Das Hinweisschild auf die neue Praxis für Kinder und Jugendmedizin im MVZ Horb hängt schon. Löst sie die Kinderarzt-Krise von Horb? Foto: Jürgen Lück

Gibt es zu wenig Kinderärzte? Laut der Kassenärztlichen Vereinigung entspannt sich die Lage. In Horb zieht eine Praxis in größere Räume.

Oktober 2024. Kinderarzt Michael Nagel aus Horb verkündet, dass er in Zukunft keine Kassenpatienten mehr behandeln wird. Zwei seiner angestellten Ärzte verlassen danach die Praxis – und Horb ist in der Kinderarzt-Krise. Monatelang kämpfen Politik und Patienten um eine Lösung. Bisher vergeblich.

 

Dienstag, 28. Oktober 2025. Das Namensschild fehlt noch, doch die Tür ist auf. Ein Mann sagt: „Ja, hier entsteht eine neue Kinderarztpraxis. In einer Woche geht es los.“

Löst das jetzt das Kinderarzt-Problem von Horb? Vielleicht ein bisschen.

Ioana Oprea, die ihre Praxis bisher in der Schillerstraße 34 hatte, zieht um. Die Kinderärztin: „Seit Anfang des Jahres ist meine angestellte Kollegin voll eingestiegen. Deshalb wurde der Platz in der bisherigen Praxis knapp.“

Ein Behandlungszimmer mehr in neuer Praxis

Der Umzugswagen steht vor der bisherigen Praxis von Kinderärztin Ioana Oprea in der Schillerstraße in Horb. Foto: Jürgen Lück

Deshalb zieht sie mit ihrem Team jetzt ins MVZ Horb um. Oprea: „Dort gibt es mehr Platz. Wir haben ein Behandlungszimmer mehr. Wir hoffen, durch die neue Praxis die Effizienz zu steigern und die Wartezeit zu verringern.“ Wenn das so funktioniert, dann könne es durchaus sein, dass man mehr Kapazität für Patienten als bisher hat.

Die Praxiseröffnung im MVZ Horb wird am Dienstag, 4. November, sein.

Landkreis Freudenstadt liegt ganz hinten

Doch was macht der Kampf um Kinderärzte für Horb? Der Landkreise Freudenstadt lag mit einem Versorgungsgrad von 76 Prozent bei Kinderärzten ganz hinten. jetzt meldet die kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg: „Durch zwei zusätzliche Kinderärztinnen konnten die Kapazitäten aufgestockt werden. Damit entspannt sich die Versorgungslage vor Ort im Landkreis Freudenstadt.“

Eine der Ärztinnen arbeitet in der neuen Praxis von Ioana Oprea. Wo die andere jetzt arbeitet, will die Kassenärztliche Vereinigung (KV) nicht sagen. Pressesprecher Kai Sonntag: „Sonst steht in dieser Praxis das Telefon nicht still.“

Zwei neue Kinderärzte schließen Teil der Nagel-Lücke

Er betont aber, dass die beiden neuen Kinderärztinnen die Versorgungslage verbessern. Denn: Michael Nagel hatte 2,5 Kassensitze. Durch die beiden Ärztinnen, die durch die Fortbildung in Praxen gewonnen wurden, sind jetzt 1,25 Kassensitze für Kinderärzte neu besetzt. Laut KV handele es sich einmal um einen halben Sitz und einen Sitz zu 75 Prozent.

KV-Vorständin Doris Reinhardt: „Wir freuen uns besonders, dass es gelungen ist, die beiden Kinderärztinnen im Landkreis zu halten“, betonte. Die KVBW fördere die Weiterbildung mit hohen Summen.

Zusätzlich stärkte das Land Baden-Württemberg im Jahr 2024 die ambulante Pädiatrie durch weitere Fördergelder. „Insgesamt sind in den Jahren 2023 und 2024 rund 88 000 Euro Förderung aus den Honoraren der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, den Krankenkassen und dem Land in die kinder- und jugendärztliche Versorgung im Landkreis Freudenstadt geflossen.“