Das Zusammenspiel von Kurpark, Veranstaltungen und vielem mehr ist eine Infrastruktur, zu der die Kurtaxe wie auch die Fremdenverkehrsabgabe beitragen. Foto: Eich

Der Handel zittert vor einem möglichen nächsten Lockdown, im Handwerk ist die Auftragslage nach wie vor gut, und in der Gastronomie wie auch Hotellerie sucht man händeringend nach Personal. Das sind nur einige Botschaften der Hauptversammlung des Gewerbevereins.

Bad Dürrheim - "Wir hoffen, dass es keine Schließung geben wird und alle ein gutes Weihnachtsgeschäft mitnehmen können", wünschte sich Tamara Pfaff, die Vorsitzende des Gewerbevereins bei dessen Hauptversammlung. 110 Mitglieder hat der Verein, 35 aus der Sparte Handel, 38 Dienstleister, 22 Handwerker, elf Hotel- und Gastrobetriebe und vier Industrieunternehmen. Dabei ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, teilte Tamara Pfaff mit, allerdings war man im vergangenen Jahr nicht auf Mitgliederakquise. Zudem hätten einige aufgehört oder seien weggezogen.

Digitalisierung voranbringen

Zudem redete sie den Mitgliedern – vor allem im Handel – nochmals ins Gewissen, sich mit der Thematik Onlinehandel zu beschäftigen. Der Gewerbeverein hatte darüber hinaus bei den Kunden der Geschäfte eine Umfrage gestartet, wie sie in die Innenstadt gelangen. So gaben die meisten an zu Fuß zu gehen, gefolgt vom Auto und dem Fahrrad. Die Hauptaltersgruppe der Antworten kamen von von 25- bis 65-Jährigen. Lediglich 8,86 Prozent gaben an sie würden einen Stadtbus nutzen, wenn es ihn denn geben würde. Aber es wäre so gut wie keiner bereit, mehr als zwei Euro pro Fahrt zu zahlen.

Verkehr in Einkaufsstraße immer noch Sorgenkind

Ein "leidiges Thema" ist für Tamara Pfaff das Thema Friedrichstraße bezüglich Verkehrsberuhigung. Fachleute schätzen eine Fußgängerzone als nicht rentabel an. Der Wegfall der ersten drei Parkplätze auf der rechten Seite hat ihrer Ansicht nach das bewirkt, was sie befürchtete: Die Einfahrt in die Straße wirkt breiter, die Autos fahren schneller. Aber: Die Schilder, die auf die Verkehrsberuhigung hinweisen, sind immer noch zu weit oben und zu wenig sichtbar. Sie setzt auf das Prinzip Hoffnung und sieht die große Chance in der Umgestaltung der Bahnhofstraße, die zur Sanierung ansteht. Durch eine zusätzliche Verkehrsberuhigung dort, gäbe es auch Wirkung auf die Friedrichstraße.

Innenstädte sind neu zu denken

Andrea Kanold berichtete aus dem Forum Innenstadt. Aufgrund der Pandemie habe sich nicht viel getan. Aber sie berichtete von einer Studie der DIHK und der IHK zum Thema zukunftsfähige Innenstadt und wie sich die Gründe in den vergangenen Jahren änderten, diese zu besuchen. "Die Innenstadt muss neu gedacht werden", erklärte sie als Fazit. Die Studie kam zu dem Schluss, dass drei Akteure zusammenspielen müssen: Der Handel, die Stadt und die Immobilieneigentümer. Zusammen gelte es die Innenstädte Widerstandsfähiger gegen Krisenzeiten zu machen. Sie nannte aus der Studie verschiedene Vorschläge, ohne Wertung und ohne den Anspruch, dass diese in Bad Dürrheim umgesetzt werden sollten oder müssten. Das reicht von flexiblen Mieten über barrierefreie Zugänge – hier habe Bad Dürrheim relativ wenig Geschäfte, die barrierefrei zugänglich seien, bei Festivitäten ist vorgeschlagen, Außenbereiche punktuell auszuweiten. Der Studie zufolge gingen 2007 nur 39 Prozent wegen der Gastronomie in Innenstädte, 2019 stieg der Wert auf 55 Prozent. Für die Studie wurden sowohl Groß- wie auch Kleinstädte mit einer ähnlichen Struktur wie Bad Dürrheim untersucht.

Das Handwerk verzeichnet laut Jürgen Rebholz nach wie vor einen guten Auftragseingang. Für Unmut sorgte die Fremdenverkehrsabgabe. Es seien nicht alle Betriebe angeschrieben worden und manch einer stellt die Frage nach der Gerechtigkeit.

Kurtaxe ein Reizthema

Im Bereich Hotel und Gastronomie wies Alexandra Limberger ebenfalls auf den Arbeitskräftemangel hin. Viele seien im Lockdown in die Industrie oder den Einzelhandel abgewandert.

Ein großes Manko ist für sie, dass die Meldescheine immer noch auf Papier und nicht digital ausgefüllt werden können – Kur und Bäder Geschäftsführer Markus Spettel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sie sich das auch wünschen würden. Es jedoch aufgrund des Meldegesetzes nicht praktikabel sei.

Limberger machte zudem eine Rechnung auf, was ein Gast im Umland sparen würde, müsste er keine Kurtaxe bezahlen. Hier stellte sie die Frage wie sinnvoll die Kurtaxe in dieser Höhe sei. Ab 2022 müssen die Gäste 2,90 Euro, ab 2023 drei Euro pro Tag bezahlen. Sie schlug eine Sommer- und Winterkurtaxe vor, da im Winter nicht so viele Angebote da seien wie im Sommer.

Bei den Wahlen gab es keine großen Veränderungen, die drei Vorsitzenden blieben in ihren Ämtern, wie auch die Kassiererin und die meisten Beisitzer. Alexandra Limberger stellte ihren Posten allerdings zur Verfügung. Für sie erklärte sich spontan im Vorfeld Lucas Schrenk, Sohn von Beate und Rüdiger Schrenk, bereit, den Posten zu übernehmen. Er wurde in Abwesenheit gewählt.

Berggötz: Starker Gewerbeverein notwendig

Bürgermeister Jonathan Berggötz warb für einen starken Gewerbeverein und hofft, dass die Mitgliederzahl steigen werde. Er verwies auf die neue Konstellation bei Stadt und Kur und Bäder mit Daniel Limberger, der ebenfalls anwesend war, der zusammen mit Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin die Verbindung zur Verwaltung darstellt. In Sachen Kurtaxe und Fremdenverkehrsabgabe bot er nochmals eine Infoveranstaltung an. Er verwies jedoch auch darauf, dass Bad Dürrheim eine Infrastruktur habe, für die es von vergleichbaren Städten beneidet werde. Das Geld sei eine Investition – wenn auch nicht direkt – in die Zukunft von Geschäften wie Gastronomie und Hotels.