Am Stuttgarter Bahnhof werden mehr Gewaltdelikte verzeichnet als an anderen Bahnhöfen im Südwesten. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gewalt, Drogen, Diebstahl - Bahnhöfe sind nicht immer die sichersten Orte. Doch manche sind gefährlicher als andere.

Stuttgart - Am Stuttgarter Bahnhof werden deutlich mehr Gewalt- und Drogendelikte verzeichnet als an den anderen Bahnhöfen im Südwesten. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Hess hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

So wurden im ersten Halbjahr 2021 am Stuttgarter Hauptbahnhof 92 Gewaltdelikte erfasst, an den Bahnhöfen in Karlsruhe und Freiburg waren es 53 und 39 Delikte. Auch bei den Vergehen rund um Betäubungsmittel liegt Stuttgart mit 98 Fällen vor Mannheim (78) und Karlsruhe (75). Bei den Eigentumsdelikten liegt hingegen der Mannheimer Bahnhof deutlich vorn. Hier wurden im ersten Halbjahr 2021 72 Delikte verzeichnet, in Karlsruhe 50 und in Stuttgart 40.

Sieben Personen ins Gleisbett gestoßen

„Großbahnhöfe in urbanen Ballungszentren entfalten unter anderem eine Sogwirkung auf potenziell straffällige Personen, was zuvorderst an deren 24/7-Betrieb, ihrer Betriebsamkeit, Möglichkeiten der Ver- und Entsorgung sowie An- und Abreise liegt“, schreibt das Bundesinnenministerium. Nicht zuletzt lägen Omnibusbahnhöfe, Sozialstationen und Drogenkonsumräume in unmittelbarer Nähe.

55 Bundespolizisten sind in den ersten sechs Monaten des Jahres an den Bahnhöfen in Baden-Württemberg angegriffen worden, 16 von ihnen wurden verletzt, zwei sogar so schwer, dass sie ihren Dienst nicht mehr verrichten konnten. Sieben Personen wurden in dem Zeitraum ins Gleisbett gestoßen. Die Zahlen basieren auf der sogenannten Eingangsstatistik, in der alle aufgenommenen Fälle erfasst werden. In die Kriminalstatistik hingegen fließen nur die Fälle ein, bei denen die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind.

„Bahnhöfe und Züge sind zu Orten der Angst und Kriminalität geworden“, kommentierte der AfD-Politiker Hess die Zahlen. Er sieht die Ursache in der Migrationspolitik. Abschiebungen von Straftätern seien ein notwendiges Mittel, um Bahnhöfe wieder sicher zu machen. Hess ist auch stellvertretender Landesvorsitzender der Südwest-AfD.

Allerdings müssen die Zahlen der Delikte am Stuttgarter Hauptbahnhof auch ins Verhältnis gesetzt werden. Laut Angaben einer Sprecherin der Deutschen Bahn sind am Stuttgarter Hauptbahnhof täglich bis zu einer Viertel Million Menschen unterwegs - mehr als an anderen Bahnhöfen im Land. "Die Sicherheit unserer Reisenden und unserer Mitarbeitenden ist und bleibt unser allerhöchstes Gut", so die Sprecherin. Um diese zu gewährleisten, nehme man jährlich 170 Millionen Euro in die Hand.