Das ehemalige IBM-Gelände in Vaihingen. Foto: Leif Piechowski

Stuttgarts OB Fritz Kuhn bekommt wohl grünes Licht für weitere Gespräche mit den Insolvenzverwaltern. Der CDU, den Freien Wählern und der FDP geht das zu schnell.

Stuttgart - Bei der Weichenstellung für die Zukunft des ehemaligen IBM-Geländes in Vaihingen dürfte OB Fritz Kuhn (Grüne) noch diese Woche einen Schritt weiterkommen. Am Donnerstag wird der Gemeinderat wohl den Zielbeschluss fassen, den Campus zu einem modernen Gewerbegebiet für Forschung und Innovation mit Wohnungen und etwas Handelsfläche für die Nahversorgung zu entwickeln.

Der CDU, den Freien Wählern und der FDP geht das etwas zu schnell. Dennoch drückte Kuhn am Dienstag im Technik-Ausschuss aufs Tempo: Die Gläubigerbank des letzten Eigentümers und dessen Insolvenzverwalter hätten ursprünglich schon auf Ende Juni ihren Rückzug aus dem Areal angedroht. Dann würde das Gelände herrenlos werden, und am Ende müsse die Stadt den Unterhalt der vier denkmalgeschützten Bauten nach Entwürfen des Architekten Egon Eiermann bezahlen – „monatlich im Schnitt 180 000 Euro“. In Gesprächen habe man nur Aufschub bis Ende September erreicht, sagte Kuhn. Daher will er den Insolvenzverwaltern schnell Hoffnung auf eine Verwertung des Geländes machen – und sie bewegen, weiter zu zahlen. Kuhn: „Das Risiko einer Verschiebung ist erheblich.“

Thema Bürgerbeteiligung und Anliegen der Fraktionen einarbeiten

Alexander Kotz (CDU) sah es anders: Die Insolvenzverwalter hätten nur diese Chance und müssten im Gemeinderat keinen Widerstand gegen das Konzept fürchten. Man brauche nur mehr Zeit: „Ein Projekt dieser Größe kann man nicht binnen einer Woche im Handstreich angehen, immerhin redet die Verwaltung von bis zu 1500 Einwohnern – so viele wie im Asemwald.“ Außerdem hatte der Bezirksbeirat sich überfahren gefühlt und Kuhns Vorlage am Dienstag vergangener Woche abgelehnt. Am Dienstagabend dieser Woche beriet er erneut – dem wollte der Ausschuss am Morgen nicht vorgreifen. Deshalb reichte man den Vorschlag zur Entscheidung direkt an den Gemeinderat weiter. Heute will Kuhn in das Papier noch etwa das Thema Bürgerbeteiligung und die Anliegen der Fraktionen einarbeiten. Den ausreichenden Anschluss des Gebietes ans Busnetz hielten die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG für möglich, sagte Kuhn zu entsprechenden Wünschen. Die Kosten würden aber erst untersucht, wenn der Zielbeschluss gefallen sei. Ob man ein Parkhaus in den Wald zwischen heutigen Parkplätzen und A 831 baue, wie es das im Kolloquium erarbeitete Rohkonzept vorsieht, werde man noch sehen.

Grüne und SPD meldeten gegen die Rodung größte Bedenken an, obwohl sie das Konzept unterstützen. Für eine ersatzweise Aufforstung im Stadtgebiet hätte man keine Fläche. Der Eingriff sei auch nicht nötig. Die beiden Fraktionen denken eher daran, die bisher angepeilte Steigerung der Geschossfläche auf 193 000 Quadratmeter zu begrenzen und auf bisherige Parkplätze zu konzentrieren – doch im Kolloquium hielt man das vorgeschlagene Maß der Neubebauung für notwendig, damit Investoren die Denkmale für 85 bis 100 Millionen Euro sanieren.

Die Fragen seien lösbar, wenn man sie lösen wolle, sagte Kuhn. Den Vorwurf der CDU, wie hier hätte er auch im Fall der historischen Villa Berg ein Investorenprojekt im Park ermöglichen müssen, wies der OB zurück: „Dieser Vergleich hinkt an etwa 25 Stellen.“ Die drohenden Sanierungskosten und die Qualität des Parks seien nicht vergleichbar. Die Stadt könne sich in Vaihingen nicht für wenig Geld in den Besitz des Geländes bringen. Werde es herrenlos, käme es in den Zugriff des Fiskus. Lehne dieser die Übernahme ab, würde die Zwangsversteigerung folgen. Das könne bis 2016 dauern. Mit Interessenten wäre kaum zu rechnen. Wer das Gelände wolle, bekomme es mit den Forderungen der Gläubigerbank zu tun. Die bedeutenden Denkmale würden verfallen.