Mit großen Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben Metzgereien. Auch das Image des Beruf eines Fleischers oder Fachverkäufers ist nicht das beste. Dagegen angehen möchte jetzt die Gewerbeschule – und wählt eine ganz moderne Form der Nachwuchsgewinnung.
VS-Schwenningen - Metzgereien haben schon länger Probleme, geeignete Metzger und Fleischereifachverkäufer zu finden. Und das drückt sich auch in den Schülerzahlen aus, die Svjetlan Magazinovic, Leiter der Gewerbeschule, zusammen mit seinem Team am Standort Schwenningen präsentiert. So hat auch der Regierungsbezirk Freiburg, zu dem die Gewerbeschule gehört, erst vor Kurzem die Reißleine ziehen müssen und zwei von fünf Standorten des Bereichs Lebensmittelhandwerk geschlossen. Schwenningen gehört nicht dazu. "Eine Garantie, dass unser Standort nicht doch noch geschlossen wird, haben wir nur, solange wir entsprechende Schülerzahlen haben", erklärt der Schulleiter.
35 Schüler der Gewerbeschule sind mit dabei
Um dem allgemeinen Trend entgegenzuwirken, will die Schule nun neue Wege in Sachen Nachwuchsgewinnung gehen. So hat das Schulleitungsteam ein Azubi-Speed-Dating auf die Beine gestellt, bei dem am kommenden Mittwoch, 23. März, in der Schule an der Erzbergerstraße sowohl Schüler als auch regionale Unternehmen aus dem Berufsfeld Nahrung zusammen kommen und sich näher beschnuppern können. Rund 35 Schüler aus den Abschlussklassen der Gewerbeschule haben sich bisher angemeldet, andere Schüler aus der Region, die für September noch einen Ausbildungsplatz suchen, sind außerdem eingeladen.
Fünf Betriebe aus Region nehmen teil
Mit Vertretern der Metzgerei Staiger aus Villingen, dem Hug Hof aus Tannheim, der Metzgerei Traub aus Trossingen, dem Schwarzwaldhof Blumberg sowie der Zweigniederlassung Südwest des Rewe-Markts konnte die Schule fünf Ausbildungsbetriebe für das Speed-Dating gewinnen. Das Prozedere ist das Übliche: Zunächst werden sich die Betriebe vor Schüler-Kleingruppen grundsätzlich vorstellen, berichtet Markus Duffner vom Schulleitungsteam, und dann an Tischen verteilen. Im fünf-Minuten-Takt werden anschließend die Schüler von Tisch zu Tisch gehen und in einer Art Kurz-Bewerbungsgespräch direkten Kontakt mit den Unternehmensvertretern knüpfen. Daraus könne sich im besten Fall die Chance für ein weiteres Bewerbungsgespräch im Betrieb entwickeln.
Svjetlan Magazinovic hat bei seiner vorherigen Arbeitsstelle gute Erfahrungen mit dieser Art des Kennenlernens gemacht. Wenn das Speed-Dating in der kommenden Woche Erfolg hat, dann könne er sich vorstellen, es auch für andere Berufsfelder mit möglicherweise kritischen Schülerzahlen anzuwenden.
Regionalität ein wichtiges Thema
Dass die Nachwuchsgewinnung für den Fleischerberuf schwierig ist, sei mitunter auf die Entwicklung der vegetarischen beziehungsweise veganen Ernährung zurückzuführen, wie Theorie-Lehrerin Lena Zauner erläutert. Obwohl es eigentlich schon seit Längerem einen Gegentrend gebe: Denn die Nachfrage nach regionalem Fleisch steige. "Umso wichtiger ist es, dass wir unsere regionalen Standorte sichern können." Und Praxis-Lehrer Michael Weiß ergänzt: "Wir müssen den Beruf in der Region aufrecht erhalten, um überhaupt weiterhin regionale Produkte anbieten zu können." Ihm ist es zudem wichtig, nicht zuletzt durch das Speed-Dating zu transportieren, wie wichtig die "Berufe mit Nahrung" sind. "Vielleicht kommt uns die Zeit gerade entgegen", meint er mit Blick auf die derzeit leeren Supermarktregale bei Öl oder Mehl durch den Ukraine-Krieg. Dabei sei es auch letztendlich egal, ob es sich um Fleisch oder vegetarische Produkte handelt, zumal sich die Metzgereien bei Catering-Aufträgen auch immer mehr auf fleischlose Produkte einstellten. Das Know-How, die notwendigen Räume sowie die Maschinen seien zumindest am Standort Schwenningen in Sachen Ausbildung im Lebensmittelhandwerk stets vorhanden.
Info: Das Azubi-Speed-Dating an der Gewerbeschule
Das Speed-Dating findet am Mittwoch, 23. März, ab 8 Uhr in der Gewerbeschule am Standort Schwenningen, Erzbergerstraße 28, statt. Eingeladen sind Schüler aus den Abschlussklassen der allgemeinbildenden Schulen und Klassen der Berufsvorbereitung, die Interesse am Bereich des Fleischers oder des Fachverkäufers im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Nahrung, haben.