Bis hierher und nicht weiter. In den seltensten Fällen suchen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, aus eigenem Antrieb Hilfe. Meist schlagen Behörden, Ärzte, Freundinnen oder Nachbarn Alarm. Foto: Söllner

Häusliche Gewalt hat im Landkreis Freudenstadt durch die Corona und die Folgen der Pandemie zugenommen. Das geht aus dem Jahresbericht 2020 der Frauenhilfe hervor.

Kreis Freudenstadt - Dass Gewalt an Frauen aufgrund der Einschränkungen ansteigen werde, hatte die Frauenhilfe Freudenstadt schon zu Beginn der Pandemie befürchtet. Laut Jahresbericht verzeichnete sie im ersten "Lockdown" 2020 einen Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden Frauen um fast 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Im späteren Jahresverlauf 2020 sei die Zahl dann langsamer angestiegen.

 

144 Einzelfälle

Insgesamt 143 Frauen und einen Mann beriet die Frauenhilfe 2020, wobei die meisten der 551 Gespräche persönlich in der Beratungsstelle oder telefonisch stattgefunden haben. Drei Prozent der Beratungen wurden mit geflüchteten Frauen geführt, die Gewalt in ihrem Ursprungsland oder auf der Flucht erlebt hätten. 16 Frauen seien in ein Frauenhaus begleitet worden, elf zur Polizei und sieben zum Jugendamt. Für 27 Frauen wurde der Kontakt zu einem Anwalt oder einem Gericht hergestellt. "In acht Fällen erfolgte eine Anzeige, viermal wurde eine Wohnungswegweisung ausgesprochen", heißt es in der Statistik.

Den Zahlen zur Zuweisung lässt sich entnehmen, dass nur zwei von 73 der Frauen aus eigenem Antrieb heraus Kontakt zur Beratungsstelle aufgenommen habe. Die meisten der Frauen (16) wurden von der Polizei an den Verein vermittelt. Aber auch Ärzte, Anwälte, Jugendamt, Schulsozialarbeiter oder Freundinnen meldeten Fälle.

Als Grund für die Steigerung sieht der Verein die staatlich angeordnete Isolierung der Menschen. Außerdem hätten Geldsorgen und existenzielle Ängsten zugenommen, ebenso Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Dies sieht der Verein als Ursachen für den Anstieg der Fallzahlen von häuslicher Gewalt. "Unverändert standen bei den Themen der Beratung alle Formen von Gewalt im Vordergrund - vor allem psychische, körperliche und sexuelle", heißt es im Bericht weiter.

Pandemie bremst Arbeit

Um trotz der Beschränkungen weiter Unterstützung anbieten zu können, habe die Frauenhilfe ein Hygiene-Schutzkonzept umgesetzt und ihre telefonische Beratung und Kontaktzeiten erweitert. 2020 leisteten die aktiven Mitglieder des Vereins rund 1800 Stunden im Ehrenamt. Selbsthilfegruppen konnten sich wegen Corona nicht treffen. Auch andere Veranstaltungen wie Filmvorführungen und Infotage mussten verschoben werden.

Es sei möglich gewesen, die Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche an vier Schulen mit dem Seminar "Liebe braucht Respekt" noch anzubieten. Dafür sei zum Tag gegen Gewalt an Frauen eine digitale Ausstellung ins Netz gestellt worden. Im März diesen Jahres folgten Kampagnen, etwa in Sozialen Medien, unter dem Motto "Eine aufmerksame Nachbarschaft ist die beste Prävention. n Kontakt: Telefon 07441/ 520 30 70 und E-Mail info@frauenhilfe-fds.de