Fritz Link ist Bürgermeister von Königsfeld und Präsident des baden-württembergischen Heilbäderverbandes. Er lobt as neue Konzept.Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Biohacking als Zugpferd für die Zukunft Bad Dürrheims als Gesundheitsstandort

Biohacking – ein Begriff, der seit mehreren Monaten von der Kur und Bäder verwendet wird und dem manch Einheimischer noch etwas zweifelnd gegenüber steht. Doch mit dem Konzept ist Bad Dürrheim ein Vorreiter in Deutschland und will den Gesundheitsstandort damit in die Zukunft führen.

 

Bad Dürrheim. Zum Auftakt des Kneippsommers, anlässlich des 200. Geburtstages von Sebastian Kneipp, lud die Kur und Bäder GmbH Experten ein, das Konzept zu erklären und die Bedeutung zu beurteilen. Vorab gesagt, es gab viel Lob von Brigitte Goerz-Meissner, der Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbandes und von Fritz Link, dem Präsidenten des baden-württembergischen Heilbäderverbandes – zunächst stellte Wiebke Dirks das Konzept vor, sie begleitet das Projekt extern. Projektleiterin bei der Kur und Bäder ist Beate Proske.

Geschäftsführer Markus Spettel erinnerte bei seinem Auftaktinterview daran, dass Bad Dürrheim beispielsweise schon beim Club-Kurort 2006 Vorreiter war für ein Konzept, das von anderen Orten übernommen wurde, und 2014 auch als erster Urlaubsort in Deutschland mit dem Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet wurde. Ein solcher Vorreiter will man nun auch in Sachen Biohacker sein. So wird vom 5. bis zum 7. November der erste Biohacker-Kongress Deutschlands auf der Baar stattfinden.

Die Frage, die sich nun einige stellen ist: Braucht es das wirklich? Die Antwort aus den Vorträgen war ein klares Ja, denn es gilt, die Zukunft als Gesundheitsstandort zu sichern.

Bad Dürrheim wird zum ersten Biohacker-Standort in Deutschland. Die Idee dazu wurde bereits vor zwei Jahren geboren, der Marketingbeirat und weitere Verantwortliche gaben grünes Licht für die Ausarbeitung und die Neuausrichtung, die langjährige Gesundheitskompetenzen in der Kurstadt aufnehmen und die Kontur schärfen werden. Nach eingehender Prüfung kam man zu dem Entschluss, dass diese Positionierung zu Bad Dürrheim passt.

Wiebke Dirks erklärte die Inhalte und das Wesen der Biohacker: "Biohacker nehmen ihr Leben selbst in die Hand, sie wollen neues erfahren und mehr wissen", führte sie aus. Um dieses große Projekt zu stemmen, benötigte es ein dynamisches Teams und einen starken Zündfunken, beides sei bei der Kur und Bäder vorhanden, und die Geschäftsleitung habe viel kreativen Spielraum in den vergangenen zwei Jahren gegeben. Das Wesen dieser Gruppe ist, dass sie unternehmungslustig sei und neues erfahren wolle. Es gehe dabei um die Stärkung der Atemwege, die mentale und körperliche Stärke und um Stressmanagement sowie Burn-Out-Prävention. Vieles davon komme in den Lehren von Sebastian Kneipp vor, die Biohacker wollen aber auch moderne wissenschaftliche Erkenntnisse, dies werde kombiniert – somit ist es eine Weiterentwicklung der Kneipp’schen Lehre. Dies alles passe zu den bereits bestehenden Kernkompetenzen im Kurort. Man habe in den vergangenen zwei Jahren eine eigenes Logo und eine eigene Bildsprache entwickelt. Zusätzlich gab es viele Teammaßnahmen bei der Kur und Bäder, denn das Team müsse auch hinter dem Konzept stehen.

Neue Erkenntnisse werden dabei für die Gäste aufbereitet, im Lockdown gab es die ersten Live-Hacks als Videos. Im Mittelpunkt stand: Wie komme ich gut durch die Krise und auch wieder heraus. Sie sieht für die Gäste und Kurort eine dreifache Gewinn-Situation. Es gibt für die Gäste online und offline Informationen wie auch Angebote, der Bekanntheitsgrad des Gesundheitsstandorts werde erhöht durch die neue – sowie jünger Zielgruppe – dadurch werde der Gästenachwuchs angesprochen und somit die Übernachtungen und Einnahmen generiert, zusätzlich sieht sie einen Gewinn für die Natur, da man nachhaltig wirtschaften müsse und somit auch für die Enkel eine Grundlage schaffe.

Biohacking sei aber nicht nur alter Wein in neuen Schläuchen, betonte sie, sondern eher Kneipp auf dem nächsten Level und somit ein Projekt für ein größeres Ganzes, an dem jeder Mitarbeiten könne.

Es sei ein Vorangehen "Raus aus der Komfortzone – Kurort neu gedacht" – wie das Motto der Veranstaltung lautete. Die Verantwortlichen mussten ihre Komfortzone verlassen und neue Ideen in ein zukunftsweisendes Konzept ausarbeiten. Die anschließende Talkrunde mit Fachleuten aus ganz Deutschland zeigte auf, wie wichtig neue – nachhaltige – Konzeptionen werden, die nicht kurzfristige Trends aufnehmen (Bericht folgt).