Noch heute findet sich in vielen Überauchener Haushalten Geschirr aus der Tongrube. Kürzlich gab es bei der Einweihung des Brigachtaler Geschichtspfads Informationen dazu.
Die Einweihung des Brigachtaler Geschichtspfads im September war ein großes Ereignis und lockte trotz Regenwetter viele Bürger an, die auf dem Pfad wanderten.
An diesem Tag wurde nicht nur der Geschichtspfad eröffnet, Datum war auch der Tag des offenen Denkmals – und das offene Denkmal am Geschichtspfad war die Tongrube. Hier hatte Josef Vogt, der sich sehr viel mit der Geschichte der Tongrube beschäftigt hatte, einen Tisch aufgestellt mit Exponaten von Geschirr, das aus dem abgebauten Ton damals hergestellt wurde.
Hier wurde die wertvolle Weißtonerde gefunden. Diese wurde inmitten des Muschelkalkgesteins dort abgebaut. Da an dieser Stelle die Dolomitschicht wesentlich oberflächennaher als an anderen Orten anzutreffen war, war ein Abbau entsprechend einfacher und somit rentabler.
Wertvolle Tonerde am Haselberg
Im Jahr 1836 baten die Steingutfabrikanten Horn aus Hornberg und die Schramberger Steingutfabrikanten bei der Großherzoglich Badischen Forst- und Domänendirektion um die Genehmigung zum Abbau der wertvollen Tonerde am Haselberg – der Tongrube. Die Firmen mussten sich verpflichten, als Arbeitskräfte nur Bürger von Überauchen einzustellen.
Die ausgehobene Tonerde durfte nur durch die Bürgerschaft von Überauchen transportiert werden. Ausgenommen war jedoch, dass die Fabrikanten mit eigenem Fuhrwerk abfahren konnten, soviel ihnen möglich war.
Firma Horn betrieb die Grube in eigener Regie
Von 1840 bis 1875 betrieb die Firma Horn die Grube in eigener Regie, was für die Hornberger den Vorteil hatte, dass sie so viel Material abbauen konnten, wie sie benötigten.
Der Tonabbau war Schwerstarbeit, und so kamen nur kräftige Männer infrage. Für die Kleinlandwirte des Ortes war es eine willkommene Nebeneinnahmequelle, da es zur damaligen Zeit kaum eine andere Möglichkeit für einen Zusatzverdienst gab. Problematisch war die Arbeitszeit in den Sommermonaten, da hier die Landwirte mit der Heu- und Getreideernte beschäftigt waren.
Im Jahr 1875 betrieb die Gemeinde Überauchen dann die Grube selbst und handelte in diesem Zuge mit allen Firmen entsprechende Abnahmeverträge aus.
Mit Pferdefuhrwerken nach Hornberg und Schramberg
Bis zur Fertigstellung der Schwarzwaldbahn im November 1873 wurde das Material mit Pferdefuhrwerken nach Hornberg, Zell und Schramberg transportiert.
Mit der Verladung auf Güterwaggons in dem ein Kilometer entfernten Bahnhof Klengen konnte das Material auch an entferntere Orte wie nach Kaiserslautern oder in das Sudetenland geliefert werden. Die Gemeinde Überauchen erlaubte Abbau und Lieferung der Tonerde bis in die 1950er Jahre. Die Majolika-Fabrik Schramberg, die zuvor die Tonerde aus Überauchen bezog, stellte den Bezug ein, was zur Schließung der Weißtongrube führte. Noch heute findet sich in vielen Überaucher Haushalten Geschirr, das die Beschäftigten von den Firmen erhielten. Das bekannteste dürfte hier die Serie „Hahn und Henne“ sein.