Aus aktuellem Anlass referierte Willy Schoch beim Seniorenwerk Wittichen im Gasthof „Martinshof“ zum Kloster Wittichen, das vor 700 Jahren gegründet wurde.
Durch ihren Biografen Berchtold von Brombach seien wertvolle Einblicke in Leben und Wirken der Klosterstifterin Luitgard erhalten, berichtet Reinhard Mahn.
Eine Zeittafel verdeutlichte wichtige und einschneidende Ereignisse aus der Klostergeschichte, die Schoch dann im Zuge seiner Ausführungen näher beleuchtete, wobei er geschickt jene Aspekte aufgriff und vertiefte, die im September beim Vortrag der Kirchengemeinde im Klostersaal nur gestreift wurden.
Schoch zeigte auf, wie mühsam und beharrlich Luitgard um ihr Kloster kämpfte. In den Herren von Geroldseck fand sie schließlich die nötigen Unterstützer, Schenkungen garantierten jährliche Einkünfte. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ tiefe Spuren, wenn auch Plünderungen durch hohe Geld- und Sachleistungen abgewendet werden konnten. Mitten im Krieg dann die wundersame Entdeckung, dass sich Luitgards Gehirn fast 300 Jahre nach der Bestattung noch immer in „lebensfrischem“ Zustand befand, was eine weitere Welle ihrer Verehrung auslöste.
Unterhaltspflichten für Kirchen und Gebäude
1802 brach die Säkularisierung über die Klöster herein, mit dramatischen Folgen, wie Schoch aufzeigte. Auch Wittichen wurde als schon Jahrhunderte bestehendes geistiges und kulturelles Zentrum mit allem Besitz aufgehoben und damit ausgelöscht. Es wurde den Fürsten von Fürstenberg als „Zivilbesitz“ zugeschlagen.
Allerdings erbten sie auch die Unterhaltspflicht für Kirchen und Gebäude sowie Pensionszahlungen an ausscheidende Nonnen. Zum Zeitpunkt der Aufhebung waren neben der Äbtissin 21 weitere Ordensfrauen im Kloster. Es folgten nun Priester als Seelsorger für die Nonnen, die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche umgewidmet, die verbliebenen Ordensfrauen zogen sich in den Äbtissinnenbau („langen Bau“) zurück, wo 1841 die letzte Nonne verstarb. Die ungenutzten Gebäude verfielen zusehends.
In den 1850er-Jahren begannen Abrissarbeiten, übrig blieben danach lediglich die ehem. Klosterkirche, der Äbtissinnenbau, die Klostermühle sowie der Pferdestall. Beim Bau einer Wasserleitung stieß man 1961 auf ein altes klösterliches Gewölbe. Schätze barg es keine mehr, jedoch Scherben von Ofenkacheln konnten in die Gründungszeit des Klosters datiert werden.
Rückgabe an Kirchengemeinde
1979 schließlich erfolgte zusammen mit einem Zuschuss für dessen Sanierung die Rückgabe des Langbaus an die Kirchengemeinde. Gleichzeitig kamen wertvolle Ausstellungsstücke für das im Aufbau befindliche Museum nach Wittichen zurück. Aber nur durch enorme Eigenleistung konnten Pfarrsaal und Pfarrerwohnung zum Luitgardfest 1980 eingeweiht werden.
Nach den zeitgeschichtlichen Fakten wandte sich Schoch baugeschichtlichen Besonderheiten zu, wobei das Renaissance-Portal kreisweit eine Perle darstelle. Auch die Decke der Klosterkirche sei ein Kleinod, um 2010 erfolgte eine fachgerechte Restaurierung der bemalten Holzdecke sowie der Wandflächen.
Schoch wandte sich auch der Innenausstattung der Klosterkirche zu, wobei er, sofern feststellbar, zu allen Gegenständen eine zeitliche Einordnung und die Künstler parat hatte. Neben weiteren Grabmalen rage im Kirchenschiff die Grablege Luitgards mit einem Gemälde des Rottweiler Malers Johannes Achert heraus, das zudem eine Vorstellung von der Klosteranlage erlaube.
Die Zuhörer dankten Schoch mit viel Beifall für seine detaillierten und lebendigen Einblicke zu den wichtigsten Punkten der Klostergeschichte.