Auf großes Interesse stößt die Informationsveranstaltung der Initiative "Pro Mühlbachebene" in der Panoramahalle. Foto: Schwind

Gewerbegebiet: Jürgen Kühn bei Initiative "Pro Mühlbachebene" zu Gast / Hoffnung noch nicht aufgegeben

Die Initiative "Pro Mühlbachebene" hatte am Donnerstag zu der Veranstaltung über die Bedeutung des Bodens auf der Mühlbachebene in die Holzhauser Panoramahalle eingeladen. Und die Bevölkerung nahm diese Möglichkeit zahlreich wahr.

Sulz-Holzhausen. Nach Angaben des Veranstalters waren 150 Bürger in die Halle gekommen. Der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber kam seiner Einladung ebenfalls nach, verabschiedete sich aber bereits nach dem Vortrag, bevor die Diskussionsrunde eröffnet wurde. Vor Ort waren viele Gemeinderats- und Ortschaftsratsmitglieder sowie Bürger aus Holzhausen, Bergfelden, Renfrizhausen, Mühlheim und Fischingen. Gerade die im Tal liegenden Gemeinden fürchten durch die Flächenversiegelung ein auf sie zukommendes Überschwemmungsproblem.

Die Initiatoren hatten den Bodenkundler Jürgen Kühn für einen Fachvortrag eingeladen. Kühn war bereits 2011 schon einmal Gast in der Panoramahalle, als es um die Ansiedlung einer Daimler-Teststrecke ging.

Zunächst stellte er verschiedene Bodenstrukturen vor. Für den Diplom-Geografen aus Rottweil haben die Böden aus Lösslehm auf der Mühlbachebene – auch bundesweit gesehen – überdurchschnittliche Qualität. Tiefgründige Böden, wie sie auf der Mühlbachebene vorhanden sind, seien gute Wasserspeicher. Im Bezug auf Hochwasser bilde die Wasserleitfähigkeit des Bodens einen wichtigen Parameter: Der Boden fängt das Wasser auf und hält es zurück, bevor es in Oberflächen- und Grundwasser gelangt, und bietet so eine natürliche Bremswirkung für das Wasser.

Jörg Dinkelacker von der Initiative "Pro Mühlbachebene", der den Abend moderierte, eröffnete die Diskussionsrunde mit der Frage, ob die Bodenqualität bei einem Rückbau eines angesiedelten Unternehmens wieder in ihrer Urform hergestellt werden könnte. Kühn erwiderte, die ganze Bodenstruktur, geschaffen durch viele Organismen und von absterbenden Pflanzenresten hergestellte Humusschichten könnte nur schwer oder über einen langen Zeitraum von etwa 1000 Jahren wiederhergestellt werden.

Für die wahrscheinlich in der Anzahl sehr geringe Menge an Befürwortern des Gewerbegebietes an diesem Abend wagte sich dann tatsächlich ein Zuhörer ans Mikrofon. "Warum baut ihr auf den so tollen Böden in der Hauptsache Mais für die Biogasanlagen und keine Lebensmittel an?" fragte er etwas provokant. "Die Lebensmittel in Deutschland sind viel zu billig", meinte Kühn und unterstellte der Regierung eine Fehlsteuerung, mit Zuschüssen für regenerative Energien. Lothar Ellinger aus Bergfelden ergänzte: "Auf Maisäckern kann man auch wieder Lebensmittel anbauen, bei Versiegelungen nicht."

Karl Wezel aus Mühlheim wollte wissen, ob man das Wasser vom Gewerbegebiet mit Zahlen errechnen und belegen könne. Kühn erklärte, dass so etwas durchaus möglich wäre und von Hydrologen auch berechnet werde. Alexandra Rau aus Bergfelden verwies auf die bereits bestehenden Hochwasserkarten: "Diese lösen bei mir Großalarm aus."

Auf die Frage von Jürgen Klemenz aus Bergfelden, ob Dachbegrünungen einen ökologischen Mehrwert haben und damit mehr Ökopunkte gegenüber dem Rohland bringen, sprach Kühn von "Nonsens und Augenwischerei", da eine Dachbegrünung im Sommer größtenteils austrockne. "Durch das Blech unter der Bepflanzung kann der wichtige Kreislauf als Bodenverbesserer gar nicht in Gang kommen", so Kühns Erklärung.

Wäre es denn überhaupt noch möglich, den Bau des Gewerbegebietes zu stoppen? "Alles ist möglich, das ist aber eine Willensfrage der Politiker und ob sie für Sachargumente offen sind", so Kühn. Alexandra Rau, selbst treibende Kraft in der "Initiative", hofft, dass durch solche Informationsveranstaltungen "der ein oder andere Gemeinderat vielleicht doch noch umfällt. Das Abstimmungsergebnis im Gemeinderat war ja nicht einstimmig."