Gewalt im schulischen Umfeld nimmt im Land seit 2021 stetig zu. Auch in der Ortenau spiegelt sich der Trend wider. Meist handelt es sich um Körperverletzungen.
An Schulen in Baden-Württemberg gibt es eine Besorgnis erregende Entwicklung: Die Gewalt an Schulen hat laut dem Sicherheitsbericht 2024 zugenommen. 3041 Menschen wurden hier Opfer von Gewalt, davon 245 Lehrkräfte und 2796 Schüler. Auch in der Ortenau ist die Entwicklung zu beobachten.
Nach einem deutlichen Rückgang der Gewalttaten an Schulen im Corona-Jahr 2021 ist die Zahl der Opfer von Gewalt im schulischen Umfeld angestiegen. Waren es 2022 noch 2557 Opfer, stieg die Zahl in 2023 auf 2838. Bei den landesweit 3041 Opfern von Gewalt an Schulen im vergangenen Jahr wurde der Großteil (1808 Menschen) verletzt. Die Entwicklungen auf Landesebene spiegeln sich auch in der Ortenau wider.
„Die Zahlen für die Ortenauer Schulen bewegen sich im gleichen Rahmen, wie er im Sicherheitsbericht Baden-Württemberg 2024 dargestellt wird“, erklärt das Schulamt Offenburg auf Anfrage unserer Redaktion. Insgesamt sei die Zahl der Straftaten an Schulen in der Ortenau 2024 auf dem Niveau von 2023 geblieben.
Die Aufklärungsquote ist hoch
Bei den Taten handele es sich an den Schulen der Region meist um Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit – insbesondere Körperverletzungen und Bedrohungen. Daneben gebe es Fälle von Sachbeschädigung, Diebstahl, Beleidigung und in geringerem Umfang auch Betäubungsmitteldelikte, erklärt das Schulamt. Laut dem Bericht des Innenministeriums des Landes handelte es sich bei mehr als der Hälfte der Straftaten (1315 Fälle) um vorsätzliche leichte Körperverletzung. Mit deutlichem Abstand folgt gefährliche/schwere Körperverletzung (411 Fälle) und auf Platz drei (360 Fälle) Bedrohung.
„Die Aufklärungsquote der Straftaten an Schulen ist mit 95,6 Prozent sehr hoch, da sich Täterinnen beziehungsweise Täter und Opfer in der Regel kennen“, erklärt das Ministerium in dem Bericht. Dem ist auch in der Ortenau so: „Fast alle Fälle konnten aufgeklärt werden“, berichtet das Offenburger Schulamt.
Fortbildungen für Krisenteams angeboten
Die Konflikte würden häufiger in der Sekundarstufe I eskalieren, berichtet das Schulamt Offenburg. „Das hängt auch mit dem Alter der Schülerinnen und Schüler zusammen: In dieser Entwicklungsphase können Konflikte schneller eskalieren“, vermutet das Ortenauer Amt. Grundschulen seien in geringerem Maß betroffen. Insgesamt zeige sich, dass die Häufigkeit weniger von der Schulart als vielmehr vom Alter und der individuellen Situation der Schülerschaft abhänge.
Fälle von Gewalt an Ortenauer Schulen seien, so das Schulamt, „glücklicherweise Einzelfälle“. Eskaliere ein Konflikt, sei dies eine Ausnahmesituation, die für alle Beteiligten sehr belastend ist. Keine Schule und kein Kollegium könne auf solche Ereignisse vollkommen vorbereitet sein, so das Schulamt. Betroffene Schulen seien bisher sehr umsichtig und verantwortungsbewusst vorgegangen.
Die Unterstützung durch die Polizei, Feuerwehr oder die Notfalldienste bezeichnet das Offenburger Amt als „hochprofessionell und routiniert“. Wichtig sei, dass die Schulen in solchen Situationen nicht allein gelassen werden. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung biete Fortbildungen für Krisenteams sowie psychologische Beratung und Nachsorge an, erklärt das Schulamt. Zudem gebe es für die Schulleitungen Unterstützung durch die Schulräte und nach besonders schwerwiegenden Vorfällen könne die Schulpsychologische Beratungsstelle auch kurzfristig zur Krisenintervention hinzugezogen werden. Das Thema Gewalt an Schulen sei zudem mit den Schulleitungen und Experten besprochen worden, erklärt das Schulamt.
Die Tatverdächtigen
Laut dem Sicherheitsbericht 2024 für Baden-Württemberg hat die Zahl der Tatverdächtigen um 3,5 Prozent zugenommen. Von den 2850 Tatverdächtigen haben 1041 nicht die deutsche Staatsbürgerschaft – ein Plus von 22,6 Prozent zu 2023. Das Schulamt Offenburg erklärt auf Anfrage: „Für uns steht nicht die Staatsangehörigkeit der Tatverdächtigen im Vordergrund, sondern die wirksame Prävention und der Schutz aller Schüler. Entscheidend ist, dass Schulen mit durchdachten Schutz- und Präventionskonzepten arbeiten, die unabhängig von Herkunft oder Nationalität greifen und zu einem sicheren, respektvollen Miteinander beitragen.“ Die Verantwortung für ein sicheres Umfeld trügen Schule, Eltern, Schüler und Gesellschaft gemeinsam.