein Lieblingsdessert?

Stuttgart - Welches Gemüse mag Barack Obama? Gibt es ein Fleisch, das Nicolas Sarkozy gar nicht gerne isst? Hat Angela Merkel ein Lieblingsdessert? Und möchte Silvio Berlusconi die Pasta lieber bissfest oder weich gekocht? Martin Herrmann kennt die Antwort. Aber er darf sie nicht verraten.

Normalerweise steht der 41-Jährige im noblen Fünf-Sterne-Hotel Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach hinterm Herd. Am Freitag aber verlässt er seinen Arbeitsplatz im tiefen Schwarzwald. Dann darf Herrmann im Baden-Badener Kurhaus die Staats- und Regierungschefs beim Nato-Gipfel bekochen. "Das ist eine große Ehre für mich", sagt der gebürtige Haslacher.

Was es als Hauptgang gibt? Keine Auskunft. Ob er die Zutaten beim Landwirt um die Ecke oder im Großhandel einkauft? Kein Kommentar? Gibt es Sonderwünsche der Gäste? Auch keine Aussage. Ja, bei diesem Jubiläums-Gipfel der Nato unterliegt selbst das Vier-Gänge-Menü strengen Auflagen. Auch Schwager Meinrad Schmiederer, dem das Hotel gehört und der seit Jahren zugleich Chef der Kurhaus-Gastronomie in Baden-Baden ist, wurde vom Bundeskanzleramt zum Schweigen verdonnert.

Mehrfach trafen sich die Damen und Herren der Protokollabteilung aus Berlin in seinem Hotel und ließen sich von Herrmann bekochen. "Es gab einige Testessen, dann stand das Menü fest", sagt Schmiederer. Zumindest so viel darf er verraten: "Es wird eine Mischung aus regionaler Küche und haute cuisine geben." Welcher Wein dazu serviert wird? Da muss er wieder schweigen.

Kein Zweifel: Dieser Gipfel ist der Gipfel an Sicherheitsvorkehrungen. Herrmann, Vater von zwei Kindern und seit 1997 für seine Arbeit mit einem Michelin-Stern gekrönt, bringt 25 Köche und 50 Service-Kräfte nach Baden-Baden mit. Alle wurden von der Polizei intensiv durchleuchtet. Den Kisten mit Gemüse, Fleisch und den anderen Zutaten des Menü wird es am Freitag ähnlich gehen. Keine Stange Spargel, die vor dem Schälen nicht durch den Scanner muss.

Dennoch ist es Schmiederer und seinem Schwager nicht bange vor der Aufgabe. Im vergangenen Herbst bekochte man die 1200 Gäste bei der Bambi-Verleihung in Offenburg, und alle Jahre wieder verwöhnt man im Dezember die Promi-Schar bei der Gala zum "Sportler des Jahres" in Baden-Baden. Allein, das Festesen für die Regierungschefs und ihre Verteidigungsminister ist dennoch etwas anderes. Der Grund: Es handelt sich nicht um eine Festtafel, sondern laut protokollarischen Vorgaben um ein Arbeitsessen. Daraus folgt: Das Menü muss so gestaltet werden, dass neben den Tellern und dem Silberbesteck noch Platz für die Akten ist. Aber Schmiederer verspricht: "Am Ende wird niemand hungrig aufstehen."

Eine Mitternachtssuppe wird es übrigens nicht geben. Zu jenem Zeitpunkt sind die Regierungschefs und ihre Minister längst in ihren Hotels in Baden-Baden oder Straßburg. "Da räumen wir schon wieder auf", flachst Schmiederer.