Die beiden Fachberaterinnen Renate Weiler (links) und Hanne Blust (rechts) vom Verein „Frauen helfen Frauen + AUSWEGE“ sehen die Entwicklung bezüglich häuslicher Gewalt mit Sorge. Foto: Siegmeier

Renate Weiler und Hanne Blust von der Fachberatungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen + AUSWEGE“ verzeichnen eine massive Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt.

Häusliche Gewalt, Femizide – bundesweit ist hier ein massiver Anstieg der Fälle zu verzeichnen. „Auch bei uns hier in Rottweil steigen die Zahlen stark, deswegen wird der Schutz vor Gewalt immer wichtiger“, bestätigen Hanne Blust und Renate Weiler von der Fachberatungsstelle des Rottweiler Vereins Frauen helfen Frauen + AUSWEGE die traurige Entwicklung. „Und die Fälle der häuslichen Gewalt betreffen fast alle Altersgruppen und gehen quer durch alle Schichten“, informieren sie.

 

Im Bereich von Frauen helfen Frauen und der Interventionsstelle haben sie im vergangenen Jahr 389 Beratungen verzeichnet, im Bereich AUSWEGE, der Beratungsstelle für Jungen, Mädchen und Jugendliche bei sexuellem Missbrauch, 142 Beratungen.

Drei Femizide im Kreis „Bei uns im Landkreis gab es in den vergangenen Jahren auch drei Femizide. Die Frauen waren der Beratungsstelle aber persönlich nicht bekannt“, sagen die beiden Fachberaterinnen. Als Femizid bezeichnet man laut Wikipedia die Tötung von Frauen oder Mädchen als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt, die im Kontext patriarchaler Geschlechterdifferenzen verübt wird.

Laut einer repräsentativen Studie der gemeinnützigen Organisation „Plan International Deutschland“ zum Thema „So ticken junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren in Deutschland“, gaben mehr als ein Drittel der befragten Männer (34 Prozent) an, dass sie gegenüber Frauen schon mal handgreiflich würden, um ihnen Respekt einzuflößen. Für jeden dritten Mann (33 Prozent) sei es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutsche.

Verschiedene Bausteine „Deswegen ist es wichtig, dass es im Bereich Schutz vor Gewalt verschiedene Bausteine gibt, die eingesetzt werden können, aber auch gut ausgebildetes Personal im Bereich der Polizei, Justiz und in den Beratungsstellen“, betont Renate Weiler. Das Gewaltschutzgesetz soll dabei Schutz bei häuslicher Gewalt bieten. Für Täter soll nach dem Willen der Bundesregierung die elektronische Fußfessel kommen.

Wenn sich der Täter nähere, werde das Opfer über ein Empfangsgerät gewarnt und könne sich gegebenenfalls in Sicherheit bringen oder Unterstützung suchen. Auch die Polizei soll automatisch alarmiert werden, wenn sich ein Täter nähert.

Das Beratungsangebot „Da gibt es noch viel zu tun“, sind sich Hanne Blust und Renate Weiler einig. Die Hauptsache sei aber, dass sich die Betroffenen überhaupt trauten, zu ihnen in die Beratung zu kommen. „Sie können für den Erstkontakt anrufen, dann können wir einen Termin vereinbaren“, so die Empfehlung.

Mit der Polizei und den Behörden arbeite die Fachberatung sehr gut zusammen. Im vergangenen Jahr hat sich der Verein dem Netzwerk der Interventionsstellen (NIP) Baden-Württemberg angeschlossen und ist jetzt ebenfalls Interventionsstelle. „Das heißt, dass die Polizei im Falle einer häuslichen Gewalt beim Opfer die Genehmigung einholt, dass wir uns bei ihr melden dürfen“, erklärt Renate Weiler.

Aber nicht nur im Bereich Opferunterstützung und -betreuung ist der Verein aktiv. Ein zentraler Bestandteil der Arbeit ist zudem die Prävention. Mit verschiedenen Programmen sind die Mitarbeiterinnen in Schulen und Kindergärten im Landkreis unterwegs, um bei Kindern, Jugendlichen, pädagogischen Fachkräften Bewusstsein für sexualisierte Gewalt zu schaffen und die Schutzmechanismen zu stärken.

Die Beratungsstelle ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr besetzt, donnerstags von 14 bis 17 Uhr, oder nach Vereinbarung. Die Notfallnummern sind über den Anrufbeantworter unter Telefon 0741/41314 abrufbar.

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