Im Schwarzwald finden Pilzsammler viele essbare Exemplare, doch einige sind leicht mit unverträglichen Pilzen zu verwechseln oder sogar giftig. Wir haben Tipps zusammengetragen, worauf vor allem Laien beim Sammeln achten sollten.
September und Oktober gelten als Hauptsaison für Pilze, vor allem hohe Temperaturen und Regen begünstigen den Wachstum. Doch nicht alle Pilze wachsen nur im Herbst. Einige essbare Exemplare wie die Morcheln haben ihre Hochsaison schon im Frühling. Andere, wie der Steinpilz, finden man von Juli bis November.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.
Bis wann kann man Pilze sammeln?
Die Pilzsaison ist demnach nicht automatisch mit dem 31. Oktober vorbei. Bis zum ersten Bodenfrost können Pilzliebhaber Champignons, Pfifferlinge, Maronen und Co. in der Natur sammeln. Die Saison beispielsweise von Steinpilz, Herbsttrompete und Parasol geht bis in den November hinein.
Temperaturen unter Null Grad beschädigen allerdings viele Arten, die dann nicht mehr genießbar oder sogar giftig sind. Es gibt auch Ausnahmen, sogenannte Winterpilze. Diese bilden erst bei niedrigen Temperaturen Fruchtkörper aus und können sogar Frost unbeschadet überstehen. Einer der bekanntesten Winterpilze ist der Austernseitling, der bevorzugt an Baumstämmen wächst.
Wo kann man Speisepilze sammeln?
Pilze im Nationalpark oder in Naturschutzgebieten zu sammeln ist nicht erlaubt, informiert der Naturschutzbund (Nabu) auf seiner Homepage. Unter Schutz stehende Speisepilze dürfen gesammelt werden, jedoch nur für den Eigenbedarf. Einige bekannte Exemplare, die im Wald vorkommen, sind Maronen, die bevorzugt unter Kiefern und Fichten wachsen, sowie Steinpilze und Pfifferlinge, die in Laub- und Nadelwälder zu finden sind. "Pfifferlinge sollten in Baden-Württemberg möglichst nicht gesammelt werden", erklärt der Nabu-Pilzexperte Thaddäus Bamberger. "Die sind in unserem Bundesland stark rückläufig und sehr trittempfindlich."
Auf Weiden und Wiesen wächst zum Beispiel der Wiesen-Champignon. Werden die Standorte allerdings zu sehr gedüngt, sollte man den Pilz lieber stehen lassen. In Parks kann man den Blutroten Röhrling oder den Perlpilz finden. Auch hier sollte man sich zuerst darüber informieren, ob in dem Gebiet Pestizide eingesetzt werden. Der beliebte Parasol-Pilz, oder auch Riesenschirmling, wächst vor allem auf Wiesen, in Wäldern, Parks oder auch an viel befahrenen Straßen. In letzterem Fall sollte man ihn aufgrund der Absage jedoch nicht ernten.
Was sollten Anfänger beachten?
Der Nabu empfiehlt, vor dem ersten Ausflug an Pilzexkursionen oder -Führungen von Nabu, BUND, Volkshochschulen oder Pilzsachverständigen teilzunehmen. Um die Pilze besser bestimmen zu können, sollte man beim Sammeln einen Ratgeber mitnehmen. Generell gilt, dass man nur die Pilze mitnehmen sollte, die man sicher bestimmen kann.
Bei welchen Exemplaren besteht Verwechslungsgefahr?
Pilze sind teilweise sehr schwer zu bestimmen. "Mehr als jeder zweite Pilz lässt sich nur mit einem Blick auf die Sporen und andere Mikromerkmale bestimmen", informiert der Bund für Umwelt- und Naturschutz. Kann man das Exemplar deshalb nicht aufgrund der äußeren Merkmale bestimmen, muss man dies unter dem Mikroskop tun.
