Blumen vor dem Rathaus spiegeln die Trauer im Ort wider. Foto: Deckert

Gottenheims Bürgermeister kümmert sich nun vor allem um die Angehörigen von Ayleen. Er begleitet Anwohner bei der Trauer – und hat dabei viel zu tun.

Gottenheim - Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft, die Menschen in Gottenheim bei Freiburg können zumindest in dieser Hinsicht aufatmen. Nun geht es knapp zwei Wochen nach dem Verschwinden der 14-jährigen Ayleen A. und dem tragischen Ausgang dieses Verschwundenenfalles darum, mit der Trauer im Ort umzugehen.

Bürgermeister Christian Riesterer (57, parteilos) wächst in diesen Tagen der Krise, in denen er vielleicht der am häufigsten interviewte Bürgermeister im Land ist, weit über das hinaus, was sein Amt im Alltag von ihm fordern würde.

Herr Riesterer, der Verschwundenenfall Ayleen A. ist zumindest im Ansatz aufgeklärt, die Spekulationen sind vorbei: Das 14-jährige Mädchen lebt nicht mehr, ein 29 Jahre alter Sexualstraftäter steht unter dringendem Tatverdacht und sitzt in Untersuchungshaft. Können die Menschen in Gottenheim schon aufatmen vor diesem Hintergrund?

Im Grunde macht es die Sache noch schlimmer, nun da man die Details kennt. Auf der anderen Seite erklären diese Details manches. Und das ist für mich und die Bevölkerung im Ort wichtig, damit keine falsche Panik aufkommt. So hart die Fakten auch sind, sie helfen nun bei der Aufarbeitung dieser schlimmen Tat und dieser schlimmen Nachrichten.

Kehrt ihr Ort denn nun schon wieder in den Alltag zurück, oder ist das noch zu früh?

Ich habe das Gefühl, das ist noch zu früh. Aber die Menschen treffen sich am Rathaus und der Kirche an den Gedenkorten, die wir eingerichtet haben. Man kommt dort ins Gespräch bis spät in die Abendstunden hinein.

Alle haben ja die gleichen Gedanken. Und da ist das Gespräch sehr, sehr wichtig, finde ich. Für den kommenden Sonntag planen wir einen ökumenischen Gedenkgottesdienst. Diese Veranstaltungen braucht es, um im Gespräch das Geschehen zu verarbeiten.

Sie haben als Bürgermeister die Rolle übernommen, als Ansprechpartner für die Medien zu dienen, auch um der Familie Ayleens den Rücken freizuhalten. Klappt das, oder werden die Menschen im Ort auch medial belästigt in ihrer Trauer?

Ich habe das Gefühl, dass das derzeit ganz gut klappt und dass die Familie in Ruhe gelassen wird. Meine Aufgabe ist es, Rede und Antwort zu stehen und die Familie dadurch zu schonen und zu schützen.

Kann man perspektivisch schon sagen, welche Unterstützung Ayleens Familie durch ihre Dorfgemeinschaft nun erfahren wird?

Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend, auch weit über unser Dorf hinaus. Wir bekommen viele Kondolenzschreiben, die ich der Familie weiterleite. Wir haben aber auch ein Spendenkonto bei der Gemeinde eingerichtet.

Und es gibt Hilfsangebote für den Alltag, wie zum Beispiel Einkaufsgänge, die die Familie derzeit ja auch nicht einfach so erledigen kann.

Ayleens Leiche ist ja noch nicht von der Justiz freigegeben und kann deswegen auch noch nicht bestattet werden. Wie geht man damit um?

Jeder weiß, dass dieser Moment kommen und alles wieder aufwühlen wird. Die Polizei will uns da so früh wie möglich informieren, damit wir alles vorbereiten können und wir mit der Familie besprechen können, wie diese Trauerfeier gestaltet werden kann.

Ganz generell kann man übrigens sagen, dass die Polizei eine wirklich hervorragende Arbeit leistet. Eineinhalb Wochen nach Ayleens Verschwinden sitzt ein dringend Tatverdächtiger in U -Haft. Das muss man sich immer vergegenwärtigen. Da gibt es nichts zu kritisieren.

Das Spendenkonto hat die Nummer DE49 6805 2328 0001 2189 40, Kennwort "Ayleen", bei der Sparkasse Staufen-Breisach.

Neue Informationen zum Täter

Über den 29-jährigen Tatverdächtigen, der seit Anfang der Woche in U-Haft sitzt, haben die Ermittler bereits erste Informationen veröffentlicht: Dieser hat schon als 14-Jähriger einen sexuell motivierten Überfall auf eine Elfjährige begangen.

Dafür wurde er 2007 zur Unterbringung im Maßregelvollzug in der Psychiatrie verurteilt. Dort saß er bis 2017 ein. Er absolvierte ein Integrationsprogramm für Sexualtäter, das für ihn im Januar 2022 auslief.

Die "Bild" will nun herausgefunden haben, dass es sich bei dem Mann um Jan Heiko P. aus Waldsolms-Brandoberndorf (Hessen) handelt. Dieser arbeitet demnach als Wachmann bei einer Sicherheitsfirma und wohnt seit etwa zwei Jahren in einer Einzimmerwohnung, die laut "Bild" vom Jobcenter bezahlt wird. Von Nachbarn wird er als handwerklich begabt, nicht unklug und mittlerweile stark übergewichtig beschrieben.