Karl Speidel mit seinem Wagen "Vom Korn zum Mehl" Foto: Vögele

In der Schlussphase des Pop-Up-Museums in Vöhringen bot das Rahmenprogramm nochmals einiges auf.

Vöhringen - Über den Kirnwaldprozess 1750 referierte Karl Stephan. Es war die Zeit des Absolutismus mit Herzog Eberhardt Ludwig von Württemberg als Regent. Der Untertitel "Als die Vöhringer den Aufstand wagten" umriss nicht nur den Sachverhalt, sondern zeigte auch immer wieder den Mut des Dorfvogts Pankratius Birk zum politischen Ungehorsam, jedoch zum Wohle der Bürger. Dem konnte man nur Respekt zollen.

Schon in den Jahren 1723 bis 1750 war der Kirnwald ständig ein Streitpunkt zwischen Vöhringen und Rosenfeld. Die Vöhringer verweigerten sowohl die Anerkennung nach Neuvermessungen, als auch Fron- und Zinsdienste.

Ort will Prozesskosten nicht übernehmen

Der eigentliche Prozess fand erst 1750 statt. Vöhringen klagte auf den Kirnwald als Teil des Weilers Beuren. Die Klage wurde verworfen. Der Ort weigerte sich 1758 die Prozesskosten zu bezahlen. Er wurde 1761 von württembergischen Soldaten besetzt und gezwungen, die Vermessung des Kirnwalds anzuerkennen. Heute liegt der Kirnwald auf Vöhringer Markung. Besitzer ist die Stadt Rosenfeld.

Ein weiteres Thema war der Gipsabbau in Vöhringen. Darüber sprach Rolf Lupold, wohnhaft in Iphofen, Inhaber des Friedrich Lupold Gipswerkes. Die Linde konnte die interessierten Besucher kaum fassen. Er ging zunächst auf die Entstehung des Gesteins in der Eiszeit ein. Eine Karte zeigte Gipsvorkommen in Deutschland auf. Gips war Mangelware, wurde jedoch auf den Feldern gefunden. Dies waren Gründe für Friedrich Lupold, ein Gipswerk zu errichten, das seit 1949 besteht, aber inzwischen stillgelegt ist.

Vom Gestein bis zum Abtransport der Gipssäcke

Neben anderen Verfahren zeigte Lupold die einzelnen Stufen des Doppelbrandverfahrens auf, nach denen in Vöhringen Putzgips hergestellt wurde. Bilder veranschaulichten die Abläufe in der alten Halle vom Gestein bis zum Abtransport der Gipssäcke. Weitere Aufnahmen zeigten den alten Steinbruch, frühere und heutige Sprengweisen und Maschinen im Einsatz. Rigips, Knauf Gips, REA Gips, Abbau und Renaturierung waren weitere Themen, ebenso die Holzverarbeitung im Sägewek Lupold. Rege Gespräche gab es um persönliche Bilder von der ehemaligen Belegschaft.

Alte Gerätschaften präsentiert

Am Sonntag war nochmals das Wagengespann von Karl Speidel zur Schau gestellt, das den Werdegang vom Korn zum Mehl darstellte. Alte Gerätschaften wie ein Hudel, Garbenseile, eine Semmerin und vieles mehr konnte man sich von ihm genau erklären lassen. Eine Schrotmühle, eine Sähmaschine und ein Anhängepflug aus den 1950er-Jahren wurden gezogen von einem Wahl Traktor, Baujahr 1949, einem Fendt "Dieselross" von 1954 und einem Deutz Traktor Baujahr 59 mit 15 PS.

Am Nachmittag beehrte Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss noch das Pop-Up-Museum mit ihrem Besuch.