Viele Zuhörer haben sich eingefunden, die das Thema Nachhaltigkeit zu früheren Zeiten spannend finden. Foto: Ziechaus

Wie nachhaltig war das Leben auf den weitgehend selbstständigen Höfen im Schwarzwald vor mehr als 200 Jahren? Der Frage ging nun Architekt Stefan Blum aus St. Georgen nach.

Schramberg-Tennenbronn - Bei seinem Vortrag für das Heimathaus Tennenbronn im katholischen Pfarrsaal betrachtete er die Subsistenzwirtschaft der eigenständigen Höfe, die mit der Selbstversorgung ihren Lebensunterhalt sicherstellten. Das bedeutete die vollständige Ausnutzung aller Ernteerzeugnisse aus Feld, Wiese und Wald.

In den wenig fruchtbaren Tälern und Berghängen im Schwarzwald musste mit einer geschickten Fruchtfolge in einem mindestens dreijährigen Turnus die Fruchtbarkeit der Böden erhalten werden. Dazu diente auch das Reutbergbrennen, bei dem die Asche des Niederwalds als Dünger genutzt wurde, um die kargen Erträge zu sichern.

Wo welche Bäume setzen?

Das Roggenstroh aus dem Handdrusch diente zum Eindecken und Ausbessern der Dächer (heute eher Schilfstroh). Neben dem schützenden großen Baum auf der Westseite der Höfe wurden Eschen für die Schneitelwirtschaft gesetzt, die Grünmasse für Futter und Einstreu fürs Vieh lieferten.

Zu den Besonderheiten der Schwarzwaldhöfe zählten die Hocheinfahrten zur besseren Einlagerung von Heu und Stroh. Eine Vielfachnutzung war üblich für die Wärme im Haus: Mit dem Herd wurde nicht nur gekocht und geheizt; der Rauch wurde in die Räucherkammer geleitet und in die Scheune durch die dort gelagerten Garben zum Nachreifen und Trocknen gegen Pilzbefall; zuletzt diente er auch zum Beizen des Dachgebälks. Mit der Asche wurde zwei Mal im Jahr die Wäsche gewaschen.

Nutzung von Wasser

Besondere Beachtung und Nutzung fand das Wasser aus dem Brunnen zum Trinken von Mensch und Vieh; floss dann durch die Abortgrube und von dort als Abwasser in verschlungene Gräben am Hang unterhalb des Hofs. Am Ende des Grabensystem floss das Wasser weitgehend geklärt in einen Teich und in einen Bach. Unser Abwasser heute ist mit einer schier unglaublichen Menge von bis zu 30 000 problematischen Stoffen "angereichert", die kaum noch zu klären sind.

Die Energie von bewegtem Wasser zum Antrieb von Mühlen oder einer Transmission ist seit etwa 150 Jahren ersetzt durch zugekaufte elektrische Antriebe, die einen ungeahnten technischen Fortschritt ermöglichten. Man sollte aber bedenken, dass in einem endlichen System kein unendliches Wachstum möglich ist. Trotz aller Forschung gebe es kein belastbares Wissen über den richtigen Umgang mit Bauholz, musste Stefan Blum einräumen, warum Holz einzelner Höfe seit ihrem Bau um 1550 bis heute halte. Allein mit Bescheidenheit sei auch die Frage nicht zu beantworten, warum seine eigene Oma von einem Hektar Land und zwei Kühen im Stall leben konnte.