Leicht zu verwechseln sind zum Beispiel Wiesen-Champignon und Knollenblätterpilz, so der Nabu. Unterscheiden tun sich die beiden Exemplare darin, dass Wiesen-Champignons rosafarbene oder braune Lamellen haben, Knollenblätterpilze hingegen weiße. Besondere Vorsicht gilt beim giftigen Grünen Knollenblätterpilz, bei dem der Verzehr tödlich enden kann.
Stockschwämmchen werden gerne für Suppen verwendet. Verwechselt werden kann der Pilz leicht mit dem Gift-Häubling. Laut Nabu unterscheidet nur der Stiel die beiden Arten. Der Speisepilz hat "abstehende Schüppchen im dunklen Bereich des Stiels, darüber folgt ein durch einen häutigen Ring getrennter hell-cremefarbener, glatter Stiel", informiert der Naturschutzbund.
Der Habichtspilz kommt meist in Fichtenwäldern vor, ist in Mitteleuropa jedoch eher selten. Er hat einen zehn bis 25 Zentimeter großen, jung gewölbten, später vertieften, rötlich graubraunen Hut mit dunkelbraunen, abstehenden Schuppen. In der Mitte ist der Hut zum Stiel hin durchbohrt. Verwechselt werden kann er leicht mit dem Gallen-Stacheling, der einen extrem bitteren Geschmack und eine graugrüne Stielbasis hat.
Generell gilt: Tauchen Bestimmungsprobleme auf, sollte man die Pilze lieber stehen lassen oder eine Pilzberatungsstelle aufsuchen. Die Adressen gibt es bei den Gesundheitsämtern.
Welche Pilze sollte man nicht sammeln?
Zu junge oder zu alte Pilze sollte man stehen lassen. Das gleiche gilt für ältere, von Maden oder Schnecken zerfressene Exemplare. Diese sollte man außerdem nicht zerstören oder wegwerfen, da sie noch Sporen zur Vermehrung abwerfen.
Wie sammelt und lagert man Pilze richtig?
Den Pilz vorsichtig aus der Erde herausdrehen oder dicht über dem Boden mit einem kleinen, scharfen Messer abschneiden. Das Exemplar nicht herausreißen, denn das schädigt das unterirdisch wachsende Pilzgeflecht. Entsteht im Boden ein Loch, sollte man dieses wieder mit Erde oder Laub auffüllen, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet. Gesammelte Exemplare sollte man vor Ort reinigen und in einem luftdurchlässigen Korb transportieren. In Plastiktüten verderben Pilze schnell.
Die gesammelten Pilze sollten kühl und trocken gelagert und innerhalb von 24 Stunden verspeist werden, rät der Nabu. Man kann sie zum Beispiel in einer offenen Schale im Kühlschrank lagern. Rohe Pilze sollte man nicht essen, da sie unbekömmlich oder sogar giftig sein könnten.
Was tun bei Pilzvergiftungen?
Wenn nach dem Verzehr von Pilzen Symptome wie Schweißausbrüche, Durchfall und Benommenheit auftreten, besteht laut Nabu Verdacht auf eine Vergiftung. Dann sollte man sofort einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen oder sich bei der Giftnotrufzentrale melden, beispielsweise in Freiburg unter der Nummer 0761/19240.
Wenn die letzte Mahlzeit weniger als fünf Stunden zurückliegt, sollte man ein Erbrechen erzwingen, um den Magen zu leeren. Anschließend rät der Nabu, das Erbrochene und Speisereste, falls diese noch vorhanden sind, mit zum Arzt zu nehmen, damit dieser das Gift identifizieren kann.
Hat man erst nach acht oder mehr Stunden nach der Mahlzeit Symptome, bestünde akute Lebensgefahr, warnt der Naturschutzbund. Dann sollte man sofort den Notarzt rufen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 20. Oktober 2022 und wurde aufgrund der aktuellen Relevanz aktualisiert.