Zu einem gewalttätigen Übergriff kam es im Februar in einer Regional-Bahn, die von Stuttgart nach Rottweil gefahren ist. Foto: NATALLIA – stock.adobe.com›

Zu einem brutalen Überfall ist es im Februar in einer Regional-Bahn von Stuttgart nach Rottweil gekommen. Jetzt müssen sich fünf junge Männer vor dem Rottweiler Landgericht verantworten. Am ersten Verhandlungstag zeigen sich die Angeklagten geständig.

Kreis Rottweil - Die Frage nach einer Zigarette endete in einem brutalen Raub. In der Regional-Bahn von Stuttgart nach Rottweil ist es im Februar zu einem Überfall gekommen. Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf Angeklagten vor, gemeinsam mit vier weiteren Tätern, gegen die gesonderte Ermittlungen eingeleitet wurden, zwei Fahrgäste belästigt und anschließend überfallen zu haben. Dabei sollen die insgesamt neun mutmaßlichen Täter ihre Opfer mit Faustschlägen und Fußtritten traktiert haben, um ihnen Bargeld, ein Smartphone, Zigaretten sowie einen E-Scooter zu entwenden. Am Donnerstag begann die Verhandlung gegen die fünf jungen Männer vor der ersten großen Jugendkammer am Rottweiler Landgericht.

Der Lebenslauf der fünf Angeklagten ähnelt sich in vielerlei Hinsicht. Abgebrochene Ausbildungen, Schwierigkeiten in der Schule sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch, sind Konstanten, die sich durch die Angaben der Angeklagten ziehen. Schon in der frühen Jugend sei Alkohol probiert worden, später folgte dann der Konsum von Drogen wie Cannabis, Amphetamin und Kokain sowie der exzessive Konsum von Alkohol. Die Angeklagten geben an, auch in der Tatnacht unter einem erheblichen Einfluss von Drogen- sowie Alkohol gestanden zu haben.

Jüngster Angeklagter sitzt bereits in Haft

Der Jüngste der Angeklagten ist 19 Jahre alt und sitzt aufgrund einer älteren Jugendstrafe in Haft. Vor Gericht schildert er, was in der Tatnacht seinen Erinnerungen zufolge passiert ist. Bereits auf dem Weg nach Stuttgart seien enorme Mengen Alkohol konsumiert worden, auf dem Schlossplatz habe man dann weiter getrunken und ausgelassen gefeiert.

Auf der Rückfahrt seien in Horb zwei Männer zugestiegen. Nachdem der 19-Jährige einen der Geschädigten nach einer Zigarette gefragt habe, habe er in dessen Bauchtasche ein Päckchen mit rund 40 Gramm Amphetamin entdeckt. Die ohnehin schon stark alkoholisierten Männer hätten daraufhin beschlossen, den beiden Fahrgästen das Päckchen zu entwenden. "Wir wollten einfach mehr", sagt der 21-jährige Mitangeklagte aus Rosenfeld.

Der 19-Jährige habe dem Geschädigten die Bauchtasche entwendet, daraufhin sei es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen, bei der er dem Opfer ins Gesicht schlug. "Es ging alles so schnell", versucht sich der 19-Jährige zu erklären. In Rottweil stiegen die Männer aus und flüchteten. Der erbeutete E-Scooter soll zurückgelassen worden sein, nachdem ein Opfer dem Täter nachsetzte.

Was genau mit dem Päckchen passiert ist, wer es verwahrt hat und ob es untereinander aufgeteilt wurde, kann der 19-Jährige nicht sagen. "Die Geschichte mit dem Amphetamin ist mysteriös, die kann ich ihnen so nicht abnehmen", äußert der Oberstaatsanwalt seine Bedenken. Auch der Vorsitzende Richter fragt den Angeklagten, ob er die beiden Geschädigten denn in ein schlechtes Licht stellen wolle. Schließlich würde man eine solche Menge an Drogen, nicht so offensichtlich mit sich führen.

Ebenfalls angeklagt ist ein 21-Jähriger aus Balingen, der sich seit dem Vorfall in Untersuchungshaft befindet. Er bestätigt die Angaben des 19-Jährigen weitgehend, kann aber auch nur ungenau erklären, was mit den Betäubungsmitteln tatsächlich passiert ist. Wegen vorherigen Straftaten hat der Angeklagte rund 24 000 Euro Schulden. Er muss sich – wie sein gleichaltriger Mitangeklagter – zusätzlich zu dem Raub, auch wegen des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit Beleidigung verantworten.

Opfer tragen Verletzungen davon

Weiter angeklagt ist ein Geschwisterpaar aus Rottweil. Der ältere der beiden Brüder (21) befindet sich seit der Tat ebenfalls in Untersuchungshaft. Mit einer Erklärung seines Verteidigers gesteht er die Tat. Sein ein Jahr jüngerer Bruder macht ebenfalls Angaben zu Sache. Er habe dem anderen Tatopfer den Rucksack geklaut und diesem Bargeld sowie Cannabis entwendet. Er gibt außerdem zu, sein Opfer geschlagen zu haben.

Eines der Opfer soll neben erheblichen Schmerzen eine Nasenbeinfraktur erlitten haben, der andere Geschädigte eine blutende Verletzung unter dem Auge. Die Verhandlung wird am 21. September fortgesetzt.