Als einziger Bach in Albstadt hat der Laufener Steinbach zwei Rechen, die Schwemmgut abhalten sollen. Foto: Karina Eyrich

Verheerend für einige Einwohner des Steinbachs waren die Hochwasser am 28. Juni und 8. Juli 2021 in Laufen. Um es nicht mehr so weit kommen zu lassen, müssen Maßnahmen ergriffen werden – welche, das war Thema einer Gewässerschau am Steinbach.

Kompost, Rasenschnitt, Holzstapel und Ähnliches mehr: Die Teilnehmer der Gewässerschau schütteln an mehreren Uferstellen des Steinbachs den Kopf darüber, was alles im „Gewässerrandstreifen“ abgelegt wird – nicht nur von Anwohnern, die auf oder neben ihrem Grundstück Biomüll und Gartenabfälle entsorgen, sondern auch weiter oben, Richtung Wald.

 

Das Problem: Tritt bei Starkregen der Steinbach über die Ufer, können solche Abfälle das Wasser verunreinigen und den Durchlass unter Brücken und Stegen blockieren, so dass sich das Wasser einen anderen Weg sucht – und dann in den Kellern der Anwohner landet.

An der Einmündung des Steinbachs in die Eyach: die Gewässerschau. Foto:  Eyrich

So geschehen im Juni und Juli 2021 – Tage, die Christian Schlegel noch allzu gut in Erinnerung sind. Die Gebäude seiner Baumschule lagen früher auf Straßenniveau, doch seit Ende der 1970er-Jahre die Kanalisation liegt, ist die Straße höher, läuft das Wasser von dort in seine Gebäude und vernichtet – wie vor zwei Jahren – die empfindlichen Samen, die Schlegel in seiner Klenge lagert. Zum üblichen Schaden an Gebäuden und Möbeln, von dem auch seine Nachbarn ein Lied singen können, kam bei ihm also ein weiterer hoher hinzu.

Viele kleine Maßnahmen tragen zum Schutz bei

Sein Vater Helmut und Max Eppler, der inzwischen die 80 passiert hat und an der Gewässerschau teilnimmt, hätten damals ein Veto gegen den Einbau zu kleiner Rohre eingelegt, das hat Schlegel noch schriftlich. Er und seine Nachbarn wissen, wo sich das Wasser am schnellsten sammelt, welche Wege es nimmt – und wie wichtig die vielen kleinen Maßnahmen sind, die helfen können, bei Starkregen Hochwasserschäden zu vermeiden.

Im Bachbett liegen Rasengittersteine. Foto:  Eyrich

Elf bekannte Quellen speisen den Steinbach, weiß Ortsvorsteher Peter Landenberger und blickt besorgt ins Bachbett: Dort liegen Rasengittersteine, die einst bei der Bachbegradigung Ende der 1970er-Jahre verlegt wurden, um die Ufer zu befestigen, wie Schlegel noch weiß. Das Wasser hat sie teilweise ins Bachbett geschwemmt. Hinzu kommen Betonbrocken, riesige Baumwurzeln, die Reste einer Holzverschalung – alles Dinge, die im Hochwasserfall die Lage verschlechtern.

Wie die Rechen zum Staudamm wurden

Schwemmgut aufhalten sollten die Metall-Rechen unter den Stegen, von denen sich über den Steinbach gleich zwei spannen – in Albstadt ist das nur dort der Fall. Denn der Bach entspringt weit oben auf Tieringer Gemarkung, kommt den steilen Gräbelesberg herunter, an dem laut Landenberger einige Gräben wieder geöffnet worden seien, damit das Wasser sich besser auf die Fläche verteile – Christian Schlegel hatte schon vor 2021 auf das Problem fehlender Gräben hingewiesen.

Betonklötze liegen ebenfalls im Bachbett. Foto:  Eyrich

„Die Rechen haben damals ihren Zweck erfüllt“, sagt Sascha Losleben vom Amt für Bauen und Service der Stadt Albstadt, der mit mehreren Kollegen. Mitarbeitern des Betriebsamts und Vertretern der Unteren Wasserschutzbehörde am Landratsamt Zollernalbkreis an der Gewässerschau teilnimmt.

Abfall: Holzverschalungen unter einer Wurzel. Foto:  Eyrich

Das einzige Problem damals: Durch zu viel Treibgut wurden die Rechen zum Staudamm, das Wasser floss seitlich davon ab und geradewegs die Straße hinunter, in die Häuser hinein.

Für den Gewässerrandstreifen gelten feste Regeln. Foto:  Eyrich

Starkregenereignisse kämen im Zuge der Klima-Krise häufiger, dessen sind sich Losleben und alle anderen bewusst. Was sie dazu beitragen können, um die damit verbundenen Schäden zu vermindern, wollen sie aber tun – und haben deshalb nicht nur den Steinbach und seine Ufer unter die Lupe genommen, sondern werden das Gesehene auch aufarbeiten und dort, wo nötig, Anwohner anschreiben. „Einfach die Hausaufgaben machen!“ nennt Christian Schlegel das. Er weiß nur allzu gut, was am besten gegen Hochwasserschäden hilft: viele kleine Maßnahmen an vielen Stellen.

Gewässerschau

Mindestens alle fünf Jahre
müssen die Träger der Unterhaltslast eines Gewässers – beim Steinbach ist es die Stadt Albstadt, bei der Eyach, die ebenfalls durch Laufen fließt, das Land Baden-Württemberg – eine Gewässerschau abhalten, Ufer und Umfeld inspizieren.

Der Gewässerrandstreifen
 ist innerorts fünf und außerorts zehn Meter breit. Dort gelten bestimmte Nutzungsge- und verbote, etwa für die Anwohner, die auch gelten, wenn das Areal dem Anwohner gehört. Laut Aron Knoblich von der Unteren Wasserschutzbehörde des Landratsamtes müssen in Konfliktfällen – Beispiel: umgeknickte Bäume – Einzelfallentscheidungen getroffen werden, wer für die Beseitigung verantwortlich sei und wer die Kosten trage.

Im Protokoll
der Gewässerschau wird festgehalten, welche Maßnahmen danach zu ergreifen sind, um die Situation zu verbessern – darunter fällt nicht nur die Beseitigung von Hochwassergefahren, sondern auch des Risikopotenzials für die Umwelt sowie das Bepflanzen mit standortgerechten Gehölzen, bauliche Maßnahmen und vieles mehr. Laut Sascha Losleben habe schon das Ankündigen der Gewässerschau einen Effekt gehabt, hätten Anwohner Unrat beseitigt.