Schlange stehen für den in der Corona-Pandemie so begehrten Piks – vor dem Impfstützpunkt in VS im Schwarzwald-Baar-Center gab es seinerzeit lange Schlagen (Archivfoto). Jetzt macht man sich Sorgen um Impfzurückhaltung in der Region. Foto: Kupferschmidt

Nicht nur damals, aber ganz besonders während der Corona-Pandemie war das Thema Impfen ein hart umkämpftes. Obgleich die harschen Widerworte zwischen Impfgegnern und -befürwortern längst verstummt sind, bleibt das Thema ein Drängendes. Jetzt schlägt das Gesundheitsamt der Region Alarm.

Das Datum, zu welchem das Gesundheitsamt des Landkreises aktiv wird, kommt nicht von ungefähr: Vom 27. April bis 3. Mai nämlich ist die Europäische Impfwoche.

 

Und passend zum Anlass betont man im Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises unter der Leitung von Hatem Saleh: „Impfen ist für den Gesundheitsschutz von großer Bedeutung.“

Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen – wie wichtig eine Impfung sein kann, wurde besonders in der Corona-Pandemie deutlich. Und wohl noch nie in der jüngeren Geschichte wurde der Fokus derart auf das Thema Schutzimpfungen gelegt wie damals. Alles zum besten steht im Schwarzwald-Baar-Kreis aber auch heute noch nicht.

Es herrscht Nachholbedarf

Blickt man auf die Impfquoten im Schwarzwald-Baar-Kreis, herrscht offenbar in gar nicht unwesentlichen Fällen noch großer Nachholbedarf. Im Rahmen der Europäischen Impfwoche, die vom 27. April bis zum 3. Mai durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wurde, macht das Gesundheitsamt des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis deshalb nun beispielsweise darauf aufmerksam, wie wichtig auch die häufig vergessenen Impfungen gegen HPV und FSME sind.

„Impfen gegen Krebs? Ja, das geht! Denn auch Viren können Krebs hervorrufen, allen voran das Humane Papillomvirus (HPV), welches als Verursacher des Gebärmutterhalskrebses bekannt ist“, stellt man beim regionalen Gesundheitsamt klar. Was viele nicht wüssten: „Auch ohne Gebärmutter kann man an einem HPV-verursachten Krebs erkranken, denn die Viren sind an der Entstehung zahlreicher anderer bösartiger Tumore des Mund- und Rachenraums sowie der Genitalregion aller Geschlechter beteiligt.“

Die Impfung gegen HPV wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) allen Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren empfohlen. Wie solche Empfehlungen umgesetzt werden, lässt sich seit 2024 auf der VacMap des RKI einsehen, bei der die Impfquoten basierend auf den Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen bis auf die Kreisebene berechnet und anschaulich dargestellt werden.

Impfatlas deckt es auf

Zufrieden ist man in der kreisweiten Behörde nicht, wenn man in diesen „Impfatlas“ des Robert-Koch-Instituts (RKI) blickt. Denn gerade im Schwarzwald-Baar-Kreis zeigen sich bezüglich der HPV-Impfung seit einigen Jahren stagnierende Impfquoten mit großen verbleibenden Lücken. So waren im Jahr 2023 lediglich 36,4 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 12,1 Prozent der 15-jährigen Jungen im Schwarzwald-Baar-Kreis vollständig gegen HPV geimpft. Die Kluft zwischen dem Wert der Region und dem Bundesschnitt ist riesig: „Damit hinkt der Landkreis der bundesweiten Impfquote von 54,6 Prozent beziehungsweise 34 Prozent der gleichaltrigen Mädchen und Jungen deutlich hinterher“, bilanziert man im Landratsamt.

Für einen vollständigen Impfschutz gegen HPV sind zwei Impfdosen erforderlich. Wenn die Impfung verpasst wurde, sollte sie spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Wird die Impfung erst nach dem 15. Geburtstag begonnen, sind für den vollständigen Schutz drei Impfungen notwendig. Die Hürden für eine solche Impfung sind bewusst niedrigschwellig, denn HPV-Impfungen können zum Beispiel durch den Kinderarzt, die Hausärzte oder den Frauenarzt verabreicht werden.

Lücken tun sich auf

Erhebliche Impflücken macht das Gesundheitsamt aber längst nicht nur bei Kindern und Jugendlichen aus, sondern auch bei den Erwachsenen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Gerade jetzt, wenn das immer wärmer werdende Wetter nach draußen lockt, rückt beispielsweise die FSME-Impfung wieder in den Fokus. Sie schützt gegen die durch Zecken übertragene Meningoenzephalitis – kurz: FSME – und die wiederum kann zu Hirnhautentzündungen führen, aber auch zu anderen Entzündungen des Gehirns oder des Rückenmarks. Vor allem Erwachsene haben laut Experten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Hirnhautentzündung und neurologische Folgeschäden. Laut VacMap aber ist nur knapp ein Fünftel der Erwachsenen im Kreis auf diese Art geschützt. Und das, obgleich der Schwarzwald-Baar-Kreis regelmäßig als risikobehaftetes Zeckengebiet eingestuft wird. Der ganze Schwarzwald gilt mittlerweile als Risikogebiet in Sachen FSME.

Ewas besser sei hier die Impfquote bei den Kindern mit 35,8 Prozent, informiert das Gesundheitsamt.

Dschungel rund ums Impfen

Das Impfschema variiere hier je nach Präparat, bestehe aber in der Regel aus drei Impfungen zur Grundimmunisierung, welche alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden sollte.

Wer sich im Dschungel von Impfpräparaten und -notwendigkeiten einen Überblick verschaffen möchte, kann das auch im Internet tun – unter www.impfen-info.de ist übersichtlich aufgelistet, welche Impfung von der Ständigen Impfkommission, Stand Januar 2025, in welchem Alter empfohlen wird, wie oft aufgefrischt werden muss und wann beispielsweise eine Grundimmunisierung für den jeweiligen Zweck erreicht wäre. Auch auch Gegenanzeigen werden hier thematisiert.

Hier gibt es Infos

Fragen zu Impfungen und Impfempfehlungen beantworten Interessierten der Arzt ihres Vertrauens, aber auch das Gesundheitsamt. Infos gibt es unter: www.impfen-info.de. die Impfempfehlungen der STIKO gibt es unter: www.impfen-info.de/download/7049-BZgA_Impfkalender_2025_farbig.pdf. Auch ein Blick auf die VacMap lohnt sich, hier können die Impfquoten der von der STIKO empfohlenen Impfungen anschaulich für alle Bundesländer und Landkreise eingesehen werden (www.rki.de - Suchbegriff: VacMap).

Aktionswoche

Die Europäische Impfwoche
Sie findet jedes Jahr in der letzten Aprilwoche statt. Ziel der seit 2005 jährlich stattfindenden Kampagne ist es, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen zu stärken. Im Vordergrund steht dabei in diesem Jahr, auf die dringende Notwendigkeit hinweisen, eine hohe und gleichmäßige Durchimpfung in allen Gemeinschaften zu erreichen, um Ausbrüche dieser Krankheiten jetzt und in Zukunft zu verhindern. Das Thema lautet „Impfungen für alle sind menschlich möglich“