Das Miteinander der Anlieger und Generationen wird bis heute bei den Bürgervereinigungen mit jährlichen Festen gefeiert – wie hier beim Waldfest der RPPR am Cornelishof im Juli 2008. Foto: Ziechaus

Die Bedeutung der Kirchen für den Einstieg in professionelle Sozialarbeit in Tennenbronn haben Eduard Kopp und Maria Fleig bei ihren Vorträgen im katholischen Pfarrsaal belegt.

Schramberg-Tennenbronn - "Mir halte zemme", behauptete die Heimathausgruppe im letzten Teil ihrer Reihe zur Vereinigung von Katholisch- und Evangelisch-Tennenbronn vor 100 Jahren.

Krankenpflege

Schon vor der Vereinigung der eng benachbarten Dörfer mit ihren vielen Höfen in der weiten Umgebung gab es seit etwa 1882 erste Anzeichen für den sozialen Zusammenhalt, verwies Eduard Kopp auf eine Organisation der Krankenpflege. Seit Januar 1888 boten zwei Ordensschwestern, die im katholischen Pfarrhaus wohnten, für alle Bedürftigen eine Krankenpflege. 1894 wurde für 1,50 Mark pro Quadratmeter der Baugrund für das Schwesternhaus erworben und schon zwei Jahre später das Haus in der Hauptstraße 18 eingeweiht. Von dort aus erreichten die Schwestern meist zu Fuß ihre Einsatzstellen zur Nachtwache bei Kranken, ob auf der Höhe am Falken oder auf der Ecke.

In Jahr der gemeinsamen Dorfgründung bot auch der evangelische Frauenverein Hilfe bei Krankheitsfällen oder Unfällen. Ab 1936 übernahmen Diakonissen die Arbeit und seit 1952 erreichten sie ihre Einsatzstellen auch mit einem Motorrad oder Moped. Eine Pflegestation gab es seit 1955 im Kindergarten in der Löwenstraße und eine weltliche Pflegerin seit 1984 im Josefshaus, das bis 2006 für seniorengerechtes Wohnen erneuert wurde. Seit 1954 gab es zudem die Dorfhelferinnenstation.

Hebammen und Lebensmittel

Maria Fleig stellte die Geschichte der Hebammen in Tennenbronn vor. Vor 100 Jahren waren Hausgeburten üblich, zu denen die Hebamme Veronika Hermann zu Fuß oder auch per Fuhrwerk bei Sturm und Schnee eilte. Anna Maria Breithaupt und Veronika Haas waren bis etwa 1955 für Hausgeburten und Versorgung auf den Höfen im Einsatz, bis 1992 auch Amalie Kaltenbacher.

Bei Notschlachtungen wurde das Fleisch der Tiere über die Freibank im Ort verkauft, seit 1993 gab es einen Kühlraum im Remsbachhof. Mit Getreide hilft der Fruchtversicherungsverein; mit Holzspenden der Waldbesitzer werden seit über 120 Jahren abgebrannte Gebäude wieder aufgebaut.

Hilfe zur Selbsthilfe

1989 entstanden aus einer Notlage bei einer Familie heraus die "Bürger für Bürger", die bis heute mit mehr als 60 Mitgliedern Hilfe zur Selbsthilfe in Notlagen von örtlichen Familien anbieten, inzwischen streng kontrolliert vom Finanzamt. Daraus ist das beliebte Kinderferienprogramm mit vielen Vereinen geworden.

Selbsthilfe ist auch bei den vier Bürgervereinigungen angesagt; 1958 wurde an Ramstein, Purpen, Purpenhalde und Reute (RPPR) ein Weg gemeinsam Instand gesetzt und unterhalten. Das Miteinander der Anlieger und Generationen wird bis heute bei den Bürgervereinigungen mit jährlichen Festen gefeiert, allerdings mit hohen Auflagen von Behörden. Das Jubiläum zur Vereinigung von Tennenbronn wird am 1. Juli in der Festhalle mit einem unterhaltsamen Programm vom Heimathaus gefeiert und am 3. und 4. September mit einem Dorffest mit mehr als 20 teilnehmenden Vereinen.