Die Ansprechpartner des Diakonieverbands, Bert Rubacek und Shirley Sieg, mit Betreuer-Ehepaar Treffinger (von links). Foto: Stöß

Menschen, die eine sinnvolle Aufgabe suchen, bietet sich nun die Gelegenheit, ein besonderes Ehrenamt zu übernehmen. Auch im Landkreis Calw werden gesetzliche Betreuer gesucht. In den kommenden zehn Jahren wächst der Bedarf an Betreuern stetig an.

Kreis Calw - Der Wunsch der meisten Menschen ist, das eigene Leben völlig frei und selbstständig bestimmen zu können. Doch gibt es Vorkommnisse, aufgrund derer man Hilfe und Unterstützung von außen braucht. Vom Betreuungsrecht sind erwachsene Menschen betroffen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst regeln können. Deshalb ist es eine gute Sache, dass es Menschen gibt, die helfen können.

Die Altensteiger Eheleute Eleonore und Matthias Treffinger üben dieses besondere Ehrenamt seit acht Jahren aus. Nach der Definition des hiesigen Betreuungsvereins, dem Diakonieverband Nordschwarzwald, sind sie somit "Helden des Alltags".

Beitrag zu einer Veränderung in der Pflegesituation

Die Aufgabenbereiche sind in vier Hauptthemenfelder geteilt: Geldangelegenheiten, Gesundheit, Aufenthalt und Schriftverkehr mit Behörden. Dabei sei wichtig zu wissen, dass niemals der Wille des Betreuten missachtet werde. Hatte man früher von Entmündigung gesprochen, zähle heute ausschließlich der Wille des Betreuten. Dies ist eindeutig und klar im bürgerlichen Gesetzbuch geregelt. Es bedeutet aber auch, dass sich der Betroffene um seinen Willen kümmert, so lange er dazu selbst in der Lage ist.

Eleonore Treffinger und ihr Mann betreuen derzeit jeweils sechs Menschen. Das ist die mögliche Höchstzahl.

Im Vordergrund sehen die beiden "das gute persönliche Miteinander zwischen Betreuer und Betreuungsperson". Dass hier und da schon auch einmal der intensive Austausch mit Behörden oder einem Pflegeheim stattfinden muss, sei eines der vielen interessanten Bestandteile dieser Tätigkeit.

Man setzt sich, sozusagen im Namen des Hilfsbedürftigen, "auch mit der Heimleitung direkt auseinander, wenn es sein muss", erklärt Eleonore Treffinger. Beispielsweise wenn man merke, dass im Pflegebereich etwas schief laufe. So kam es sogar schon einmal vor, dass ein eklatanter Mangel aufgedeckt wurde, der am Ende in einer Anzeige mündete. Für Matthias Treffinger war diese einerseits eine "schlimme Situation". In der Sache selbst aber handelte es sich um ein höchst befriedigendes Ergebnis. Denn so habe man zu einer Veränderung der Pflegesituation beigetragen.

50 Betreuer im Kreis tätig

Doch nicht nur solche extreme Dinge machen diese Tätigkeit so erfüllend. Das Ehepaar unisono: "Es gibt kleine Dinge des Alltags, die einem selbstverständlich leicht von der Hand gehen, für andere aber wie eine unlösbare Aufgabe erscheinen. Wie zum Beispiel ein Formular auszufüllen." Die Treffingers weiter: "Schon alleine das beglückende Lächeln, mit denen einen die Menschen bei unseren Besuchen empfangen, ist für uns Lohn. Oder wenn wir an Weihnachten von einem älteren Herrn ein selbstgebasteltes Geschenk erhalten, freut man sich besonders." Apropos Lohn: Für eine Betreuung wird eine pauschale jährliche Aufwandsentschädigung von 399 Euro gezahlt.

Damit überhaupt eine gute Betreuung stattfinden kann, greifen im Landkreis mehrere Rädchen ineinander. Es wirken das Betreuungsgericht, das Landratsamt (als Betreuungsbehörde) mit; dies in Zusammenarbeit mit dem Betreuungsverein der Diakonie im Landkreis. Dort helfen Bert Rubacek und Shirley Sieg den Ehrenamtlichen mit Rat und Tat. Denn immer wieder gibt es Fallkonstellationen, die Fragen aufwerfen. Weil alles so gut klappt, fällen die Treffingers das einmütige Urteil, dass "unsere Tätigkeit eine Bereicherung für unser Leben darstellt".

Nun wird um neue Betreuer geworben. Denn zum einen werden die 50 Betreuer, die derzeit landkreisweit tätig sind, älter. So dass in den nächsten 10 Jahren manch ein Tätigkeitsende voraussehbar ist. Zum anderen wächst die Zahl der Menschen, die betreut werden müssen.