Maks Folusz brachte es als herausragender Heber des Wettkampfs im Zweikampf auf 218 Kilogramm. Foto: Maier

Gewichtheben: WFC Nagold verliert entscheidenden Wettkampf um Titel in Landesliga gegen SKV Oberböbingen.

SKV Oberböbingen – WFC Nagold 433,5:422,4. Der Frust war den Gewichthebern des WFC Nagold ins Gesicht geschrieben. Ein vom Gegner kurzfristig verpflichteter Tscheche hatte dem Team von Trainer Ralf Schumacher den Aufstieg in die Oberliga vermasselt.

Die Ausgangslage vor dem letzten Wettkampf der Saison war klar: Gewinnt der SGV Oberböbingen, dann sind die Heber aus dem Ostalbkreis Meister der Oberliga, gewinnen die Nagolder, dann steigen die Schwarzwälder in die Oberliga auf.

Aufgrund der zuvor erzielten Wettkampfergebnissen war für die Nagolder Jungspunde klar, dass bei einem normalen Wettkampfverlauf nichts anbrennen würde. Doch der Gegner hatte den Joker gezogen.

Zur allgemeinen Überraschung hatten sich die Oberböbinger quasi im "Last-Minute-Verfahren" Verstärkung aus Tschechien geholt. Das eingekaufte "Wunderpaket" heißt David Mahovsky und ist in der Kraftsportszene vor allem im Bereich Powerlifting, kein Unbekannter.

Anders als in anderen Sportarten lassen es die Regeln des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber zu, dass ein Verein auch einen Gewichtheber aus dem Ausland während der Saison neuverpflichten kann. Voraussetzung: Der Heber darf noch keinen Wettkampf in Deutschland bestritten haben.

Der Heber aus Tschechien war an diesem Abend sein Geld allemal wert und hatte mit seinen 117,8 Punkten wesentlichen Anteil am Top-Resultat seiner Mannschaft.

Im alles entscheidenden Wettkampf um die Meisterschaft in der Landesliga Süd hatte Gastgeber SKV Oberböbingen vor mehr als 500 Zuschauer am Ende rund elf Relativpunkte mehr gesammelt, als die Gäste aus dem Schwarzwald.

Es war ein Wettkampf auf hohem Niveau, an dessen Ende auf beiden Seiten ein Resultat stand, das selbst in der Oberliga nur Spitzenteams erreichen können.

Obwohl die Nagolder zumindest leicht geschockt in den Wettkampf gingen, so lieferten sie dem SKV Oberböbingen dennoch einen großen Kampf. Lange hatten sie es in der Hand, das Blatt noch zu ihren Gunsten zu wenden.

Herausragend war an diesem Abend Maks Folusz. Er meisterte im Reißen 98 und im Stoßen 120 Kilogramm. Vor Freude sprang dieser beinahe an die Decke.

Madita Kopp war einmal mehr beste Heberin des Abends, jedoch zeigte sie mit 56 Kilogramm im Reißen und 67 im Stoßen diesmal nur eine durchschnittliche Leistung. Die jeweils letzen Versuche gelangen ihr nicht, womit rund sieben Punkte für das Mannschaftsergebnis auf der Strecke blieben.

Bundeskaderathlet Riccardo Schmitt musste Lehrgeld zahlen. Ausschlaggebend war ein Fehler, der im vermutlich in seiner Karriere nicht wieder in seiner Karriere passieren wird: Aufgelegt waren im Stoßen 115 Kilogramm, doch der Nagolder wartete er nicht das Kommando des Kampfrichters ab und warf das gemeisterte Gewicht zu Boden.

Die Freude verwandelte sich in Entsetzen, als die rote Lampe aufleuchtete. Die fünf Punkte hätten dem Mannschaftsergebnis sicherlich gut getan. In der Ergebnisliste standen somit 90 Kilogramm im Reißen und 110 Kilogramm im Stoßen.

Paul Kirchmaier wollte seinem früheren Trainer alle Ehre erweisen. Während er im Reißen nach drei gültigen Versuchen 83 Kilogramm als Ergebnis stehen hatte, erlebte er im Stoßen einen leichen Blackout. Das Einstiegsgewicht von 105 Kilogramm schaffte erst im zweiten Versuch. Bei 108 Kilogramm war dann die Luft raus.

Bei Anastasia Lukaniova, zeigte sich die noch fehlende Wettkampfpraxis. 35 Kilogramm im Reißen und 43 Kilogramm im Stoßen wurden zu 41 Punkten umgerechnet. Vermutlich steckte ihr aber auch der Schrecken noch in den Gliedern, verursacht durch eine Aktion ihres eigenen Ehemannes.

Im Aufwärmraum hatte Paul Lukianov 125 Kilogramm auf der Hantel. Nachdem die Hantel auf dem Boden aufschlug, brach die Stange in der Mitte entzwei und traf den Athleten mit einem Ende an der Stirn. Nach kurzer Erstversorgung der Platzwunde und kurzer Benommenheit trat dieser auf die Bühne und meisterte 135 Kilogramm.

Obwohl noch die Möglichkeit bestand, als letzter Heber im Reißen zu kontern, um das Ergebnis zugunsten der Nagolder zu wenden, ließ Trainer Ralf Schumacher zur Verwunderung des Publikums, das den Vorfall nicht mitbekommen hatte lediglich 142 Kilogramm auflegen. Somit ging der erste Punkt an die Oberböbinger.

Im Stoßen gelangen dem Hünen als letztem Heber des Abends noch 173 Kilogramm. Dies war aber lediglich eine kleine Ergebniskorrektur, da die Oberböbingerr bereits zu diesem Zeitpunkt uneinholbar vorne lagen. Mit 123 Punkten holte Lukianov das stärkste Einzelergebnis an diesem Abend.

Bei der Siegerehrung nahmen die Athleten des WFC Nagold die Bronzemedaillen mit versteinerter Miene aus den Händen des Bürgermeisters der Gemeinde Böbingen an der Rems, Jürgen Stempfle, entgegen. Dem Aufruf, dass der Aufstieg in die Oberliga gemeinsam gefeiert werden soll, wollten die Nagolder nicht nachkommen. Die Enttäuschung über den eigenen verpassten Aufstieg war einfach zu groß.