125 Jahre Gewerbeverein, dazu organisierten der Verein, die IHK und die Stadt Bad Dürrheim den Wirtschaftstreff, von links: IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, Gewerbevereinsvorsitzende Tamara Pfaff und IHK-Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik Philipp Hilsenbek. Foto: Wilfried Strohmeier

Gute Gespräche, ein kurzweiliger Impulsvortrag zur Psychologie des Teambuildings, Geschenke und viel Freude: Anlass war das 125-jährige Bestehen des Bad Dürrheimer Gewerbevereins.

„Zusammen sind wir stark und können viel bewegen“, waren die Eingangsworte von Tamara Pfaff, der Vorsitzenden des Gewerbevereins Bad Dürrheim. Sie freute sich über ein volles Haus zur großen Geburtstagsfeier, an der über 200 Gäste teilnahmen.

 

Die Vorsitzende hielt sich kurz – wie alle Redner, denn im Vordergrund des Abends stand das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch. Sie versäumte es nicht zu betonen: „Der Zusammenhalt der Unternehmer trägt zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez folgte ihr am Rednerpult – er warf einen kurzen Blick in die Vergangenheit der Gewerbevereine.

Ein stolzes Alter

125 Jahre sei ein stolzes Alter, betonte er, viele Gewerbevereine in Baden-Württemberg seien aber noch älter und wurden teilweise schon vor mehr als 200 Jahren gegründet. Schon damals sei es die Idee gewesen, „dem Staat zu sagen, wo uns der Schuh drückt.“ In der Folge wurde der Deutsche Zollverein gegründet, der es wiederum schaffte, die Binnenzölle im Kaiserreich abzuschaffen, so entstand ein Binnenmarkt. Schon damals sei sozusagen Lobbyarbeit geleistet und Bürokratie abgebaut worden.

Warum man in Bad Dürrheim verhältnismäßig spät dran war mit der Gründung eines Gewerbevereins, darüber lasse sich heute nur noch Vermutungen anstellen, eventuell war es die Stärke der benachbarten Zähringerstadt Villingen oder aber auch der Einfluss der Saline, die es hinauszögerten.

Wichtige Ansprechpartner

Die Gewerbevereine sind „heute wichtige Ansprechpartner für die IHK“, ordnete er eine der Funktionen der Gewerbevereine ein und betonte: dies werde in den Vereinen alles ehrenamtlich geleistet.

Das Schlusswort hielt Bad Dürrheims Bürgermeister Jonathan Berggötz. Es sei ein „wunderbarer Abend in Teamarbeit von Gewerbeverein, IHK und Stadt geworden. Er hofft, dass sich „viele Unternehmer mit vollem Herzen im Gewerbeverein einbringen“ und betonte den Mehrwert, der für die Stadt gebracht werde .

Die Moderation des Abends hatte Stefan Kühlein, der Hauptredner war Hans-Dieter Hermann, der lange Jahre Teampsychologe der Fußballnationalmannschaft war und weitere Sportler betreute.

Einige der Gäste (von links) MdL Martina Braun (Grüne), Landrat Sven Hinterseh, IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez und Bad Dürrheim Bürgermeister Jonathan Berggötz. Foto: Wilfried Strohmeier

„Freude an der Tätigkeit ist eine Grundbedingung für den Erfolg“, war eines seiner Stichworte für eine gute und erfolgreiche Führungskraft. Zu beachten gelte es die menschlichen Grundbedürfnisse, unter anderem Zugehörigkeit, Anerkennung und Autonomie. Hinzu kommt, dass man selbst einen Sinn in seiner Tätigkeit sieht – dies gelte für das gesamte Team.

Definition Team

Dieses Team definierte er nicht darin, dass Menschen zusammenkommen und alle das gleiche Ziel verfolgen. „Ein gutes Team entsteht durch die Kultur der gegenseitigen Unterstützung.“ Es geht dabei darum wer bereit ist eine „Extrameile“ zu laufen oder wer auch einen Schritt nach hinten tritt für den Gesamterfolg. Es ist „Unterstützung durch praktisches Handeln“. Hermann hat seine ganz eigene Definition, wofür die Buchstaben im Wort Team stehen: Tut etwas Außergewöhnliches miteinander.

Eine andere seiner zentralen Aussagen war: „Die Welt entsteht im Kopf.“ Diese These hatte er von dem Philosophen und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick übernommen. Wahrnehmung sei erfahrungsabhängig und dahinter stehen die Fragen: Was ist Wahrheit? Was ist Subjektivität? Und: Sehe ich es als Herausforderung oder als Bedrohung an?

Hans-Dieter Hermann war jahrelang Teampsychologe der Nationalelf. Foto: Wilfried Strohmeier

Am Schluss gab er noch einen Tipp aus der Praxis: das Spiegellächeln, dessen Ursprung auf Vera Birkenbihl zurückgeht. Vereinfacht gesagt, empfahl sie nach stressigen Situationen, beispielsweise einen Gang auf die Toilette, um sich dort selbst im Spiegel zwei Minuten anzugrinsen. Das bewirkt eine Lockerung der in den Situationen oft verkrampften Unterlippe.