Ein Banner zwischen Holzhausen und Bergfelden weist Autofahrer auf die Bedeutung der Mühlbachebene hin. Foto: Reimer

Der Widerstand gegen das geplante Gewerbegebiet reißt nicht ab. Am Freitagnachmittag versammelten sich Gegner des Projekts in der Mühlbachebene, um ihren Protest kundzutun und ein neues Banner vorzustellen. Auch die betroffenen Landwirte meldeten sich zu Wort.

Sulz - Ein Banner zwischen Holzhausen und Bergfelden weist Autofahrer auf die Ziele der Gegenbewegung hin. Zur Vorstellung kamen Vertreter der Initiative Pro Mühlbachebene, der Landjugend, Mitglieder von BUND/Nabu, des Kreisbauernverbands, der Bürgerschaft sowie die betroffenen Landwirte zusammen. Sie machten nochmals auf die Auswirkungen, die das Regionale Gewerbegebiet auf Natur und Landwirtschaft haben würde, aufmerksam.

"Böden einzigartig"

"Die Böden hier sind einzigartig", sagte Michael Schulz vom Landesbauernverband. Es handle sich mit um die besten Böden im gesamten Bundesland. Umso größer ist das Unverständnis dafür, dass dieses Gebiet versiegelt werden soll. Gerade die Krisen der vergangenen Jahre, ob Pandemie oder Ukraine-Krieg, würden aufzeigen, wie wichtig eine regionale Nahrungsversorgung sei.

Bei den betroffenen Bauern macht sich die Sorge um ihre Zukunft breit. "Ich bin im dritten Lehrjahr. Ich will meinen Meister machen. Ich stehe am Beginn meiner Karriere", sagt ein junger Landwirt. "Aber ein Landwirt ohne Land ist nur ein Wirt."

Bangen um die Zukunft

Der Kreisbauernverband wolle die jungen Landwirte unterstützen, erklärte der Vorsitzende Eugen Haberer. "Sie kämpfen um ihren Boden, um ihre Zukunft. Da müssen wir dahinter stehen." Die Landjugend Rottweil-Tuttlingen war ebenfalls vor Ort. Die Planung des Regionalen Gewerbegebiets zeige, dass der Landwirtschaft nur ein niedriger Stellenwert beigemessen werde.

Bei einem anderen Landwirt sollen die Kinder die Nachfolge im Betrieb übernehmen. Doch auch hier ist die Zukunft unklar. Er stellt die Frage, welche Flächen denn die Landwirte als Ausgleich für ihren Verlust bekommen sollen. Frei verfügbare Flächen gebe es in diesem Gebiet nicht mehr und selbst wenn: "Bei einer zukünftigen Erweiterung des Gewerbegebiets sind diese dann als nächste dran."

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Folgen für Naturschutz

Gerade weil die Qualität des betroffenen Bodens so gut sei, müssten als Ausgleich wesentlich größere Flächen zur Verfügung gestellt werden, damit die Landwirte den gleichen Ertrag erzielen könnten.

Doch nicht nur die Folgen für die Agrarwirtschaft wurden angesprochen. Die Fläche sei ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bürger, es würde ein Stück Lebensqualität verloren gehen, erklärte Jörg Dinkelaker von der Initiative Pro Mühlbachebene.

Tamara Ayoub vom Nabu-Landesverband warnte vor den Folgen eines Gewerbegebiet für den Naturschutz. Denn es würden nicht nur Tierarten wie die Feldlerche durch die Bebauung vertrieben, Landwirte müssten womöglich auf Flächen ausweichen, die derzeit noch naturbelassen sind, wodurch noch in anderen Gebieten ein Eingriff in das Ökosystem erfolgen würde.

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Weiterer Flächenverlust

Der Zuzug eines Großunternehmens und tausender Mitarbeiter würde auch die Wohnbauentwicklung vorantreiben, sagte ein anderer Landwirt, der eine Fläche im Sulzer Stadtgebiet bewirtschaftet. "Sulz würde von der Einwohnerzahl dann einen weiteren Teilort erhalten." Das würde weiteren Flächenverlust bedeuten.