Die Nachtwächter vor dem Gasthaus Schiff in Horb Foto: Kultur- und Museumsverein

Eine fidele Nachwächterführung soll an diesem Freitagabend die Geschichte der Gasthäuser am Markt und im Tal erlebbar machen. Vorher geben sie schon die ersten Einblicke in die Historie.

Die Nachtwächter sorgten einst für die Einhaltung der Sperrstunde in den Wirtshäusern, weshalb sie sich mit den Horber Schild- und Gassenwirtschaften besonders gut auskannten.

 

An diesem Freitag, 4. Oktober, laden die Nachtwächter vom Kultur- und Museumsverein um 20 Uhr vor dem Rat- und Wachthaus zu einer erlebten Horber Wirtshausgeschichte.

Horbs erstes Gasthaus Horbs erstes Gasthaus stand am Marktplatz und wurde im Jahr 1277 erstmals erwähnt. Das „hospitium“ des Dankolf diente bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch als Rathaus, in dem sich die Magistratsmitglieder während der Ratssitzungen bei kostenfreier Zehrung schadlos hielten.

Direkt am Marktplatz gab es vier Wirtschaften

Die Nachtwächter erläutern, warum es für die Stadt auf Dauer billiger war, ein Rathaus zu erbauen, was um das Jahr 1420 dann auch geschah.

32 Wirtschaften für 250 Horber Bürger Für das Jahr 1774 weist eine Liste bei 250 Horber Bürgern 27 Schildwirtschaften und fünf Gassenwirtschaften aus. Direkt am Marktplatz standen einstmals vier Wirtschaften.

Es ist, als ob der verkrachte Student Johann Baptist Kiefer aus Nordstetten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem seiner Spottverse das Schicksal des Horber Marktplatzes vorausgesehen hätte: „Kommt ma uff da Marktplatz nuff, goand oam d’Auga erscht reacht uff; honderttausend Pflasterstoa uff’m Marktplatz ganz alloa.“ Von der einstigen Horber Wirtshausherrlichkeit am Markt ist nichts mehr übrig geblieben.

Horber Lieblingsbeschäftigung Dabei war das Wirtshausgehen bei den Horbern offensichtlich eine Lieblingsbeschäftigung, über die das von Carl Theodor Griesinger 1841 bearbeitete „Universal-Lexicon von Württemberg, Hechingen und Sigmaringen“ Folgendes ausführte: „Was den Charakter der Bewohner betrifft, so sind dieselben der Fröhlichkeit sehr ergeben; die Wirtshäuser sind viel besucht, der Wohlstand steht daher auf keiner allzu hohen Stufe.“

Diese Leidenschaft soll sogar mit ein Grund gewesen sein, dass in Horb keine Industrialisierung einsetzte, obwohl die Stadt schon seit 1866 über einen Eisenbahnanschluss verfügte.

Geistlichkeit sorgt für Umsatz Zu den Gästen in den Horber Wirtshäusern zählten auch die Mitglieder des Chorherrenstifts Heilig Kreuz sowie die zahlreichen Kapläne, die für die Betreuung der vier Kirchen in der Stadt zuständig waren.

Die Horber Geistlichkeit muss zu Beginn des 19. Jahrhunderts laut der generellen Klage der Bürgerschaft in den Schild- und Gassenwirtschaften wohl für einen beachtlichen Umsatz gesorgt haben.

Ein Verbot sollte übermäßiges Trinken verhindern Die übrigen Horber Schluckspechte können nach Auskunft der Nachtwächter ebenfalls auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. So verbot die hohenbergische Landesordnung, die von der Neckarstadt 1514 mitbesiegelt wurde, den Horbern das übermäßige Trinken. Wer zu tief ins Glas geschaut hatte, wurde entweder mit einer Geldstrafe belegt oder gar in den Diebs- und später in den Schurkenturm geworfen, in dem 1727 zwei neue Kerker eingebaut wurden.

Wein wurde an den Südhängen angebaut

In den Horber Wirtshäusern wurde bis ins 18. Jahrhundert hauptsächlich jener Wein ausgeschenkt, den die Mitglieder der bereits 1411 erwähnten Horber Urbansbruderschaft an den Südhängen des Neckar- und Grabenbachtals anbauten. Nachdem der nicht mehr rentable Weinbau in Horb wegen klimatischer Veränderungen und geänderten Konsumgewohnheiten gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Erliegen gekommen war, entwickelte sich Horb zur ausgesprochenen Bierstadt, die im 19. Jahrhundert zwei Dutzend eigenständige Brauereien vorzuweisen hatte.

Ebenso erblühte die Neckarstadt zu einem Zentrum des Hopfenanbaus und der Horber Hopfen bildete ein begehrtes Handelsgewächs.

Mehr kann man noch bei der Nachtwächterführung zu den Wirtshäusern am Markt und im Tal erfahren, zu der herzliche Einladung ergeht. Um eine Spende wird gebeten. Bei Regen fällt die Nachtwächterführung aus.