Es dauert noch, bis das ganz große Gewerbegebiet kommt in Neuweiler, das hier an das bestehende anschließen soll. Foto: Fritsch/Archiv

Der Gemeindeverwaltungsverband Teinachtal hat den Flächennutzungsplan fortgeschrieben. Was tröge klingt, hat große Wirkung. Das geplante neue Gewerbegebiet in Neuweiler wird deutlich kleiner als noch 2019 ins Auge gefasst – vorerst zumindest.

Neuweiler/Bad Teinach-Zavelstein - Man müsse "zurück auf Los", sagte Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel bei der jüngsten Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes Teinachtal. Nein, die drei Bürgermeister aus dem Teinachtal und die für den Verband entsandten Gemeinderäte spielten kein Monopoly, sondern werkelten an der Fortschreibung des Flächennutzungsplans (FNP).

Erstmals war man damit im Jahr 2019 aufgeschlagen, hatte in allen drei Kommunen große Pläne. Doch dann suchte das Coronavirus die Welt – und folglich auch das Teinachtal – heim und die Prioritäten lagen zunächst ganz woanders. Man habe "das Verfahren in der Pandemie verstolpert", erklärte Wendel als Verbandsvorsitzender. Zwischenzeitlich sei es auch so, dass sich "einiges zurechtgerüttelt" habe. Zum einen durch äußere Umstände, zum anderen aber auch aufgrund kommunalpolitischer Entscheidungen. Doch jetzt hat der Verband den "verstolperten" Verfahrens-Ball wieder aufgenommen und sich mittlerweile zielsicher durch den Verfahrensablauf kombiniert, auf dem Weg dorthin bereits mit diversen Behörden wie Landratsamt oder Regierungspräsidium gesprochen.

Knackpunkt war die schiere Größe

Im Jahr 2019 war ein großer Knackpunkt das angedachte Gewerbegebiet "Platten" in Neuweiler. Damals war die Gemeinde mit satten 15,5 Hektar ins Rennen gegangen. Das war dem Landratsamt dann doch zu wuchtig. "Für Kopfschütteln" habe das Vorgehen sogar gesorgt, erinnert sich Wendel. Jetzt aber sei alles sauber aufgesattelt und "mit Berechnungsmodellen unterlegt".

In der nun erfolgen Anpassung des FNP ist aber das Maximum, das geht, 3,8 Hektar. "Gesundschrumpfen" nennt das der Verbandschef Wendel. Geplant ist das Gebiet als Anhängsel an das bereits bestehende Gewerbegebiet in Neuweiler rund um die Hermann-Löhns-Straße am Ortseingang von Oberkollwangen kommend.

Zahlreiche Begründungen ausgearbeitet

Das ist nun auch aufwendig begründet und errechnet. Zum einen sind demnach keine gewerblichen Bauflächen und Baulücken mehr vorhanden im Ort. Des Weiteren spricht laut der Gemeinde Neuweiler auch die dortige Gewerbeflächenentwicklung der vergangenen Jahre eine Rolle. In den zurückliegenden 15 Jahren wurde eine Gewerbeflächeninanspruchnahme von 0,6 Hektar pro Jahr festgestellt. Hochgerechnet kommt die Gemeinde Neuweiler also in den nächsten 15 Jahren auf einen Gewerbeflächenbedarf von neun Hektar. Dabei könnte es aber durchaus noch mehr sein – denn vorhandene Anfragen von interessierten Firmen, so ist in der Sitzungsvorlage zu lesen, belaufen sich auf 14,9 Hektar. Ganze 28 Anfragen nach Gewerbegrundstücken sind zwischen Januar 2020 und Mai 2022 bei der Gemeinde eingegangen.

Zuversicht nach ersten Gesprächen

Die 3,8 Hektar sind also nur der erste Aufschlag. Der kann aber zum Ass werden, denn vorbereitende Gespräche mit beteiligten Behörden hätten ein zuversichtliches Bild ergeben. Auch wenn die Gemeinde Neuweiler für die Umwandlung des Waldes – also konkret dem Fällen von Bäumen – Ausgleichsmaßnahmen erbringen muss. Mit Blick auf seinen Kollegen Martin Buchwald, meinte Wendel, dass das ja mit Hilfe des in Angriff genommenen Alt- und Totholzkonzeptes sicher möglich sei. Zustimmendes Nicken des Neuweiler Rathauschefs. Alternativ können natürlich auch Ökopunkte zur Egalisierung der Waldumwandlung eingesetzt werden. Wendel versicherte jedenfalls: "Wir bleiben tapfer dran." Jetzt folgen die Beteiligung der Behörden und der Bürgerschaft als nächste Schritte.

Für eine noch größere Entwicklung braucht es aber einen längeren Atem. Denn dafür ist nicht nur eine normale Fortschreibung des FNP notwendig, sondern gar eine Gesatmfortschreibung. "Davor wird dann die gesamte Gewerbeentwicklung im Gebiet des Verbands erfasst", erklärte Wendel direkt nach der Sitzung auf Anfrage, da die Bürgerfragerunde mangels Bürgern direkt zur Pressefragerunde umfunktioniert worden war. Man schaue sich dann das ganze Gebiet an, lote mögliche Standorte in allen drei Verbandskommunen und mehr aus. Überhaupt, mutmaßt der Verbandschef, gehe der Trend weg von kommunalen Gewerbegebieten einzelner Kommunen hin zu interkommunalen Gewerbegebieten (IKG), an denen dann mehrere Städte und Gemeinden beteiligt sind. Ähnlich dem bereits bestehenden IKG "Würzbacher Kreuz" oder auch dem Industriegebiet "Lindenrain" bei Calw. "Wo die dann liegen, sieht man dann", schloss Wendel. Das Ganze sei ein "spannender Prozess". Der aktuellen Fortschreibung des FNP stimmte die Verbandsversammlung abschließend einstimmig zu.