Nicht nur in Calw müssen Schwäne mit Abfall rund um ihr Nest kämpfen. Doch dort wurden die Tiere mit Müll beworfen. Wir haben nachgefragt, was für gesundheitliche Folgen das haben kann.
Dass Tiere im Müll leben müssen, ist für viele bereits schlimm genug. Die leeren Getränkedosen, Verpackungen oder Zigarettenschachteln bilden nicht nur ein unschönes Bild für Passanten. Sie bergen auch gesundheitliche Risiken – und das, obwohl es der Schwanen-Nachwuchs bereits schwer genug hat.
In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zum Tod der kleinen Küken, die durch Raubtiere oder andere Umstände ums Leben kamen. Kann auch der Müll rund um das Schwanennest zum Ende der Schwäne führen?
In Calw hat sich das Schwanenpaar in diesem Jahr einen neuen Nistplatz gesucht. Dort wurden Tiere und Nest von Passanten mit Abfall beworfen. Die Stadt erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dass der Müll nicht entfernt werde, um die Tiere nicht zu stören. Der Stress könne dem Nachwuchs ebenfalls zum Verhängnis werden, wenn die Eltern dadurch das Nest verlassen.
Ob der Müll in Calw nun zu ernsteren Folgen für die Schwäne führt, hängt von der Art des Abfalls ab. Plastikfolien werden von manchen Vögeln oft zum Nestbau verwendet, in dieser Form besteht kein großes Risiko, erläutert Mara Müssle, Pressesprecherin des Landratsamt Calw in Absprache mit der Fachabteilung Verbraucherschutz und Veterinärdienst.
Müll kann zum Tod führen
Werden Plastikteile hingegen verschluckt, weil sie zum Beispiel an Nahrungsresten haften, können die Stücke zur „Verlegung des Magen-Darmtrakts“ führen. Also, dass der Magen-Darmtrakt teils oder vollständig verschlossen wird, und damit verstopft. „Im schlimmsten Fall kann dies zum Verenden der Tiere führen“, erläutert das Landratsamt.
Eine größere Gefahr geht jedoch von den leeren Getränkedosen aus. „Die scharfen Kanten können Schnittverletzungen zufügen.“ Wie gefährlich diese Schnitte für das Leben der Tiere ist, kommt darauf an, wie tief die Verletzung ist und an welcher Stelle der Schnitt sitzt.
Besonderes Risiko bergen Schnüre
Hinzu kommt die Vergiftungsgefahr für die Schwäne durch Tabakreste in den leeren Zigarettenschachteln und das dort enthaltene Nikotin. Ebenfalls bergen schnurartige Abfallreste, beispielsweise Angelschnüre, Risiken. Die Tiere könnten sich darin verfangen, sich im schlimmsten Fall selbst erdrosseln.
Diese Risiken bestehen also aktuell für das Schwanenpaar- doch auch für den angekündigten Nachwuchs.
Ob die Tiere überhaupt den Müll rund um ihr Nest beachten, kann man dabei nicht genau sagen. „Welcher Müll für Schwäne besonders attraktiv ist, ist nicht bekannt“, kommt vom Landratsamt auf Nachfrage. Es kann also genauso gut sein, dass die Tiere diesen einfach ignorieren.
Wie die Stadt Calw bereits unserer Redaktion erklärte, werde der Müll nicht entfernt, um die Tiere nicht zu stören. Wie sieht das Veterinäramt dies?
Fatale Folgen, wenn Eltern Brut verlassen
„Es handelt sich um frei lebende Tiere. Da sich nicht nur im Nestbereich, sondern auch in der Nagold, im Uferbereich und dem Stadtgelände weggeworfene Gegenstände beziehungsweise Müll befinden können, besteht leider jederzeit die Möglichkeit, dass Müll die Tiere gefährdet“, erklärt dieses. Die Möglichkeit, dass die Eltern gestört werden und die Brut verlassen, hätte „fatale Folgen für die Eier“.
Bezüglich des Mülls würden laut Veterinäramt aufklärende Hinweisschilder die Menschen davon abhalten, die Tiere zu stören oder mit Gegenständen abzuwerfen. „Dies hat leider bei unverständigen Menschen nicht immer den gewünschten Erfolg.“
Dennoch sollten die Bürger stets dazu aufgerufen werden, für eine saubere Stadt und damit auch einen sicheren Lebensbereich für die Schwäne zu sorgen. Dazu gehört, „den eigenen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen und auch herumliegenden Müll von anderen in die Papierkörbe zu werfen“, betont das Landratsamt.