Der Meteorologie-Fan Gerhard Moser befestigt beim Tag der offenen Tür der Gewitterforscher die Sonde am Heliumballon. Foto: Rainer Bombardi

Mit verschiedensten Messgeräten und Sonden geht das Karlsruher Institut für Technologie auf den Bertholdshöfen der Entstehung von Unwettern auf die Spur. Bei einem Tag der offenen Tür geben die Meteorologen einen Einblick in ihre Forschungsmethoden

Grundlagenforschung par excellence betreibt das Karlsruher Institut für Technologie (K.I.T) auf Höhe der Bertholdshöfe nahe der Gärtnerei Wildi zwischen Villingen und Schwenningen.

 

Im Bereich, in dem das Maislabyrinth zahlreiche Gäste zu einem Besuch einlädt, haben sich Mitarbeiter des Zentrums für Umwelt und Klima mit ihren aufwändigen hydro-metrologischen Messinstrumenten niedergelassen. An Wochenende luden sie zum Tag der offenen Tür auf ihr Projektfeld ein. Da stehen beispielweise ein Niederschlagsradar, spezielle Aerosolmessinstrumente, Windgeschwindigkeits- oder Feuchtigkeitsmessgeräte für den Boden. Zudem kommen zahlreiche Geräte zur Erfassung des Niederschlags zum Einsatz.

Gebiet als Auslöser für schwere Gewitter im Neckartal ausgemacht

„Unser Ziel ist es, nach Auswertung aller Daten die Entstehung von Gewittern, ihrer Dauer bis hin zu den daraus entstehenden Folgen zu verstehen“, erläutert Projektkoordinatorin Ute Weber vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig, das mit dem K.I.T. kooperiert. Die Standortwahl der Messkampagne begründet Weber anhand zurückliegender Messungen, die das Gebiet zwischen Villingen und Schwenningen als Auslöser für die schweren Gewitter im Neckartal ausgemacht hätten.

Es bestehe die berechtigte Hoffnung, dass sich dank der meteorologischen Auswertungen, zu denen auch ein Wolkenradar, Wasserdampfmessungen oder die Bestimmung der Größe von Regentropfen zählen, die Schwere von Hochwasserereignissen besser vorhersagen lassen. Das modulare Beobachtungssystem, das Swabian MOSES (Modular Observation Solutions for Earth System) genannt wird, bietet zudem eine Basis, die Entstehung von Wetterextremen, ihre Entwicklung bis zum Höhepunkt und das folgende Abklingen besser zu verstehen. Da das Zentrum für Umwelt und Klima zudem auf dem Gebiet der Schadstoffmessungen mit der Uni Tübingen kooperiert, sollen die mit einem Extremwetterereignis verbundenen Folgen für die Land- und Forstwirtschaft oder entstehende Schäden an der Infrastruktur zum besseren Verständnis beitragen.

Martin Kohler erläutert die Zusammenhänge zwischen Niederschlagsmenge, Bodenkultur, Bodenfeuchte, Versickerung und Abfluss. Foto: Rainer Bombardi

„Wir betreiben Grundlagenforschung. Mögliche Maßnahmen, die sich daraus ableiten lassen, sind Aufgabe anderer Forschungseinrichtungen oder Behörden“, ergänzt Weber. Derweil erklärt Martin Kohler vom K.I.T, dass die aufwändigen Messungen zum besseren Verständnis der Zusammenhänge zwischen Niederschlagsmenge, Verdunstung, Aufnahme durch die Bodenkulturen oder Abfluss in die Fließgewässer beitragen sollen.

Sonde liefert Informationen über Feuchte und Windbewegungen

Sein Kollege Andreas Wiese erläutert die Funktionen einer hochkomplexen Wetterstation. In einem weiteren Schritt verdeutlichten die Wissenschaftler anhand des Aufstiegs an einem mit Helium gefüllten Ballon, wie die daran befestigte Sonde Informationen über Temperatur, Feuchte, Druck und Windbewegungen per Fernüberwachung in die Messtation liefert. Je mehr Sonden nacheinander starten, desto genauer lassen sich Aussagen machen. Einer, der einen Ballon live in den Himmel schicken konnte, war Gerhard Moser aus Königsfeld. Der gelernte Elektriker und Meteorologie-Fan hatte vor rund 30 Jahren eine dieser Sonden gefunden, verstand ihren Nutzungszweck jedoch nicht. Heutzutage sammeln zahlreiche Ehrenamtliche die an einem kleinen Fallschirm in Richtung Erde gleitenden Sonden zur Auswertung am K.I.T. wieder ein. Deren Lage ist aufgrund der Fernüberwachung ziemlich genau feststellbar.

Das Projekt Swabian Moses ist noch bis Anfang September bei den Bertholdshöfen stationiert. Danach beginnt die Auswertung der Daten.