Ist Friesenheim für das Schlimmste gewappnet? Darum ging es im Gemeinderat am Montag. Drei Schwerpunkte werden in den kommenden Jahren hinsichtlich des Schutzes gesetzt: Wetterereignisse, Stromversorgung und Cybersicherheit.
Der Gemeinderat in Friesenheim hat den aktuellen Sachstand zum Katastrophenschutz in der Gemeinde Friesenheim zur Kenntnis genommen. Vorgestellt wurde die Bedeutung eines „Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE)“, der im Auftrag des Bürgermeisters handelt. Dabei handle es sich um ein temporäres Organ, das ereignisbezogen agiere. In den kommenden Jahren sollen insbesondere drei Themen in den Mittelpunkt rücken: 2025 der Umgang mit Wetterereignissen wie Starkregen, 2026 Stromversorgung bei Stromausfällen und 2027 Cybersicherheit. Katastrophenschutz zeigt sich in einem fortlaufenden Prozess und sei kein Papier, das sich in die Schubladen schmeißen lasse, betonte Bürgermeister Erik Weide. Jahr für Jahr wird der Plan, der bei der Gemeinde Friesenheim vorliege, ausgearbeitet und angepasst. Übungen folgten und ein „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ ist in der Verwaltung eingerichtet, so Weide.
2023 wurden 30 000 Euro zur Verfügung gestellt
Im Jahr 2023 wurden über den Gemeinderat Haushaltsmittel in Höhe von 30 000 Euro zur Verfügung gestellt und ein Fachbüro zur Unterstützung für die kommenden drei Jahre hinzugezogen. Für das Fachbüro „Brandschutz Vier“ aus Schwanau hat am Montagabend Dominic Gißler, Professor für Führung im Bevölkerungsschutz an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin, den aktuellen Stand und die Bedeutung des Katastrophenschutzes erläutert sowie Fragen aus dem Gemeinderat beantwortet.
„Katastrophenschutz ist eine Fähigkeit und nichts was man verwaltet. Es geht um den Bevölkerungsschutz“, betonte Gißler immer wieder in seiner Ausführung. In der Vergangenheit haben bereits innerhalb der Gemeinde Trainingseinheiten stattgefunden und der Krisenplan der Gemeinde Friesenheim wurde fortgeschrieben. Der Stab handele im Auftrag des Bürgermeisters und stehe für die Reaktionsfähigkeit im Katastrophenfall. Weitere Übungen sollen folgen.
Training zur Evakuierung bei Sprengmittelfund wurde vorgenommen
Allgemein wurde eine Ereignissammlung vorgenommen und eine einfache Risikoanalyse vollzogen. Im Juli 2024 wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Hauptamt und der dafür zuständigen Sachbearbeiterin Sabrina Bühler in die Methodik eingeführt und ein Szenariotraining zur Evakuierung bei einem möglichen Sprengmittelfund vorgenommen. Dabei gehe es auch um die Organisation einer schnellen Unterbringung von Menschen im Evakuierungsfall. Zudem wurde ein Alarmierungssystem mit Testalarmen eingeführt.
DAB-Radio mit Handkurbel wurde beschafft
Dass bei einem Stromausfall kein Radio und keine herkömmlichen Elektrogeräte funktionieren leuchtet ein, weshalb auch ein DAB-Radio mit Handkurbel beschafft wurde. Taschenlampen mit Batterien sowie Kerzen zählen zur üblichen Grundausstattung. Neben ausreichend Wasservorräten pro Haushalt wird dies auch für den Privathaushalt vorgegeben. Empfohlen wird nicht nur der Verwaltung eine Vorhaltung bestimmter Formulare und Verzeichnisse auf Papier in feuerfester Umgebung. Gißler hat beim Gemeinderat abgefragt, wer eine Schaufel zuhause habe. Nahezu jede Hand ging nach oben. Bei der Kopie des Personalausweises und der Aufbewahrung von wertvollen Dokumenten in einem feuerfesten Safe ist so gut wie keine Hand nach oben gegangen. Unabdingbar und jedem einzelnen ans Herz gelegt hat Gißler zudem die Warn-App „Nina“ auf dem Smartphone.
Wünsche jedoch der Gemeinderat mehr aktiven Katastrophenschutz müsse dafür eine besondere Stelle eingerichtet werden. In der Stellenbeschreibung beim Hauptamt sind dafür lediglich fünf Prozent vorgesehen. All das werde sich jedoch in einem späteren Verlauf klären. Katastrophenschutz, so der Experte, habe auch immer etwas mit der Stärkung der Selbsthilfefähigkeit zu tun.
Warn-App „Nina“
Mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz „Nina“, erhalten die Nutzer wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand. Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der zuständigen Stellen der Bundesländer sind ebenfalls in die Warn-App integriert. Die Warn-App ist kostenlos und kann über den App-Store heruntergeladen werden.