Das Sanatorium Schömberg S1 im Jahre 1914 mit seinem ausgedehnten Park mit Wildgehege, Seeanlage und Wintergarten Foto: Archiv Heimat- und Geschichtsverein Schömberg

Schömberg hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Historie des Ortes ist Thema am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September.

Dank seines besonderen Heilklimas war Schömberg rund 80 Jahre ein weltbekannter Kurort für an Tuberkulose erkrankte Menschen. Die Entwicklung war rasant.

 

Die Zeit der Sanatorien Von 1890 bis 1910 entstanden vier große Sanatorien (Sanatorium Schömberg S1, Neue Heilanstalt, Dr. Herrlingers Heilanstalt, Sanatorium Charlottenhöhe). Im Laufe der Zeit boten auch Schömberger Bürger in ihren Häusern Zimmer für Heilung suchende Menschen an. Der Höhepunkt war in den 1950er-Jahren mit mehr als 900 000 Übernachtungen pro Jahr.

Das Sanatorium Schömberg S1 war das Flaggschiff unter den Schömberger Sanatorien. Es war das erste seiner Art in Württemberg und das größte in Schömberg. Als es 1998 abgerissen wurde, verschwand für viele alte Schömberger endgültig das Symbol ihres Kurorts.

Luftkurhaus errichtet

Angefangen hatte alles 1888, als Hugo Römpler das alte Gasthaus Hirsch in der Talstraße kaufte und ein Luftkurhaus einrichtete. Es hätte auch ganz anders kommen können, denn Römpler suchte auch anderen Orts, zum Beispiel in Bieselsberg, nach geeigneten Stätten für sein Luftkurhaus. Doch es sollte Schömberg sein, das sich dann für rund 80 Jahre zum weltbekannten Kurort entwickelte.

Wie manch anderer an den Atmungswegen Erkrankter suchte Römpler Heilung in der Sonne südlicher Länder. Und wie andere auch, machte er die Erfahrung, dass die Heilungserfolge im darauffolgenden Winter in der Heimat wieder verloren gingen.

Das brachte ihn auf die Idee, die Heilwirkung der heimischen Mittelgebirge zu erproben. 1884 kam er auf einer Wanderung durch den Schwarzwald nach Schömberg, wo er einige Monate blieb.

Tüchtiger Kaufmann

Als sich Heilungserfolge einstellten, ahnte der tüchtige Kaufmann, dass man das Schömberger Heilklima nutzen könne und gründete das schon erwähnte Luftkurhaus mit 16 Zimmern für Kranke beiderlei Geschlechts. Römpler hatte die Lage richtig eingeschätzt, immer mehr Kranke kamen nach Schömberg.

Bereits 1890 wurde ein Arzt, Johannes Baudach, eingestellt. Da es in Württemberg kaum Alternativen gab, entwickelte sich ein regelrechter Massenandrang ins S1. Waren es 1893 noch 150 Kranke mit etwa 7500 Verpflegungstagen, stieg die Zahl bis 1898 auf 671 mit ungefähr 35 500 Verpflegungstagen.

Dieser Boom blieb nicht ohne Folgen. Eine staatlich angeordnete Besichtigung durch den Oberamtsarzt aus Neuenbürg 1897 ergab, dass (Zitat) „außer in den zwei konzessionierten Krankenhausbauten Lungenkranke auch in 7 vom Anstaltsbesitzer gemietheten Bauernhäusern untergebracht sind, deren hygienischen Verhältnisse offenbar den heutigen Verhältnissen nicht genügen“ (Zitatende). Römpler handelte schnell. 1899 und 1902 entstanden Neubauten.

Um letztere finanzieren zu können, gründete Römpler eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Hauptanteilseigner er jedoch blieb.

Auch Kassenpatienten

Das Sanatorium Schömberg S1 war die erste ärztlich geleitete Einrichtung dieser Art, die neben Privatpatienten auch Kassenpatienten und Mitglieder der Rentenversicherung (LVA) aufnahm.

Nachdem die LVA eine eigene Heilstätte errichtet hatte und die Volksheilstätten entstanden waren, gab das Sanatorium Schömberg die Abteilung für unbemittelte Kranke 1907 auf. Damit ging ein Teil seiner Geschichte zu Ende. Der Massenbetrieb nahm drastisch ab. 1907 wurden noch 397 Kranke mit etwa 27 400 Verpflegungstagen gezählt.

Reisen in alle Welt

Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert trennten sich Römpler und sein Chefarzt Baudach. Letzterer gründete die Neue Heilanstalt. Sein Nachfolger wurde Adolf Koch, dem 1918 Arthur Walder folgte, der in dieser Funktion bis zum Verkauf der Heilstätte 1968 tätig war. Von seinen Reisen in alle Welt brachte Walder Bäume und Pflanzen mit nach Schömberg. Mit ihnen verwandelte er den Park des S1 in einen exotischen Garten, der Jahrzehnte zu den Sehenswürdigkeiten Schömbergs zählte.

Die Einrichtung überstand mit wechselnder Nutzung beide Weltkriege. Doch 1968 endete die Ära. Das Sanatorium wurde verkauft. Nach unterschiedlicher Nutzung und baulicher Vernachlässigung erfolgte 1968 der Abriss und auch der Park wurde vernichtet.

Reha und Berufsförderung Als in den 1960er-Jahren gegen Tuberkulose wirksame Antibiotika auf den Markt kamen, brach der Kurbetrieb innerhalb weniger Jahre zusammen.

Neue Ideen waren gefragt. Entstanden sind Reha-Kliniken und das Berufsförderungswerk, eine Einrichtung für berufliche Umschulung und Qualifizierung.

Tag des offenen Denkmals Der Heimat- und Geschichtsverein Schömberg lädt zum ortsgeschichtlichen Rundgang am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, ein. Beginn ist um 10 Uhr. Treffpunkt ist am Rathaus in Schömberg.