Simone und Frank Erb planen in Friesenheim das Konzept der solidarischen Landwirtschaft. Die Gemüseernte soll an Mitstreiter verteilt werden. Foto: Bohnert-Seidel

Die Friesenheimer Simone und Frank Erb haben ein Feld gekauft – und wollen die Ernte teilen. Für das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft suchen sie nach Mitstreitern, die den Anbau finanzieren und im Gegenzug frische, regionale Produkte erhalten.

Im Gewächshaus am Ziegelhof ist es ganz schön warm. Katze Catoun freut sich über Besuch. Gut durchlüftet präsentiert sich die Anlage. Noch liegt der Boden brach, doch schon im Frühjahr sollen dort die ersten Gemüsesorten gedeihen und für potenzielle Vereinsmitglieder soll regelmäßig eine Gemüsekiste gerichtet werden. Das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft soll dort entstehen, wo noch im vergangenen Jahr Gärtnermeister Arie de Mik Gemüse angepflanzt hat.

Aus Altersgründen hat sich Arie de Mik nach knapp 40 Jahren aus dem Anbau von biologischem Gemüse zurückgezogen. Nicht lange musste er nach einem Nachfolger für die Fläche von zehn Ar suchen. Simone und Frank Erb betreiben mit den Eltern Heidrun und Jürgen bereits in unmittelbarer Nähe eine Landwirtschaft im Vollerwerb und haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Das Grundstück liege quasi vor der Haustür und lasse sich wunderbar bepflanzen. Durch die gegebene Infrastruktur mit Gewächshaus und Bewässerungsanlage sowie eigenem Solarstrom lasse sich das Projekt schnell realisieren.

Ernte wird innerhalb der Vereinsmitglieder verteilt, die den Anbau finanzieren

Jahrelang setzt sich Simone Erb bereits mit dem Gedanken einer besonders biologischen, dynamischen Landwirtschaft auseinander. Mit Leidenschaft erzählt die junge Mutter von ihren Plänen: Ein Verein soll gebildet werden. Mit den Beiträgen der Mitglieder wird die solidarische Landwirtschaft finanziert.

Das Gemüse wird nicht über einen eigenen Markt vertrieben, sondern bleibt innerhalb des Vereins. Die Ernte wird vergleichbar mit Aktienanteilen wöchentlich an die Mitglieder ausgeteilt. Wichtig ist Simone Erb die gläserne Produktion. Jeder könne sich auf dem Feld selbst einen Eindruck holen. „Die Mitglieder sollen immer ganz genau wissen, was hier geschieht, was wir anbauen“, betont die Friesenheimerin. Wichtig sei dies für alle Generationen. Gern richte sie ihr Angebot auch an Familien mit Kindern.

Durch die solidarische Landwirtschaft wird nicht nur die Regionalität gefördert, sondern auch die Bioqualität dessen, was auf den Tisch kommt. „Solidarische Landwirtschaft übernimmt Verantwortung für Grund und Boden“, betont Simone Erb. Gleichzeitig garantiere sie auch weiterhin die wirtschaftliche Existenz von Landwirten. Als Gärtnerin wird Simone Erb im Einsatz sein und das ganze Jahr über die Fläche bestellen. Viele weitere Schritte werden sich zeigen.

Sowohl Erzeuger als auch Verbraucher profitieren von der Zusammenarbeit

Beide Seiten, Erzeuger wie Verbraucher, seien Nutznießer dieser Form der solidarischen Landwirtschaft: Der Verbraucher erhalte gute, frische und vor allem saisonale Lebensmittel. Über diese Form der Regionalität bleiben kurze Wege garantiert und jedes Mitglied darf sich selbst einbringen und schauen, wie und wo das Gemüse, das morgen auf den Tisch kommt, wächst und gedeiht. In der Landwirtschaft erhält Erzeugerin Simone Erb ein gesichertes Einkommen und den direkten Kontakt zum Verbraucher. „Vor allem der Kontakt zu den Menschen ist mir sehr wichtig“, erklärt sie. Die Grundlage dafür hat sie bereits geschaffen.

Am Samstag, 25. Februar, ab 16 Uhr laden Simone und Frank Erb zu einer Informationsveranstaltung ein, um potenzielle Mitstreiter zu gewinnen. Treffpunkt ist auf dem Ziegelhof gegenüber dem Heckenplatz der Gemeinde Friesenheim.

Der Ursprung der Idee

Das Konzept entstand in den 1960er-Jahren in Japan. 1988 wurde in Deutschland der Verein Solidarische Landwirtschaft gegründet, der sich mit dem gleichnamigen Prinzip befasst. Seitdem sind bundesweit mehr als 400 Gemeinschaften entstanden.